Der Ostergruß von Provinzial P. Josef Wonisch
Wir leben in verwirrenden und verrückten Zeiten. Die Pandemie prägt nach wie vor unser Zusammenleben. Der Krieg in der Ukraine nimmt ungeahnte Ausmaße der Zerstörung an. Das Leid der Menschen vor Ort und auf der Flucht ist unermesslich.
Sie berühren und bewegen uns. Die Hilfsbereitschaft vieler gibt uns Hoffnung. Die aktuellen Ereignisse lassen so manches plötzlich unbedeutend erscheinen. Sie fokussieren uns auf das, was jetzt zählt, worauf wir uns verlassen können und was wirklich trägt.
Bitte hier klicken: Das Video auf Youtube zum Ansehen. (c) Robert Sonnleitner
Sie zeigen auch auf, wo wir als Gesellschaft schwächeln, wo wir verwundbar sind. Welcher Botschaft können wir trauen, was hilft uns über diese existentielle Krise heraus?
Wir Christ*innen feiern wieder Ostern, weil uns etwas aufgegangen ist. Wir tun es, weil wir glauben, dass in Jesus Christus Gott selber dieses Schlachtfeld menschlicher Geschichte betreten hat, um all die Opfer, Leidenden und Verzweifelten an sein Herz zu drücken.
Wir tun es, weil in Jesus Christus, dem Gekreuzigten, Gott selber in die scheinbare Sinnlosigkeit der todbringenden Zeit herabgestiegen ist: auch in unsere Zeit, die durch das Virus und den brutalen Krieg regiert wird.
Wir tun es, weil in Jesus Christus, dem Gekreuzigten, Gott gerade allen Kranken, Leidenden und Sterbenden nahekommt: jenen, die auf den Intensivstationen um Luft ringen. Da ringt er selber mit, genauso wie er auf den Schlachtfeldern der Kriege in vielen Sterbenden selber stirbt.
Auf dass sie alle zusammen mit ihm durch den Tod hindurch zu neuem Leben gelangen. Es soll nicht vermessen klingen, aber: Ich glaube das wirklich! Was mich trägt ist der Glaube und die Hoffnung, dass die Passion der aktuellen Welt nicht beim qualvollen Tod endet.
Menschen, die das Leben als Tragödie wahrnehmen, werden verbittert. Menschen, die durch Auf-stieg und Fall gegangen sind und verstanden haben, dass der Zusammenbruch nicht das Letzte ist, haben österliche Augen.
Diese Menschen resignieren nicht! Solche brauchen wir gerade in diesen Zeiten mehr.
Es sind dies Menschen, die im Kontext ihrer eigenen Passionserfahrungen - so brutal dieser auch sein mag - das Nachher der Passion erblicken.
Weil ihnen Jesus, der Auferstandene die dunklen Brillen der Verstellung abnimmt, ihnen in die Augen schaut und einen neuen Blick schenkt: auf sich selber, auf die Mitmenschen, auf die Welt, wie sie gerade ist.
Bitten wir um das Geschenk der „österlichen Augen”: für uns selber und für alle, die zu unserem Leben gehören.
Vor allem aber für jene Menschen, die vom Hass derart erfüllt sind, dass sie der Faszination des Todes erliegen.
Möge der Auferstandene sie alle beim Namen ansprechen, ihnen die dunklen Brille abnehmen und ihnen „österliche Augen” schenken.
In diesem Sinn gesegnete und frohe Ostern!
Provinzial P. Josef Wonisch SDS
Ostern 2022