Neuigkeiten aus dem Ausbildungshaus Tor de´ Cenci
Nach etwa vierzig Jahren in der Gesellschaft ist es für mich eine ganz neue Erfahrung, in einem Seminar zu arbeiten. Tatsächlich sind wir kein Seminar in dem Sinne, wie die meisten Leser es verstehen. Schließlich sind wir eine Ordensgemeinschaft, in der wir alle, Jung und Alt, Europäer, Afrikaner, Latinos oder Asiaten, Bruder und Mitbruder sind durch die drei Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit und Armut.
Auf jeden Fall merke ich, dass an folgenden Punkten noch viel zu tun ist:
- Wachsende Glaubenserfahrung:
Unsere jungen Mitbrüder aus anderen Kulturkreisen bringen einen selbstverständlichen Glauben mit, der bisher in ihrem Umfeld nicht wie im Westen hinterfragt wurde. Die Auseinandersetzung mit Säkularismus, Atheismus und Glaubenszweifeln löst einen Schock aus. Auf der positiven Seite regt es zum Nachdenken an,
- Wachsende Berufungserfahrung:
Dasselbe gilt für ihre eigene Berufungserfahrung. Wenn unsere jungen Mitbrüder zur Universität gehen, werden sie im Bus oder in der U-Bahn regelmäßig kritisch befragt, denn auch in Rom sind nicht alle Katholiken oder Kirchgänger. Zudem müssen sie sich mit unverblümten rassistischen Reaktionen auseinandersetzen, denn der Römerkragen schützt nicht mehr vor dieser Strömung in der Bevölkerung.
- Konfrontation von Kulturen und Sprachen:
Wir sind eine Gemeinschaft, in der wir generationenübergreifend (in unseren Achtzigern, Sechzigern, einigen Vierzigern, ungefähr dreißig und zwanzig), international (neun Nationalitäten aus vier Kontinenten), mehrsprachig (zusammen können wir uns unterhalten in 25 Sprachen) und multikulturell zusammen leben. Dass eine solche Situation auch das nötige Durchhaltevermögen, Verständnis und Geduld erfordert, dürfte klar sein. Alles in allem gelingt uns das nach anfänglichen Schwierigkeiten recht gut. Ich persönlich freue mich über diese Form des Zusammenlebens, denn sie ist an sich schon ein Zeugnis in einer Welt, die große Schwierigkeiten mit dem interkulturellen Zusammenleben hat.
Intellektuelle Bildung
Innerhalb der obigen Elemente, die unseren Rahmen bilden, studieren unsere jungen Mitbrüder Theologie. Ein wichtiger Akzent in der Begleitung ist daher die intellektuelle Bildung. Ein zweiter Schwerpunkt liegt in der Organisation des Gemeinschaftslebens: Wie gehen diese jungen Mitbrüder mit einer bestimmten Verantwortung um? Wir kochen und putzen selbst, wir kaufen ein, wir kümmern uns um den Garten und die Anpflanzungen rund ums Haus, wir sind zuständig für die Sakristei, Anmeldung der Intentionen, Raummiete und so weiter.
Akzente der Spiritualität
Man sieht normalerweise ziemlich schnell, wie genau oder chaotisch jemand arbeitet. Oder wie unsere jungen Mitbrüder mit Menschen umgehen.
Man sieht auch schnell, ob ein echtes Engagement für die Gemeinschaft vorhanden ist, oder ob sich jemand eher so verhält, als würde er in einer Art Hotel wohnen. Dabei beobachten und begleiten wir unsere Mitbrüder. Und schließlich gibt es noch den vielleicht wichtigsten Akzent der Spiritualität: Hat dieser Mitbruder eine persönliche Art zu beten oder wiederholt er nur Formeln? Was sind die Beweggründe für eine Berufung in eine Ordensgemeinschaft? Gibt es echten Eifer für das Apostolat? Kann dieser Mitbruder überzeugend in Worte fassen, wovon er selbst lebt?
Konkrete Lebensberufung
Im Laufe der Monate merke ich, dass es keine leichte Aufgabe ist, junge Erwachsene auf diese Weise anzuleiten. Aber es ist eine Arbeit, die notwendig ist und die ein hohes Maß an Engagement erfordert. Zum Glück sind wir ein Team aus drei Patres und es gibt viel Austausch zwischen uns. Es ist wichtig, dass Eindrücke und Meinungen von Kollegen korrigiert und interpretiert werden. Wir versuchen immer daran zu denken, dass dies eine konkrete Lebensberufung ist, aber auch, dass sie innerhalb unserer internationalen Gemeinschaft und innerhalb der salvatorianischen Apostolate Gestalt annehmen muss.
P. Piet Cuijpers, Tor de‘ Cenci