Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl: Scharfer Protest gegen Öffnung von Bordellen in Corona-Zeit
„Der Kunde als Freier ist oft genug Partner, Familienvater, Arbeitskollege, … und kann somit auch das Infektionsrisiko in seinem Umfeld erhöhen! Wird im Bordell getestet? Können dort Cluster nachvollzogen werden? Es wird kaum jemand Name und Adresse hinterlassen", sagt Sr. Maria Schlackl. Was als individuelle Freiheit und in Eigenverantwortung (nicht nur) von Seiten der Politik gesehen werde, sehe Sr. Maria Schlackl als äußerst besorgniserregend: „Mir fehlt jedes Verständnis für diese Maßnahme von Seiten der Politik. Ich habe dies auch mehrfach bei den Verantwortlichen deponiert. Dem Argument, dass diese nur so ihren Lebensunterhalt verdienen können, muss man entgegenhalten, dass beim Lockdown die Sexarbeiterinnen sofort von ihren Mitverdienern fallen gelassen wurden und auf Hilfe angewiesen waren. In Wien mussten für diese Frauen Lebensmittel gesammelt werden, damit sie nicht verhungern! Der eigentliche Nutzniesser einer Öffnung ist die Sexindustrie und der Kunde!“
Die Öffnung der Bordelle und Laufhäuser kurble letztendlich wieder den Menschenhandel an, bringe die Sexarbeiterinnen in eine Zwangslage, die sie dazu zwingt höhere Gesundheitsrisiken einzugehen. „Wer hier von Freiwilligkeit spricht verhält sich geradezu zynisch gegenüber den Frauen in einem System von Zwang und Ausbeutung“, so Sr. Maria Schlackl.
„Es wäre das Schlimmste, nicht nur in Corona-Zeiten, wenn sich die Gesellschaft an die Ausbeutung von Frauen, die dazu vielfach aus anderen Ländern stammen, gewöhnt“, mahnt Sr. Maria Schlackl abschließend.
SOLWODI Österreich
Gemeinsam mit fünf weiteren Frauenorden haben die Salvatorianerinnen im Jahr 2010 den Verein "SOLWODI Österreich" gegründet. Ihr Einsatz gilt besonders Frauen und Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Die im Verein engagierten Ordensfrauen verstehen sich als „klare stellvertretende Stimme in der Öffentlichkeit“ mit dem „Mut zu prophetischem Handeln“.