Ein Bewegungs- und Begegnungsmensch
P. Márton, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Provinzial. Was ist das für ein Gefühl?
Ich freue mich natürlich sehr über die Entscheidung. Die Wahl zum Provinzial ist eine bedeutende Verantwortung und eine große Ehre, die ich nicht auf die leichte Schulter nehme. Ich weiß, es ist eine große Verantwortung, und es kommt viel Arbeit auf mich zu. Grundsätzlich bin ich froh darüber, aber ich muss mir die Zeit gut einteilen und wirklich darauf ach ten, dass ich für meine Mitbürger:innen da bin, mir also Zeit für sie nehme. Ich sage immer: Was früher fünf, sechs Priester gemacht haben, das mache ich jetzt allein.
Du bist nicht nur Provinzial, du bist vor kurzer Zeit auch zum Pfarrprovisor von St. Michael ernannt worden. Auch in dieser Funktion kommen vermutlich große Herausforderungen auf dich zu.
Ich mag Herausforderungen, denn daraus kann Gutes erwachsen. Men schen, die Herausforderungen gut bewältigen können, die können nur wachsen. Und das möchte ich auch. Ich bin noch jung, sechsunddreißig Jahre alt, und ich habe noch so viel vor. Es ist ein guter Einstieg in ein intensives Leben, und ich freue mich natürlich darüber. Ich muss schauen, wie ich beides ausgeglichen leiten kann. Aber ich sehe eine schöne Zu kunft vor uns, nicht in dem Sinn, dass jetzt Scharen junger Erwachsener in unsere Gemeinschaft eintreten werden. Aber wir werden mehr qualitative Angebote schaffen für Menschen, die dieses tiefe Bedürfnis nach Gott spüren.
Provinzial P. Josef Wonisch (links) übergab sein Amt am 8. Dezember 2024 in einer feierlichen Messe an seinen Nachfolger P. Martón Gál (rechts). (c) Martin Maria Eder
Du stammst aus Temeswar, jetzt liegen deine Aufgaben in Wien. Vermisst du deine Heimatstadt?
Ich sehe mich eher als Europareisender, ich bin ständig unterwegs. Natürlich, Temeswar ist meine Heimatstadt, dort bin ich geboren und aufgewachsen, dort leben auch meine Freunde, die mir hier fehlen. Aber natürlich werde ich jetzt in Wien neue Freundschaften knüpfen. Ich bin ein sehr offener Mensch, der auf Menschen zugeht und sie anspricht, und ich mache mir deswegen keine großen Sorgen. Ich muss auch ein Auge für Temeswar haben; ich bin dort Prokurator und als Hausökonom für die Finanzen zuständig. Das bedeutet, dass ich zumindest einmal im Monat nach Temeswar fahren werde. Ansonsten werde ich haupt sächlich hier in Wien anwesend sein, und so wie ich das auch auf der Website von St. Michael geschrieben habe, stehe ich für die Leute zur Verfügung. Am Handy bin ich immer erreichbar.
Dein Vorgänger P. Josef Wonisch war zehn Jahre lang Provinzial, und er hat seine Sache hervorragend gemacht. Was möchtest du ihm zum Abschied noch mitgeben?
Er hat mich sehr geprägt, schon bevor er Provinzial war; doch auch während des Amtes hat er mich in meiner Ausbildung sehr intensiv und mitbrüderlich begleitet. Was ich ihm mitgeben möchte, ist, dass er sich jetzt wirklich eine Auszeit nimmt, um auf sich und seine Ge sundheit zu schauen. Und ich freue mich, dass er nachher offen für Neues ist. Er sagt, er möchte jetzt etwas anderes anfangen und an einem anderen Ort etwas Neues gestalten. Ich spüre sein inneres Feuer, und das hat mich auch sehr motiviert, Ja zu meiner Wahl als Provinzial zu sagen. Es ist gut, wenn wir das Feuer in uns leben lassen. Aber wir müssen auf passen, dass es uns und andere nur entzündet und nicht verbrennt.
Kannst du oder magst du uns schon verraten, was du für die Zukunft ge plant hast?
Nach diesem Provinzkapitel ist klar, welche Richtung wir einschlagen werden. Wir führen Gespräche mit anderen Einheiten und gestalten ge meinsam den Weg für eine neue Ein heit. Das wird schon ein großer Brocken sein. Ansonsten habe drei wichtige Punkte, die wir auch bei dem Provinzkapitel angesprochen haben und worüber wir uns Gedanken machen werden. Die Berufungspastoral und Ausbildung ist eine zentrale Säule, die die Zukunft der Gemeinschaft sichern soll.
Die zweite Säule ist Mission, und da mit ist nicht das Lukrieren von Spenden gemeint, sondern die Mission nach außen.
Und die dritte Säule wird das Thema Laien sein, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir in unserer Pro-Provinz haben. Denn wir werden nicht mehr, und es ist essenziell, die Zukunft gemeinsam zu gestalten und auf die Unterstützung unserer Mit arbeiterinnen, Mitarbeiter, Freund:in nen und Partner:innen zu bauen. Mein Amt beginnt offiziell am 8. De zember, und ich bin für drei Jahre gewählt. Mein Ziel ist es, in dieser Zeit all diese Aspekte zu klären und zu fördern.
Besonders am Herzen liegt mir die Idee, einen internationalen SDS Workshop für junge Salvatorianer zu initiieren, die sich in der Ausbildung befinden. Es gab in der Vergangenheit ein Treffen der jungen Salvatorianer in Europa, das möchte ich für unsere Pro-Provinz anbieten. Diese Workshops sollen den Austausch und das Kennenlernen fördern. Junge Salvatorianer sollen kürzere oder längere Zeit in unserer Pro-Provinz verbringen, damit sie uns und wir sie kennenlernen, um unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Du bist ein Mensch mit Visionen.
Ja, ich bin einer, der Zukunftsvisionen hat, der immer in Bewegung ist, ein Bewegungs- und ein Begegnungsmensch. Ich mag es sehr, wenn ich immer wieder Menschen begeistern kann. Meine Mitbrüder haben gefragt: Woher nimmst du diese Kraft? Sie kommt aus dem Gebet und aus der persönlichen Begegnung mit anderen Menschen.
Dann wünsche ich dir alles Liebe und Gute und Gottes Segen für deine Aufgabe.
Der Artikel erschien erstmals in "die Salvatorianer" 2/24