P. Josef Wilfings #Inselpost Nr. 25: Abschied und Rückkehr
Liebe Freunde und Bekannte,
wie ich in meiner letzten Mitteilung angekündigt habe, war ich im September in Österreich, um am Begräbnis unserer Mutter teilnehmen zu können. Meine Schwester sagte, es sei eine „stimmige Feier“ gewesen. Für mich war ein würdiges Abschiednehmen von unserer Mutter, die ihr ganzes Leben auf das Fortkommen ihrer drei Kinder ausgerichtet hatte. Im Blick zurück überwiegt die Dankbarkeit für dieses Leben, das mir Leben gegeben hat. Ich bin auch dankbar für die zahlreichen Menschen, die uns beim Abschiednehmen begleitet haben, mit einem besonderen Dank an die Ortsmusik im Nachhinein und von Ferne.
Wegen der vielen Geschenke (Pasalubong), die ich mitnehmen wollte, und die mir zu diesem Zweck gegeben waren, hatte mein Koffer beim Rückflug Übergewicht. Aber ich wollte nichts mehr entnehmen. Diese Prozedur werde ich mir aber beim nächsten Mal sparen. So bin ich seit mehr als zwei Monaten zurück und die Zeit vergeht wie im Fluge. Lange war ich mit der englischen Übersetzung meines Büchleins beschäftigt. Erst kürzlich sind die Exemplare in Druck gegangen, der sich letztlich doch verzögert. Keine Kultur ist um Ausreden verlegen.
Fest in der neuen Pfarre – Einkehrtag
Blick in die Sporthalle mit der Kirchengemeinde. In der ersten Reihe einige von den Mitarbeitern. (c) P. Josef Wilfing
Unsere Mitbrüder hatten im Juni ein neues Pfarrgebiet übernommen, dem der Titel „Mater Salvatoris“ (Mutter des Heilands) gegeben wurde. Am 11. Oktober hatten sie zum ersten Pfarrfest geladen. Den Vorsitz bei der Messe hatte der emeritierte Bischof Arrigo inne. Am erstaunlichsten für mich war, dass bereits viele Gruppen mit unterschiedlichsten Diensten existierten. Es gibt fast alles außer Kirche und Pfarrhof. Daher war alles wieder in der offenen Sporthalle organisiert, und ein Chor hat bereits den Gottesdienst mitbegleitet. Nichts geschieht aber, ohne im Anschluss zum Essen geladen zu sein. Die Gruppen hatten auch hier die Dienste gut organisiert. Mir schien, dass von den 500 Gottesdienstteilnehmern nahezu die Hälfte auch mit Essen versorgt wurde.
Am 19. Oktober unterzeichneten P. Hubert und der Bischof mit je einem Zeugen den Vertrag mit der Diözese, wo ich als Fotograf mit dabei war. Die Mitarbeiter der Pfarre kamen dann am 2. Dezember in unser Haus zu einem Einkehrtag, den P. Hubert geleitet hatte. Es waren über einhundert Menschen. Zumindest war unsere Kapelle so gefüllt, dass einige nur vom Innenhof aus am Gottesdienst teilnehmen konnten.
Fest der Salvatorianerinnen
Sr. Maria Tuyet mit Bruder, Schwester (Kantorin) und Vater. Die Mutter war vor ca. drei Jahren verstorben. (c) P. Josef Wilfing
Am Nachmittag desselben Tages hatten die Salvatorianerinnen zu einem besonderen Fest geladen. Die erste Schwester aus Vietnam, Sr. Maria Tuyet, legte ihre erste Profess ab. Dem geht ein jahrelanges Bemühen von Schwester Lida voraus, die in Vietnam stationiert ist, um dort Berufungen zu entdecken. Die Ausbildung findet auf den Philippinen statt. Zwei weitere Schwestern aus Vietnam befinden sich derzeit im Noviziat, das auch in unserer Nähe, in Buho, angesiedelt ist. Die Schwestern dürfen in Vietnam in der Öffentlichkeit nicht als solche erkenntlich sein. Das Tragen eines Ordenshabits ist verboten. So wird das Ordenskleid nur im Haus und in der Kirche getragen, sonst sind die Schwestern zivil unterwegs. Wir hoffen, dass die Arbeit in Vietnam bald weitere Früchte trägt.
Wir sind seit etwa 20 Jahre in Vietnam aktiv. Das ging zuerst nur über Mittelsleute, die uns bekannt machten. Inzwischen sind 16 junge Männer zu Priestern geweiht worden. Einige sind im Ausland tätig, andere haben weiterführende Studien begonnen. Wir erwarten, dass Vietnam bald zu einem eigenen Vikariat erhoben wird, da sie auch innerhalb des Landes bereits an drei Standorten aktiv sind. Die Ausbildung wird aber weiterhing zum Großteil auf den Philippinen geschehen, da die politischen Umstände dafür in Vietnam doch viele Einschränkungen auferlegen.
Privat
Am 21. Oktober konnte ich eine ehemalige Volontärin von Temesvar, die jetzt für drei Monate einen freiwilligen Dienst auf den Philippinen angenommen hatte, erstmals treffen. Mit ihr und einer Kollegin unternahm ich dann einen Spaziergang, um Manila ein wenig kennenzulernen, das ist vor allem die Innenstadt aber auch Chinatown. Die Zeit vergeht schnell, aber es wird vor der Abreise noch ein Wiedersehen geben.
Ausbildungsseminar
In der ersten Novemberwoche trafen sich Mitbrüder aus der Region Südost-Asien, die in ihren Ländern die Verantwortung für die Ausbildung tragen. Initiiert wurde dieses Treffen von P. Krisztof von Rom, der P. Hubert die Organisation vor Ort übertragen hatte. Diese Begegnung sollte dem Erfahrungsaustausch und der Weiterbildung dienen, wozu auch einige Referenten eingeladen waren. Ich selbst bekam allerdings nur P. Damian von Sri Lanka zu sehen, die anderen waren in anderen Häusern untergebracht. P. Prabu aus Sri Lanka hatte kein Visum erhalten.
Auch die Mitbrüder aus China konnten aus diesem Grund nicht kommen. Die Philippinen sind teilweise auch sehr restriktiv. Die Gründe für die Verweigerung kennt man nicht. Aus meiner Sicht muss man die Mitglieder der Kirche nicht unbedingt anders behandeln als alle, da eine Sonderbehandlung sehr schnell die Tür für deren Missbrauch von jeglicher Seite eröffnet.
Gründungsfest
Am 8. Dezember, der unser Gründungstag ist, erneuern wir üblicherweise unsere Gelübde. So schlossen sich unserer Feier auch P. Vinoy vom Noviziat und P. Hoselito und P. James von der neuen Pfarre unserer Feier an. Mit P. Florencio kam auch die Gruppe der Laiensalvatorianer, um ihr Versprechen zu erneuern. Sieben neue Mitglieder legten das erste Mal ihr Versprechen ab. Auf diese Weise sind wir noch eine schöne Feiergemeinde geworden.
Die Gruppe der sieben neuen Laiensalvatorianer mit P. Florencio, P. Hubert, P. Vinoy und mir. (c) P. Josef Wilfing
Die Salvatorianerinnen von Buho fuhren dieses Jahr nach Manila, um mit den anderen Schwestern zu feiern.
Müllplatz und Kinderweihnacht
Weihnachtskrippenlandschaft im Eingangsbereich (Ost-Timor). (c) P. Josef Wilfing
Am 9. Dezember begleitete ich die Ursulinen zum Müllplatz. Dort sollte eine einfache Weihnachtsfeier stattfinden. Man begann mit zwei Weihnachtsspielen, eines singend durch zwei junge Schwestern vorgetragen, das andere von den Jugendlichen und Kindern der Müllplatzsiedlung. Dem folgten Tanzdarbietungen durch die Jugend, einer Gruppe von sechs Frauen mit einem Quotenmann, und schließlich durch sechs junge Barmherzige Brüder, die mitgekommen waren und das Mittagessen beisteuerten.
Szene der Herbergsuche vor dem natürlichen Hintergrund. Vorne Maria, Josef, Esel, Wirt, Zuschauer. Rechts die Kapelle von außen. (c) P. Josef Wilfing
Im Anschluss wurden die Gaben an die einzelnen Familien verteilt. Die Barmherzigen Brüder hatten Mittagessen für ca. 120 Personen vorbereitet. Außer ein wenig Reis fand alles seinen Abnehmer.
Ich konnte auch eine junge Frau treffen, deren Studienabschluss durch eine Freundin aus Österreich ermöglicht wurde. Die Schwestern haben dort mehrere Patenschaften laufen, die den jungen Menschen den Ausstieg aus diesem äußerst einfachen und beschwerlichen Leben ermöglichen soll. Sie haben ähnliche Aktivitäten an vier verschiedenen Orten und in ein paar Gefängnissen.
Links der Esel, Maria und Josef. Die Abgewiesenen werden von Engeln begleitet. (c) P. Josef Wilfing
Gut eine Woche später konnte ich noch einer ähnlichen Einladung folgen. Kinder und Jugendliche werden regelmäßig zum Religionsunterricht in ihre Niederlassung eingeladen. Mehrmals im Jahr werden dann den Familien Lebensmittel mit nach Hause gegeben. An diesem Tag waren die Geschehnisse um Weihnachten Teil des Unterrichts, wieder durch Gruppen gespielt oder durch andere mit Liedern vorgetragen. Es folgte ein gemeinsames Essen für ca. 120 Personen. Der Verein „Friends of Salvatorians“ hat hier für drei Jugendliche die Ausbildungskosten übernommen. Diese konnte ich auch treffen.
Talon
Am 15. Dezember ist das Semester zu Ende gegangen. Wir warten auf die Noten, die normalerweise erst zu Beginn des nächsten Semesters geliefert werden. Mit diesem Tag beginnt bei uns im Haus die Vorbereitung auf Weihnachten. Die Krippen – ausgenommen die Figuren – werden jedes Jahr neu aufgebaut und entsprechen dem jeweiligen Land und der Kreativität der Brüder.
Die Jugendgruppe von Talon bereitet ein Weihnachtsstück vor, das eine von ihnen selbst geschrieben hat. Es soll am 24. Dezember vor der Mette in unserem Innenhof aufgeführt werden. Danach werden alle Stühle Richtung Kapelle gedreht, denn wir erwarten wieder viele Besucher.
Nachdem die Brüder diese Arbeit schnell abgeschlossen hatten, baten sie um die Erlaubnis, eine Gartenhütte bauen zu dürfen. Die alte ist den Termiten und dem feuchten Klima zum Opfer gefallen. Nachdem wir genügend Bambus in unserem Garten stehen haben, muss das Material nicht gekauft werden. Der Rest liegt in der Phantasie der Gestalter.
Die Philippinen
In der Welt der Politik gibt es derzeit keine größeren Skandale oder Aufregungen. Die ehemalige Senatorin Leila de Lima ist auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden, nachdem fast alle Zeugen ihre Aussagen zurückgezogen hatten. Der unvoreingenommene Beobachter konnte von Anfang an sehen, dass es konstruierte Anklagen waren, die ihr Drogenhandel mit Gefängnisinsassen vorwarfen. Eigentlich sollte so die schärfste Kritikerin des ehemaligen Präsidenten Duderte und seines Kriegs gegen den Drogenhandel mundtot gemacht werden.
Duderte hatte sich zwei Wochen vor Ende seiner Amtszeit noch den Besitz von mehr als 300 Schusswaffen genehmigt. Seine Tochter Sarah, die als Vizepräsidentin der jetzigen Regierung angehört, agiert im Erziehungsministerium auffallend unauffällig. Ein Mitglied des Parlaments wird wegen Unterstützung von Terrorgruppen und Mordes angeklagt, weil er einen lokalen Mitbewerber noch vor den Wahlen „besiegt“ hatte. Er hält sich allerdings immer noch irgendwo im Ausland auf.
Die letzten Barangay-Wahlen (lokal, das betrifft die Dörfer) Ende Oktober verliefen weitgehend gewaltlos. Es gab nur 17 Fälle von Stimmenkauf, Morde wurden keine gemeldet. Das ist bei einer Gesamtzahl von mehr als 42.000 Barangays eine zu vernachlässigende Größe.
Die Spannungen mit China steigen.
Die Chinesen beanspruchen Inseln und Riffe, die nach internationalem Recht den Philippinen zugehören. In China beruft man sich auf eine Karte aus dem 17. Jahrhundert (oder so ähnlich). China reagiert nicht auf diplomatische Anfragen und kreuzt mit Kriegsschiffen in der beanspruchten Zone und attackiert alle philippinischen Schiffe ua. mit Wasserkanonen. Die neuere Methode der Chinesen ist, viele kleine Schiffe vor Ort zu schicken, um so den Besitzanspruch zu verstärken.
Wie sehr die Philippinen von China abhängig sind, wird sich im Konfliktfall zeigen. Es sind nicht nur Chinesen, die auf den Philippinen arbeiten, leben und Besitz angekauft haben, sondern auch mehr als 400.000 Philippinos, die als Gastarbeiter in China tätig sind und leicht in Geiselhaft genommen werden könnten (Gründe lassen sich in einem solchen politischen Konzept leicht finden).
Unser Vulkan, weil er nur 15 km Luftlinie entfernt ist, darf ich ihn so nennen, entlässt immer wieder Gase und die Erde bebt des Öfteren. Erst am 5. Dezember gab es ein mehr als eine Minute lang spürbares, heftiges Beben, das auch an unserem Haus rüttelte. Manche Bewohner des Dorfes hatten ihre Häuser verlassen. Die meisten sind nicht so stabil wie unseres gebaut. Das Epizentrum lag etwa 50 – 60 km entfernt. Die starken Erdbeben auf der Südinsel Mindanao, die dort oft enorme Schäden verursachen, sind bei uns dagegen kaum spürbar.
Weihnachtskrippenlandschaft im Eingangsbereich (Ost-Timor). (c) P. Josef Wilfing
Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest und viel Glück und Segen im neuen Jahr. Bleibt gesund und zuversichtlich!
P. Josef
Talon, Amadeo, Philippinen,
zum 19. Dezember 2023