Auf der Suche
Zwei Generalobere sind hier erwähnt, die das Thema Ausbildung sehr wichtig nehmen: P. Milton Zonta, heute in Hinblick auf die Internationalität des Ordens, und P. Pankratius Pfeiffer, nach dem Ersten Weltkrieg vor fast hundert Jahren in Europa – beide auf der Suche nach geeigneten Ausbildungshäusern. Hier die Geschichte Pfeiffers.
Text: Robert Passini
1916 gab Pfeiffer die ordensinterne Kommunikationsschrift „Salvatorianer Chronik“ heraus. Darin schrieb er teils sachlich, teils persönlich über die vielen Stationen, die er jahrelang durchgemacht hat, um den stark vermehrten jungen Kandidaten eine sinnvolle und international ausgerichtete Ausbildung bieten zu können.
Wie sieht salvatorianische Ausbildung aus?
Im „Studentat“, das mit der Matura endet, werden Heranwachsende in den humanistischen Fächern unterrichtet. Auch „Spätberufene“, jene, die das Schulalter überschritten und noch keinen Abschluss gemacht haben, fallen in diese erste Stufe. Die Schüler werden Bruder- oder Klerikerkandidaten genannt.
Jene von ihnen, die sich für den Ordensberuf entscheiden, treten nach der Matura in das „Noviziat“ ein, ein Probejahr, das mit der „Ersten Profess“, den Gelübden, endet. Die einen lernen ein Handwerk mit Meisterprüfung und erhalten den Titel „Bruder“, die anderen („Scholastiker“) beginnen das „Scholastikat“. Dort studieren sie Philosophie und Theologie, erhalten verschiedene Weihen und schließen mit der Priesterweihe ab. Ihrem Namen wird der Titel „Pater“ vorangestellt.
Die Seelsorge selbst, die Lebensschule, ist der dritte und längste Schritt in der Ausbildung. Und die letzte Stufe kann, so Ordenshistoriker P. Peter van Meijl, „Seniorat“ genannt werden. Der Umgang mit dem Älterwerden ist in den Orden zu einem wichtigen Thema geworden.
Ordensnachwuchs fordert geeignete Ausbildungsorte
Hat sich ein Schüler also für den Eintritt in den Orden entschieden und wurde er auch aufgenommen, verbrachte er das Probejahr im Noviziatshaus. Vor dem Ersten Weltkrieg waren Novizen und Scholastiker im Mutterhaus in Rom und im Kolleg in Freiburg/Schweiz untergebracht. Vorteil des Mutterhauses war die international renommierte Jesuitenuniversität „Gregoriana“. Doch seit der Kriegserklärung Italiens 1915 stand das Mutterhaus für fast zehn Jahre leer. Durchaus erfreulich war hingegen „die Lockerung der strengen Kulturkampfgesetze“1, die jegliche Errichtungen von katholischen Niederlassungen in Deutschland verboten hatten. So konnte Pfeiffer 1915 dort ansässig werden und förderte damit einen stark ansteigenden Ordenszuwachs.
Die Ausbildung für Spätberufene, Novizen und Scholastiker war 1919 allein auf das Kolleg Hamberg in Oberösterreich konzentriert, das aber wegen der starken Zunahme der Schüler bald zu klein wurde. Daher suchte Pfeiffer zehn Jahre lang mühsam und bei jährlichem Ortswechsel der Auszubildenden (Hamberg, Sennelager/Paderborn, Bad Wurzach, Steinfeld in der Eifel, Klosterberg/Passau und einige mehr) nach einer „endgültigen Lösung“2 für das Platzproblem.
Generalobere P. Pankratius Pfeiffer (sitzend, 5. v. links) besucht das
internationale Ausbildungshaus in Heinzendorf/Schlesien, Februar/März 1933
Denn die Zahl der Kandidaten verdoppelte sich rasant, sodass immer mehr Novizen und Scholastiker ausgebildet werden mussten. „Infolge Platzmangel wissen wir fast nicht, wo alle Leute unterbringen“3, schrieb P. Pfeiffer in den „Annales“.
Erst 1925 konnten im Mutterhaus wieder Scholastiker wohnen. Im gleichen Jahr kaufte Pfeiffer ein Haus auf dem Klosterberg bei Passau, um den Scholastikern nahe der Philosophisch/Theologischen Hochschule Unterkunft geben zu können. Doch auch das reichte nicht aus. P. Pankratius, der unter der Leitung von P. Jordan über Jahre hinweg die Finanzen der Gesellschaft verwaltet hatte, zeigte Beständigkeit. 1930 fand er in Heinzendorf/Schlesien (heute Bagno in Polen) ein Schloss und konnte es durch geschickte Verhandlungen günstig erwerben. Heinzendorf, Rom und Passau boten nun genügend Platz für Novizen und Scholastiker. Damit war es endlich gelungen, „in der deutschen Provinz die Raumfrage für das Scholastikat und Noviziat zu lösen.“4
Nach langjähriger Suche nach einem geeigneten Europäischen Ausbildungshaus ist es Generalsuperior P. Pankratius Pfeiffer 1930 gelungen, in Heinzendorf/Schlesien (heute Bagno/Polen) ein Schloss zu erwerben, das bis auf den heutigen Tag besteht. |
Vom Provinzialismus zur Internationalität
Da die Salvatorianer auch in England mit der Aufnahme von Kandidaten begonnen haben, lag die Frage nicht fern, wo diese ihre Studien machen sollten. Pfeiffer und das Generalat entschieden, „sie die Philosophie in England, die Theologie aber, wenn möglich, in Rom studieren zu lassen.“5 Damit die englischen Scholastiker später mit den meist Deutsch sprechenden Mitbrüdern in Rom besser kommunizieren konnten, wurden zwei deutsche Scholastiker nach Wealdstone/England geschickt.
Pfeiffer beschloss weiter: Die philosophischen Studien sollten in Heinzendorf von den eigenen Mitbrüdern auf Lateinisch unterrichtet werden, was bei der anschließenden theologischen Ausbildung in Rom von Vorteil war.
Die Scholastiker in Heinzendorf wünschten sich auch britische Mitbrüder, um ihr Englisch üben zu können. Pfeiffer begrüßte das. Außerdem würde „die Einheit der Gesellschaft durch gegenseitiges Sich-Kennenlernen gefördert und einseitiger Nationalismus dadurch ausgerottet“6, so P. Pankratius Ende 1931.
Ein Satz, der nicht nur in Hinblick auf den nahenden Zweiten Weltkrieg vorausblickend, sondern auch für die heutige Ausbil-dungssituation aktuell und ermutigend wirkt.
Niederlassung | Gründung |
---|---|
Rom | 1881 |
Hamberg/Oberösterreich | 1900 |
Sennelager/Paderborn | 1920 |
Gottesberg/Bad Wurzach | 1921 |
Steinfeld in der Eifel | 1923 |
Klosterberg/Passau | 1925 |
Heinzendorf/Schlesien (heute Bagno in Polen) |
1930 |
1 Kiebele, Anton SDS, u.a. (Hrsg.), Die Salvatorianer in Geschichte und Gegenwart 1881 - 1981, Rom 1981, S. 200
2 Annales Societatis Divini Salvatori, Vol. II, Teil 2, Nr. VIII, 1927, S. 188
3 Annales, Vol. II, Nr. II, 1922, S. 11
4 Annales, Vol. IV, Nr. III, 1930, S. 89
5 Annales, Vol. III, Nr. II, 1929, S. 29
6 Annales, Vol. IV, Nr. IV, 1931, S. 165
Bildinformation
Generalobere P. Pankratius Pfeiffer (sitzend, 5. v. links) besucht das internationale Ausbildungshaus in Heinzendorf/Schlesien, Februar/März 1933
Bildnachweis
van Meijl, Peter SDS, Erzähl mir die Geschichte von Pater Titus Helde SDS (*1905 - +1945), Wien 2011, S. 53
Literatur
- Kiebele, Anton SDS, u.a. (Hrsg.), Die Salvatorianer in Geschichte und Gegenwart 1881 - 1981, Rom 1981
- P. Pankratius Pfeiffer, Annales Societatis Divini Salvatori, Vol. II bis Vol. IV, 1922-1931
Dieser Artikel ist veröffentlicht in: die Salvatorianer, 2-2017, S. 16-17