
Kunst als Stimme gegen Menschenhandel
Kunst als Brücke zwischen Ästhetik und Realität
In ihrer Eröffnungsrede betonte die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl, Gründerin der Initiative, die Bedeutung von Kunst als Brücke zwischen Ästhetik und der harten Realität des Menschenhandels. „Die Ausstellung lädt dazu ein, das Unsagbare sichtbar zu machen und den Opfern ihre Stimme und Würde zurückzugeben“, erklärte sie.
Zum Titel „Auferstehen aus dem Schweigen“ sagte Sr. Maria: „Im Wort Schweigen steckt das Wort ‚Eigen‘ – unsere Aufgabe ist es, den zahllosen im Dunkel Lebenden zum Auferstehen zu verhelfen, damit sie ihr eigenes Leben führen können.“
Anhand des Schicksals einer jungen Frau, die als Minderjährige nach Österreich verschleppt und zur Prostitution gezwungen wurde, machte sie das Leid und die Entmenschlichung durch Menschenhandel deutlich. Zugleich erinnerte sie daran, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte jedem Menschen Freiheit, Würde und Schutz zusichert.
Vivien Kabar: „Schweigen lässt Menschen verschwinden“
„Schweigen lässt Menschen verschwinden, noch während sie leben.“ – Mit diesem Satz brachte Künstlerin Vivien Kabar auf den Punkt, was sie in ihrer Arbeit sichtbar macht: das fortdauernde Schweigen über Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch. „Diese Ausstellung widmet sich dem, was verschwindet, ohne dass jemand es bemerkt: dem gestohlenen Körper, dem gebrochenen Willen, der ausgelöschten Würde“, so Kabar. „Menschenhandel ist die organisierte Auslöschung von Menschsein – meine Arbeit versucht, das Unsagbare in eine Sprache aus Licht, Struktur und Schmerz zu übersetzen.“
Kabar betonte, dass Gewalterfahrungen in jungen Jahren lebenslange Spuren hinterlassen. Gewalt ende nicht mit der Tat – sie wirke weiter, leise und zersetzend, sichtbar in Rückzug, Misstrauen und Ohnmacht. Ihre Werke zeigen den stillen Kampf um Wiederauferstehung – „die Geburt des Phönix“, wie sie es nannte.
Rund 60 Gäste waren zur Vernissage gekommen unhd zeigten sich sehr betroffen von der Thematik. (c) Martin Maria Eder
Ein starkes Zeichen am Europäischen Tag gegen Menschenhandel
Die Ausstellung startete offiziell am 18. Oktober, dem Europäischen Tag gegen Menschenhandel. Seit über zehn Jahren erinnert die kirchliche Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“ an diesem Datum an das Schicksal der Opfer und fordert ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein.
Menschenhandel ist nach Drogenhandel die zweithäufigste illegale Wirtschaft der Welt. Laut der EU-Kommission (Jänner 2025) betrifft fast die Hälfte aller Fälle sexuelle Ausbeutung – 92 Prozent der Opfer sind Frauen. An zweiter Stelle steht die Ausbeutung der Arbeitskraft, gefolgt von Kinderhandel.
Auch in Österreich findet Menschenhandel statt – oft im Verborgenen. „Mehr als 90 Prozent der Frauen, die hier in der Sexindustrie ausgebeutet werden, stammen aus dem Ausland“, erklärte Sr. Maria. „Ekel, Scham und Todesangst sind ihre ständigen Begleiter – während der Sexkauf gesellschaftsfähig geworden ist.“
Sie erinnerte daran, dass die Nachfrage den Markt bestimmt: „Ohne Freier kein Menschenhandel.“
Das Team der Initative. (c) Martin Maria Eder
Aufklärung, Prävention und Solidarität
Die von SOLWODI (Solidarity with Women in Distress) getragene Initiative setzt auf Aufklärung – durch Vorträge, Diskussionen und Begegnungen. Das steigende Interesse von Schulen, Vereinen und Pfarren zeige, dass sich in der Gesellschaft ein Bewusstsein für das Thema entwickle. Dennoch, so Schlackl, gebe es in der kirchlichen Präventionsarbeit „noch viel Luft nach oben“.
Grußworte und Mitveranstalter
Caritas-OÖ-Direktor Stefan Pimmingstorfer überbrachte die Grüße von Bischof Manfred Scheuer und betonte: „Die Ausstellung ‚Phönix‘ bringt das Unsichtbare ans Licht, gibt Betroffenen eine Stimme und uns allen einen Auftrag. Wegschauen ist keine Option.“
Auch Martin Punzenberger (CFO der Sparkasse OÖ), Landtagsabgeordneter Michael Nell und Vizebürgermeisterin Karin Leitner richteten Grußworte an die Gäste. Durch den Abend führte Maximiliane Buchner, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Kunstrampe der Sparkasse OÖ.
Kunstrampe by Sparkasse OÖ – Kunst mit Haltung
Mitveranstalterin war die Sparkasse OÖ, die sich seit ihrer Gründung 1849 der Förderung von Kunst und Kultur verpflichtet fühlt. Die Corporate Collection der Sparkasse umfasst heute rund 1.700 Werke mit Schwerpunkt auf oberösterreichischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Die Ausstellung „Phönix – Auferstehen aus dem Schweigen“ ist Teil dieser kulturellen Verantwortung und zeigt, wie Kunst gesellschaftliche Themen in den Mittelpunkt rücken kann.
Ausstellungsinformationen
Titel: Phönix – Auferstehen aus dem Schweigen
Künstlerin: Vivien Kabar
Veranstalter: Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in OÖ“ (SOLWODI Linz)
Kooperation: Sparkasse OÖ
Ort: Kunstrampe der Sparkasse OÖ | Tabakfabrik Linz, Haus Falk (3. & 5. Stock, ARTwalk)
Dauer: 18. Oktober – 26. November 2025
Öffnungszeiten: Montag–Freitag, 9:00 – 18:00 Uhr
Mehr Infos:
Eroffnungsrede Sr. Maria Schlackl SDS.pdf
Eröffnungsrede von Vivian Kabar.pdf
Fotogallerie: 2025 – Phönix – Auferstehen aus dem Schweigen.
Live-Mitschnitt: Phönix – Auferstehen aus dem Schweigen
www.solwodi.at
Kunstrampe | Sparkasse Oberösterreich