Sr. Maria Schlackl: Menschenwürde muss einen Wert haben
Der Abend am 14. 10. 2022 im Wissensturm in Linz hat aufgeweckt, berührt, irritiert, bewegt – und – ermutigt, sich vertiefend damit auseinanderzusetzen, was Kriminalkommissar Manfred Paulus den ca. 130 Interessierten vorgelegt hat – aufgrund jahrzehntelanger Ermittlungserfahrungen im Rotlichtmilieu.
Eingestiegen ist er mit der Frage: wie viel Freiwilligkeit ist in der Prostitution möglich – generell – und insbesondere in der Zwangsprostitution. Wo und wie werden diese jungen Frauen für Ausbeutung und Fremdinteressen rekrutiert? Wie werden sie getäuscht und mit falschen Versprechungen in ein fremdes Land und dort in den Untergrund verbracht und weitgehend von der Gesellschaft isoliert.
Wo Prostitution legal ist, kann ganz legal Frauenhandel betrieben werden, denn: es braucht ja die WARE FRAU – ist ja logisch. Zuhälter, Menschenhändler, Freier haben so ein leichtes ‚Spiel‘! Ja, sie spielen mit der Würde von Frauen und immer jüngeren Mädchen.
Nordisches Modell
Nicht nur Manfred Paulus stellt fest: Es wird noch ein langer Weg, bis sich Österreich und auch Deutschland und die Schweiz zu einem anderen Gesetzesmodell entscheiden werden. Das sogenannte Nordische Modell steht jedenfalls zum Schutz auf der Seite der Frau und nimmt alle Tätergruppen in die Pflicht, bzw. werden sie bei Sexkauf bestraft, wo ein Konsens mit der Frau nicht gegeben ist. Frauen, die der aussichtslosen Zwangslage entkommen können, erhalten staatlich gestützte Ausstiegshilfe.
Aber, was das Wichtigste ist, es geht ein langer Dialogprozess der Aufklärung, der Auseinandersetzung in der Gesellschaft und der Bewusstseins-Bildung voraus. PRÄVENTION ist allemal der beste Weg, kriminelle Entwicklungen und Frauenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung einzudämmen und im besten Fall abzuschaffen.
Kriminialität auf Kosten von Frauen
Es muss allen klar sein: wir haben es mit kriminellen Machenschaften zu tun, die auf Kosten armutsbetroffener Frauen Milliardengewinne machen! Die Gesamtgesellschaft ist ebenso gefordert wie die Politik, wie Polizei und Justiz. Die Verschönerung von Sklaverei, auch durch Sprache, muss beendet werden.
Sr. Maria Schlackl SDS hat während ihrer Eröffnungsrede in einem Moment der Stille zu einer Gedenkminute an jene junge Frau aus Rumänien eingeladen, die am 24. September in Ternberg, OÖ, von ihrem Freier ermordet worden ist.
Menschenhandel ist Missbrauch
Menschenhandel und jegliche Form von Missbrauch und Gewaltanwendung ist mit Menschenwürde unvereinbar! Es genügt nicht, wenn es tausendmal in Deklarationen, Europäischen Entschließungen und Grundgesetzen steht! Menschenwürde muss für ALLE gelten und insbesondere von den dafür Verantwortlichen geschützt und eingemahnt werden!
Menschenwürde muss einen WERT haben, und zwar ganz konkret! Sie darf nicht inflationär angewandt nur bei Sonntagsreden vorkommen! Markt und Nachfrage müssen eingedämmt, ja, im besten Fall abgeschafft werden. Männer, Freier, nehmt eure Verantwortung wahr und geht respektvoll mit Frauen um!
Eingeladen und veranstaltet von der SOLWODI-Initiative: Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in Kooperation mit der VHS-Wissensturm Linz. Referent: Kommissar Manfred Paulus, Begrüßung, am Podium und Abrundung die Leiterin der Initiative Maria Schlackl, Moderation: Hans Eidenberger, stv. Leiter der Initiative.