„Dein Wille geschehe!“ - Nachruf auf P. Reinhard Jedinger
Der Bezirk Grieskirchen war die Heimat von P. Reinhard, von seinem Bruder P. Robert und seinem Neffen P. Hermann. Dieses fruchtbare geistliche Wirken aus einer Familie erinnert an die reichen Ernten auf den ausgedehnten Feldern des Hausruckviertels.
P. Reinhard wurde 1960 mit fünf Mitbrüdern in Wien-St. Michael geweiht. Das 2. Vatikanische Konzil war schon ausgerufen. Eine deutliche Aufbruchsstimmung lag schon in der Luft.
Er gehörte zu jenen Priestern, die sich keine falschen Hoffnungen gemacht haben, dass die Treue zum Priesteramt für die Diözesanpriester in Zukunft gelockert wird. Er war gefestigt in seiner Ordensprofess und einem Leben nach den Gelübden.
Es gelang ihm, in seinen Predigten den Menschen Sicherheit zu geben auf ihrem Weg des Glaubens. Sein Wort war authentisch und hat die Menschen erreicht.
Als Volksmissionar und Aushilfspriester an vielen Sonntagen hat er mit kräftiger Stimme und ausgefeilten Predigten hauptsächlich in den Landgemeinden in Oberösterreich gewirkt. Sein Superior im Kloster Hamberg, P. Rudigier Schmidseder ist unter den Mitbrüdern noch bekannt mit dem markanten Ausspruch: „Es gibt keine Kanzel in OÖ, wo nicht schon ein Salvatorianer gepredigt hat“. - Ein Satz voll Selbstbewusstsein, der heute noch ein Lächeln auslöst.
Was P. Reinhard ein Leben lang gekennzeichnet hat, war sein Gehorsam zur Kirche. Kirche war ihm Heimat und Lehrmeisterin. Was die Kirche sagt, hat er gehört und angenommen, auch wenn er sich manchmal nach der Freiheit der Kinder Gottes gesehnt hat, blieb er dem Standpunkt der Kirche verpflichtet. Damit hat er sich als treuer Sohn des seligen P. Franziskus Jordan erwiesen, der in seiner weltweiten Offenheit und Anschauung keine Grenzen der kirchlichen Lehre aufgeweicht oder überschritten hat.
Wien -Mariahilf war für P. Reinhard eine neue Aufgabe. Der Trubel der Innenstadt war für ihn ein neuer Lebensraum. Gerne hatte er seine Ausflüge in die Weite des Lainzer Tiergartens und nach Schönbrunn gemacht, in erstaunlicher Regelmäßigkeit.
P. Reinhard war ein aufrichtig betender Mensch und wusste sich im Vertrauen auf Gott gut aufgehoben. P. Reinhard war ein Marienverehrer in der bedeutenden Wallfahrtskirche von Wien. Die Kopie des Marienbildes von Lucas Cranach dem Älteren auf dem Hochaltar hat ihm Kraft gegeben. Ich bin überzeugt, dass er das Wort der Gottesmutter: „Mir geschehe dein Wille“, oft und oft in der Meditation bedacht hat und ihre Fürsprache erfleht hat. Seine bescheidene, Art der Lebensgestaltung, sein vielfaches, oft verborgenes Wirken war von großer Hingabe geprägt.
Er war ein begnadeter Religionslehrer in der Volksschule, ein Liebling aller Kinder, die sich gerne um ihn geschart haben. Er hat sich für neue Berufungen eingesetzt und engagiert junge Burschen und Mädchen für einen Dienst in der Kirche angesprochen. P. Reinhard war ein umsichtiger Hirte der Pfarrgemeinde mit den vielfältigen Erfordernissen. Im kleinen Kreis konnte er viel erzählen und herzlich lachen und hat sich wohlgefühlt. Große Versammlungen hat er manchmal gemieden. Bei Familien hat er seiner Seele Ausgang gegeben. Die Verehrung der hl. Hemma von Gurk, die sein Vorgänger, P. Waldemar Posch eingeführt hat, war auch ihm ein Anliegen. Was sich bewährt hat, hat er im Auge behalten und weitergegeben. Sein Anliegen war: Das Gute bewahren! In unseren Ordensversammlungen hat er das Wort gerne an den Taten gemessen.
Vielleicht hat die Enge der Stadt mit ihrem bunten Treiben, vielleicht waren es ungewohnte und neue Wege der Kirche, die sein festes und vertrautes Bild von Kirche bedrängt haben.
P. Reinhard war immer von einer stillen und ruhigen Art, manchmal vielleicht zu still. Unmerklich für andere ist er krank geworden. Die Zeit war für ihn damals nicht einfach. Als P. Hermann Jedinger, sein Neffe, zum Priester geweiht wurde, hat er P, Reinhard als Primizprediger gewählt. P. Reinhard hat ihm aus diesem Anlass ein Kreuz als Geschenk überreicht und dem Neupriester das Geheimnis des Kreuzes für seinen priesterlichen Dienst mitgegeben.
Jetzt hat er über Jahre selber das Kreuz annehmen gelernt. Als Seelsorger in Mistelbach hat er, wie der selige P. Franziskus Jordan, der sich den Namen „vom Kreuze“ gegeben hat, sein eigenes Kreuz getragen. P. Reinhard ist Jesus auf dem Kreuzweg nachgefolgt und hat den seligen P. Jordan als Vorbild gesehen.
Die letzten drei Jahre waren es seine Geduld, sein schweigender Blick im Bett liegend hinauf zur Decke, die staunenswert waren. „Dein Wille geschehe“ Das Wort Jesu am Ölberg hat jetzt sein Leben geprägt. Er hat im Leiden ohne Worte den Herrn verkündet und wusste, dass die Auferstehung auf ihn wartet. Jetzt ist er im Licht geborgen.
P. Leo Thenner SDS