Wallfahrt nach Maria Radna
Vom 24. bis 26. Juli 2020 fand wieder eine Fußwallfahrt statt mit dem Ausgangspunkt der Herz-Jesu-Kirche in der Elisabethstadt in Temeswar und der Wallfahrtskirche von Maria Radna als Zielpunkt. In nicht-motorisierten Zeiten waren die meisten Wallfahrten nach Maria Radna Fußwallfahrten.
Insofern greift diese Form eine alte Tradition auf. Sie steht insbesondere auch in der Tradition von Salvatorianer P. Berno Rupp, der mehrmals mit Gruppen von jungen Menschen zu Fuß nach Maria Radna unterwegs war. Wenn man sich auf seinen eigenen Beinen bewegt, ist das Wegerlebnis ein sehr viel intensiveres, als wenn man Verkehrsmittel benützt.
Neue Route
Eines allerdings hatte sich verändert: Die Pilgernden hatten sich eine neue Strecke vorgenommen. "Wir wollten diese Pilgerreise unternehmen und sie so organisieren, dass es sich um eine spirituelle Pilgerfahrt und nicht um einen Marathon handelt", berichtete P. Márton Gál von der Pilgerreise.
"Die alte Route konnte man meiner Meinung nach nur unter Lebensgefahr gehen, denn sie führte teilweise einer Autobahn mit starkem Verkehr entlang. Ich habe eine neue Route entdeckt, eine Alternative zur alten Wallfahrt. Früher ging es über die Strecke Dumbravita, Masloc, Alios auf der Straße DN 691."
"In diesem Jahr ist es gelungen, eine Strecke zu erkunden, die zu 90% durch Wälder und Felder führt." Die neue Route, die wir vorschlugen, führte durch das Stadtviertel Padurea verde, Giarmata Vii, Giarmata, Bencecu de Sus, Bencecu de Jos, Remetea Mica, Charlottenburg, Chesint, Neudorf und Maria Radna."
P. Martin weiter: "Es war eine Strecke von 66,8 Kilometer in drei Tagen mit fünf Personen, mit dabei war auch unser Scholastiker Fr. Adrian Hafner SDS. Es war eine Wallfahrt mit Sonne und Regen, mit Tiefen und Höhen, so wie es in unseren geistlichen Leben zugeht."
Wir verließen am Freitag um 10.30 Uhr Timisoara, Elisabetin und kamen um 13.00 Uhr in Giamata Vii bei der katholischen Kirche an. Nach dem Gebet und dem Mittagessen um 14.30 Uhr setzten wir unsere Reise nach Giarmata fort, wo wir um 15.30 Uhr ankamen und eine 30-minütige Pause im Schatten einlegte. Um 18.00 Uhr kamen wir auf Feldwegen nach Bencec de Sus, wo wir am Abend mit der katholischen Gemeinde des Dorfes die heilige Messe um 19.00 Uhr hatten.
Das Thema: die sieben Wundertaten Jesu
In und an kleinen Kirchen auf dem Weg wurde Rast gemacht, gegessen, geruht, gemeinsam Eucharistie gefeiert und auch geistlichen Impulsen für das Unterwegssein gelauscht.
Thema waren in diesem Jahr die sieben Wundertaten Jesu, die im Johannesevangelium berichtet werden. Sie werden dort Zeichen genannt, denn wichtig an ihnen ist dem Evangelisten nicht die Wundertat als solche, sondern was sie über das Leben in der Gemeinschaft mit Jesus Christus aussagt.
Die Zeichen sind:
1. Die Hochzeit zu Kana. Jesus ermöglicht einer nicht begüterten, ländlichen Hochzeitsgesellschaft ein Fest ohne Sorgen, ohne sparen zu müssen, in Freude und Fülle.
2. Die Heilung eines Kindes. Der Vater glaubt der Heilungszusage Jesu blind, ohne sie in Eile überprüfen zu wollen.
3. Der Kranke am Teich Betesda. Er und in ihm wir alle werden gefragt, ob wir wirklich mehr Gestaltungsmöglichkeit wünschen, oder ob wir es uns in unseren Beschränkungen bequem gemacht haben.
4. Die Brotvermehrung. Die Offenlegung der eigenen Gaben und auch der eigenen Bedürftigkeit ermöglichen im Geist Jesu Christi eine geschwisterliche Gemeinschaft, in der jeder satt wird.
5. Die Erscheinung auf dem See. Die Gegenwart Jesu befreit aus realen Befürchtungen und aus irrationalen Ängsten.
6. Die Heilung eines Blinden. Jesus will nicht nur blinde Augen öffnen, sondern auch unsere verfehlten Sichtweisen heilen, wenn wir es zulassen.
7. Die Auferweckung des Lazarus. Die Sehnsucht des Menschen nach Ewigkeit kann nur von Gott und in der Kraft Gottes erfüllt werden.
Am nächsten Tag ging es um 8.30 Uhr von Bencec de Sus durch die Hügel und Sonnenblumenfelder nach Charlottenburg, wo wir um 13.00 Uhr eintrafen.
Hier feierten wir heilige Messe und hatten Mittagessen. Um 15.00 Uhr setzten wir unsere Wallfahrt nach Neudorf durch den dichten Wald fort, wo wir um 19.00 Uhr ankamen. An diesem Tag legten wir 32,3 Kilometer zurück. Und am Sonntag, den 26. Juli, am Tag der Heiligen Joachim und Ana morgens um 8.00 Uhr, verließen wir Neudorf, wo wir nach 8,5 Kilometer zu Fuß um 10.00 Uhr zur feierlichen Messe um 11.00 Uhr ankamen.
Die Gesamtleitung hatte P. Márton Gál SDS. Die geistlichen Impulse und die Versorgung mit allem Notwendigen an den Rastpunkten wurden von der Bildungsreferentin der Salvatorianer Dr. Imogen Tietze beigesteuert.
Im nächsten Jahr wird zur gleichen Zeit, also wieder vor dem Fest der Heiligen Joachim und Anna, erneut eine Fußwallfahrt nach Maria Radna organisiert werden. Auch Pilger aus Deutschland und Österreich sind dabei herzlich willkommen. Es hätten schon in diesem Jahr einige Teilnehmer aus Deutschland kommen sollen, die aber letztenendes wegen der Corona-Beschränkungen nicht nach Rumänien reisen konnten.
Im nächsten Jahr freuen wir uns auf eine internationale Fußwallfahrt nach Maria Radna. P. Martin: "Wir danken den Menschen, die uns beherbergt haben, sowie denen, die uns in jeder Hinsicht unterstützt haben: mit einem guten Wort, durch Gebet oder mit Essen."
Imogen Tietze