Zum Todestag von P. Titus Helde (21. April 1945)
An P. Titus Helde SDS
Dein Name, verschwiegen,
verstummt,
in den Jahren verdrängt.
Angst und Beklemmung sind noch in Erinnerung,
wie gelähmt,
als der Schuss aus russischer Hand
dich traf, mitten in den Leib,
unter der Standuhr im Kloster.
Nur kurz hat die Zeit den Atem angehalten.
Der Schrecken blieb im Gesicht der Frauen.
Am Friedhof, unter dem Kreuz
steht dein Name als Opfergabe
gegen das Vergessen.
Frauen wurden gerettet
durch deinen Mut,
gerettet vor Missbrauch, Scham und Gewalt.
„# Me too!“ knistert es heute befreiend
als Ende des Schweigens.
Ein Aufbrechen aus dem seelischen Kerker
der Unterdrückung, voll zugefügtem Leid.
Täter werden öffentlich
in Prozess und Urteil.
Ihr Name füllt Zeitungen und Akten.
Dein Name dagegen bleibt still,
umwoben von unerschrockenem Mut,
der Frauen schützte vor Ohnmacht und Verbrechen,
ein Zeugnis für die Würde und Schönheit des Lebens.
Dein Name gegen Gewalt, dein Name für Frieden,
ist viel zu leise im Geschrei der Medien,
das nichts von Lauterkeit und Würde hält.
Ich nenne ihn laut und sage ihn weiter,
ich säe deinen Namen aus unter die Menschen
für eine neue Erde und einen neuen Himmel.
P. Leo Thenner SDS