Die Strahlkraft der SDS
Es ist kein Zufall, dass P. Jordan den 8. Dezember als Gründungstag ausgesucht hatte. An diesem Tag wird gefeiert, dass Joachim und Anna ihre Tochter Maria, die zukünftige Mutter Jesu, empfangen haben. Und P. Jordan war Zeit seines Lebens ein großer Marienverehrer.
Am heurigen Gründungstag, der im Salvatorsaal in Wien-Hacking gefeiert wurde, gab es einen besonderen Grund zum Feiern: Ulrike Hifinger gab ihr erstes Versprechen ab, sich ganz der CDS-Gemeinschaft der Laiensalvatorianer:innen anzuschließen. Und in Rom erneuerte Fr. Adrian Hafner sein Gelübde als Salvatorianer.
Gestaltet wird dieser Vertiefungsnachmittag jeweils abwechselnd von der Laiengemeinschaft, den Salvatorianern oder Salvatorianerinnen. Dieses Mal übernahm Sr. Maria Schlackl Konzeption, Organisation und Moderation - gekonnt und perfektionistisch wie immer. Danke, liebe Maria.
Das Motto des Nachmittags lautete: "Salvatorianische STRAHLKRAFT beginnt in deinem Herzen".
Persönliche Anmerkung: Auch der Autor dieser Zeilen hatte neben Ulrike Hifinger und Eveline Riedling die Ehre, einen kurzen Impuls halten zu dürfen, was ihn mit der SDS verbindet. Auf zahlreichen Bitten hin habe ich meinen Impuls am Ende dieses Artikels angehängt.
Der Nachmittag endete mit einem Gottesdienst, in dem sich Ulrike Hifinger mit ihrem Versprechen in den Kreis der salvatorianischen Familie einreihte. Und was wäre eine Feier ohne ein Festessen? Das konnten wir gemeinsam im Refektorium der Salvatorianerinnen genießen.
Und hier der versprochene Impuls:
Ich möchte euch eine – wahre – Geschichte erzählen: Als vor einigen Jahren ein sehr guter Freund von mir heiraten wollte, gab es ein kleines Problem: Er war geschieden, so wie seine zukünftige Frau. Trotzdem wollte das Paar nicht auf den Segen der Kirche verzichten. Sie riefen in unzähligen Pfarren an und baten darum, dass ihre Verbindung gesegnet werden würde, aber alle kontaktierten Pfarrer verweigerten. Schließlich sprachen sie in ihrer Verzweiflung mich an und fragten, ob ich zufällig einen Priester kenne, der sie segnen würde. Und ich antwortete, ohne zu zögern „Ja“. Ich wusste, meine Salvis würden das tun. Ich fragte P. Josef [Wonisch], er meinte: „Da gibt es Menschen, die laufen der Kirche nach. Da können wir nicht 'Nein' sagen! Auf gar keinen Fall!“ Und er leitete dann auch die Segnungszeremonie und gestaltete sie sehr berührend.
Sr. Maria [Schlackl] übermittelte mir in der Vorbereitungsphase viele Fragen. Eine lautete:
„Der SALVATOR in der WELT von HEUTE – wie, wodurch leuchtet er – durch uns - auf?“
Ich glaube, er leuchtet durch genau solche Gesten, solche Taten auf. Solche Gesten, mit denen ihr auf die Menschen zugeht, mit denen ihr das Menschliche akzeptiert und euch selbst menschlich zeigt. Und genau dadurch das Heilende des Glaubens, das Heilende des Salvators in die Welt bringt. "Es braucht keine großen Worte, sondern glaubwürdige persönliche Erfahrungen“, schrieb einmal P. Josef [Wonisch].
P. Jordan schrieb: „Jedes Geschöpf ist eine Leiter zu Gott“.
Jedes Geschöpf, jeder Mensch ist eine Leiter zu Gott!
Eine Leiter führt rauf und runter. P. Jordan wusste, er wird von Gott geliebt, ohne Wenn und Aber, mit all seinen Talenten, mit seinen Stärken, aber was noch weitaus wichtiger ist, mit all seinen Schwächen, Unzulänglichkeiten, Selbstzweifeln.
P. Jordan wusste, er wird von Gott geliebt. Von einem Gott, der selbst Mensch und damit ganz menschlich geworden war. Um P. Milton [Zonta] zu zitieren: „Niemand war menschlicher als Jesus Christus. Er war so menschlich, dass es uns schwerfällt, ihm zu folgen.“
In dieser bedingungslosen Liebe, steckt darin nicht unendlich Heilendes?
„Wenn ich mich von Gott lieben lasse, kann ich auch die Menschen lieben“, schrieb einmal P. Erhard [Rauch]. Und ich meine, wer die Menschen liebt, kann dieses Heilende des Salvators weitergeben.
Und das macht ihr, jeden Tag. Sr. Maria [Schlackl] in ihrem unermüdlichen Einsatz für Menschenwürde. P. Josef [Wonisch] mit seinen Gesprächen. P. Leo [Thenner] als Krankenhaus-Seelsorger. Sr. Heidrun [Bauer] als geistliche Begleiterin. P. Pisti [Barazsuly] mit seiner Lebensmittelbank.
Ich hoffe, ihr seid nicht böse, dass ich jetzt nicht alle und alles aufzählen kann.
Wer die Menschen liebt, kann dieses Heilende des Salvators weitergeben.
Dieses Heilende - dieser Gedanke, hat mich, seit ich mich mit Salvatorianischer Spiritualität beschäftige, nicht mehr losgelassen. Nirgends habe ich das so klar gefunden, so klar empfunden wie hier. Es gibt mir Gemeinschaft, Geborgenheit, Vertrauen.
Und das braucht es.
Denn die Welt ist aus den Fugen geraten. Es ist offensichtlich. Wir haben Krieg in Europa und im Nahen Osten, beides kann sich zu einem Flächenbrand entwickeln. Die Energiekrise und die Inflation sorgen für soziale Unruhen. Rechtsradikale Elemente haben Zulauf wie der Rattenfänger von Hameln. Menschen müssen aus den unterschiedlichsten Gründen aus ihrer Heimat flüchten. Und über all dem lauert die Apokalypse: die Klimakatastrophe.
Die Welt ist wie eine offene Wunde.
Das Heilende des Salvators, es ist bitter nötig. Denn die Menschen haben Angst. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. P. Jordan schrieb: „Wir sollen überall wirken, wo Menschen in Not sind.“
Das ist die Mission; das war sie schon immer, aber sie hat heute um nichts weniger Bedeutung. Not hat viele Gesichter: Armut, Krankheit, Obdachlosigkeit. Die Mission der Salvatorianer war von Anfang an stark mit der sozialen Frage verknüpft, und ich kann gar nicht alles aufzählen, wo Salvatorianerinnen und Salvatorianer in sozialen Projekten tätig sind: SOLWODI, Pater-Berno-Stiftung, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Aber Not kann auch bedeuten: eine innerliche Leere.
Viele Menschen suchen ihr Heil buchstäblich in anderen Religionen, in esoterischen Ritualen oder in einem ungebremsten Konsum. Ich weiß, wovon ich spreche. Es ging mir nicht anders. Lange Jahre arbeitete ich in einer Werbeagentur, und eine oberflächlichere Welt gibt es kaum. Alles musste schön sein, glitzern, und meine Botschaft lautete: Kaufe! Konsumiere! Kaufe! Noch mehr! Noch mehr! Nur dann bist du erfolgreich.
Bis ich irgendwann erkannte, wie hohl diese Welt ist, wie leer ich mich fühlte. Und ich fragte mich: Kann das der Sinn des Lebens sein? Kann das der Sinn meines Lebens sein?
Ja, Europa ist Missionsgebiet geworden. P. Milton [Zonta] hat mir in einem Interview vor einigen Jahren gesagt, eine unserer wichtigsten Aufgaben sei, den Menschen zu helfen, die Lehren und Taten Jesu, unseres göttlichen Heilandes, kennen, lieben und befolgen zu lernen.
Ich zitiere:
"Gott ist Liebe. Und mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Das ist letztendlich unsere Mission: Wir müssen dazu beitragen zu zeigen, dass Gott Liebe für alle ist.“
Zitat Ende.
Es wurde auch schon viel getan und wird viel getan, unsere Mission zu erfüllen. Ich denke da nur an das Ausbildungshaus in Tor d’Cenci.
Und ich erlaube mir jetzt, von unserer Mission zu sprechen. Als ich vor acht Jahren als Presseverantwortlicher der Salvatorianer zu arbeiten begonnen habe, wurde ich mit offenen Armen empfangen. Und sofort in die Gemeinschaft aufgenommen. Ja, ich habe mich sofort als Teil dieser Gemeinschaft gefühlt, weil mir meine Salvis dieses Gefühl gegeben haben.
Gemeinschaft. Geborgenheit. Vertrauen.
Das hat mich fasziniert: Dass Pater Jordan auch Laien Verantwortung übertragen hat. Dass auch sie einen Sendungsauftrag von ihm erhalten haben. Dass ich Teil einer – unserer - Mission sein kann.
Es ist ein erfüllendes Arbeiten. Es ist ein sinnvolles Arbeiten. Es ist eine Arbeit, die nicht an der Tür meines Büros in St. Michael endet, sondern mich auch hier nach Hacking führt oder nach Linz. Ich sehe das so: Es ist unsere gemeinsame Arbeit, unsere Mission.
Was bleibt mir noch zu sagen? Ich habe hier einige Gedanken formuliert, vermutlich ein wenig ungeordnet, aber ich bin auch kein großartiger Theologe.
Aber ich möchte mit einem Zitat enden, dass vielleicht ein wenig Hoffnung gibt:
„Ja, der Glaube hat heute noch Bedeutung. […] Der Glaube hilft Menschen, einen Sinn in ihrem Leben zu finden, indem er ihnen Hoffnung und Trost gibt. Der Glaube kann auch eine Quelle der Inspiration sein, indem er Menschen dazu ermutigt, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Kurz gesagt, der Glaube […] kann Menschen helfen, ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen.“
Zitat Ende.
Dieses Zitat stammt nicht von einem Menschen, sondern von einem Computer. Ich habe aus Neugier vor einigen Tagen einer sogenannten KI, einer Künstlichen Intelligenz, die Frage gestellt: „Hat der Glaube heute noch Bedeutung?“. Nun, wenn der Computer dazu „Ja“ sagt, dann werde ich diesem „Deus ex machina“ nicht widersprechen.
Was bleibt mir also noch zu sagen?
„Gott ist Liebe. Und mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.“
Vielen Dank.
Robert Sonnleitner, 8. Dezember 2023
Alle Fotos: Martin Maria Eder