Prostitution: Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl fordert "Nordisches Modell"
Im Nordischen Modell, wie etwa in Schweden, ist das Nutzen von Prostitution untersagt, das Angebot jedoch nicht. Sr. Maria Schlackl, die das Projekt SOLWODI in Oberösterreich leitet, erklärt, dass es dabei nicht um freiwillige Sexarbeit, sondern um den Frauenhandel zur sexuellen Ausbeutung geht.
Mehrheit unfreiwillig in der Prostitution
Laut Schlackl sind die meisten Frauen, die im Rotlichtmilieu arbeiten, unfreiwillig in der Prostitution tätig. Viele wurden getäuscht und betrogen und müssen normalerweise für ihre Zuhälter Geld verdienen. Der Verein SOLWODI – eine Abkürzung für "Solidarity with Women in Distress" – sieht den Sexkauf als unvereinbar mit der Würde der Frau und des Menschen an. Während die überwiegend männlichen Kunden ihre Lust befriedigen, sind die betroffenen Frauen – oft sehr jung – die Leidtragenden. Für sie bedeutet es vielfache Vergewaltigung, und das Leben wird zu einem langanhaltenden Trauma, das durch Kriminalität und Gewalt statt durch Liebe geprägt ist.
Schlackl: Über Täter wird kaum gesprochen
Sr. Maria Schlackl betont zudem, dass die Täter oft nicht zur Sprache kommen. Sie berichtet von Frauen, die ihr erzählten, sie müssten täglich bis zu 15 Männer bedienen, litten unter körperlichen und seelischen Schmerzen und müssten Drogen nehmen, um dies zu ertragen. Schwangere Frauen seien besonders begehrt, und eine Frau, die im sechsten Monat aussteigen wollte, wurde von ihrem Zuhälter schwer misshandelt. Ihr Kind wurde tot mit zahlreichen Knochenbrüchen geboren.
„Sexkauf fördert Frauenhandel“
Der Sexkauf fördert den Frauenhandel, so Schlackl. Sie argumentiert, dass die Nachfrage in der EU und auch in Oberösterreich so groß sei, dass der Frauenhandel floriert. Die liberale Prostitutionsgesetzgebung in Österreich trage dazu bei, dass der Frauenhandel so gut funktioniere. Das von Sr. Maria Schlackl und SOLWODI lange geforderte Nordische Modell sieht die Entkriminalisierung der Prostituierten, die Kriminalisierung der Freier und Betreiber sowie die Finanzierung von Ausstiegsprogrammen vor.
Beraterin für mehr Differenzierung
Die Sexualpädagogin Elke Welser von der Caritas-Beratungsstelle LENA in Linz plädiert jedoch für eine differenziertere Sichtweise. Sie kritisiert, dass das Nordische Modell Sexarbeitende auf die Opferrolle reduziere und ihre Autonomie nicht anerkenne. Sie betont, dass nicht alle Sexarbeitenden aussteigen wollen und befürchtet, dass sie durch ein solches Gesetz in die Illegalität und damit in die Hände von Kriminellen gedrängt würden. Zudem fehle der wissenschaftliche Nachweis, dass das Modell tatsächlich Menschenhandel, sexualisierte Gewalt oder Ausbeutung reduziere.
Themenschwerpunkt an der KU Linz
Am 18. Oktober 2024 findet an der KU Linz eine Gesprächsrunde und Ausstellung der Initiative Aktiv gegen Menschenhandel statt, bei der neben Sr. Maria Schlackl auch eine ehemals Betroffene von Menschenhandel sowie Vertreter aus Kirche, Kunst und Politik teilnehmen werden. Bereits am 10. Oktober 2024 veranstaltet die Caritas-Beratungsstelle LENA in Kooperation mit dem Institut für Christliche Soziallehre der KU Linz eine Tagung unter dem Motto "Respekt für Sexarbeiter:innen".
Quelle: kathpress