Zum 75. Todestag von P. Titus Helde
Die Salvatorianerpatres hatten im Kloster Frauen Zuflucht gewährt und versteckt, um sie von der Vergewaltigung durch die russischen Soldaten zu schützen. P. Titus hat sich am 21. April 1945 am späten Abend im Gang des Klosters (gegenüber dem heutigen Eingang der Pfarrkanzlei) russischen Soldaten in den Weg gestellt, die eine Frau mit einem kleinen Kind verfolgten. Worauf er von ihnen erschossen wurde. Verstorben ist er in den frühen Morgenstunden des 22. April.
Wir wollen heute besonders dieses Priesters gedenken, der sein Leben für andere hingegeben hat. "Wir können nicht schweigen über einen Menschen, der in der damaligen Zeit so viel für seine Mitmenschen getan hat, der seine Berufung bis zum Ende gelebt hat, der Mut hatte und andere zur Ermutigung nacheiferte. Von dieser Art Menschen haben wir nie genug. Solche Menschen will besonders die junge Generation kennen und bewundern lernen. Pater Titus Helde war so eine salvatorianische Persönlichkeit. Uneigennützig und heroisch!", schrieb P. Peter van Meijl in seiner Biografie über den Salvatorianer aus Mistelbach.
(Wie schrecklich damals die Situation für die Frauen in Mistelbach war, zeigt die Tatsache , dass am 24. April 1945 zugleich mit P. Titus vier Mistelbacher Frauen begraben wurden, die sich das Leben genommen hatten, weil sie das, was die russischen Soldaten ihnen angetan hatten, nicht mehr ertragen konnten.)
Zu seinem Gedenken hat P. Leo Thenner nachfolgenden Text verfasst.
An P. Titus Helde SDS
Dein Name, verschwiegen,
verstummt,
in den Jahren verdrängt.
Angst und Beklemmung
sind noch in Erinnerung,
wie gelähmt,
als der Schuss aus russischer Hand
dich traf, mitten in den Leib,
unter der Standuhr im Kloster.
Nur kurz hat die Zeit den Atem
angehalten.
Der Schrecken blieb im Gesicht
der Frauen.
Am Friedhof, unter dem Kreuz
steht dein Name als Opfergabe
gegen das Vergessen.
Frauen wurden gerettet
durch deinen Mut,
gerettet vor Missbrauch,
Scham und Gewalt.
„# Me too!“ knistert es heute befreiend
als Ende des Schweigens.
Ein Aufbrechen aus dem seelischen Kerker
der Unterdrückung, voll zugefügtem Leid.
Täter werden öffentlich
in Prozess und Urteil.
Ihr Name füllt Zeitungen und Akten.
Dein Name dagegen bleibt still,
umwoben von unerschrockenem Mut,
der Frauen schützte
vor Ohnmacht und Verbrechen,
ein Zeugnis für die Würde
und Schönheit des Lebens.
Dein Name gegen Gewalt,
dein Name für Frieden,
ist viel zu leise im Geschrei der Medien,
das nichts von Lauterkeit und Würde hält.
Ich nenne ihn laut und sage ihn weiter,
ich säe deinen Namen aus
unter die Menschen
für eine neue Erde
und einen neuen Himmel.
P. Leo Thenner SDS
(Der Text als PDF zum Download)
Buchtipp:
P. Peter van Meijl:
Erzähl mir die Geschichte von Pater Titus Helde SDS (1905-1945)
The Best Kunstverlag, Wien 2011