P. Josef Wilfings #Inselpost Nr. 26: Viel Arbeit für das Bodenpersonal
Liebe Freunde und Bekannte,
inzwischen sind drei Monate wie im Flug vergangen. Das bedeutet immer viel Arbeit für das Bodenpersonal. Zu Weihnachten waren wie immer die Leute aus dem Dorf zum Gottesdienst eingeladen, dasselbe zu Neujahr. Dem folgt die Arbeit für den Entwurf des Budgets und für den Jahresabschluss. Nachdem ich Anfang Dezember die englische Ausgabe meines Büchleins hier in Druck gegeben habe und es immer noch nicht bei uns angekommen war, wurde dadurch ein wenig Aufmerksamkeit gebunden. Letztendlich erreichte die Sendung Anfang März unser Haus. Über das Wo und das Wie bin ich weiterhin im Unklaren. Vermutlich weiß auch die Managerin für den Druck nicht, wo sich die Bücher befanden. Die Auflage, die ich durch den Salvatorverlag in Krakau drucken ließ, wurde Mitte Februar von meinem Besuch mitgebracht.
Besuche
Ein Blick auf einen Teil der ganzen Anlage. Man sieht die Steilheit der Terrassen und die Häuser in diesem Gelände. Eine Zufahrtsstraße ist unvorstellbar. Wo es kein Wasser gibt, werden auch keine Terrassen angelegt, weil das nötige Wasser fehlt – wie im Hintergrund. (c) P. Josef Wilfing SDS
Im Januar konnte ich durch Vermittlung einer Mitarbeiterin aus der Gurker Zeit ein junges Paar aus Kärnten kennenlernen und sie zu einem Besuch in unserer Slumschule begleiten. Dem konnten wir noch einen Gang durch Chinatown anschließen.
Mitte Februar durfte ich mich über einen weiteren Besuch freuen. Ulrike kam mit ihrem Sohn für zwei Wochen. Ich konnte sie auch bei ein paar Ausflügen begleiten und dadurch eine andere Region auf der Insel Luzon kennenlernen. Zu den Reisterrassen von Banaue/Batad braucht es für die 450 km eine ermüdende Anfahrt von etwa zwölf Stunden, obwohl es kaum Stau gab. Der Verkehr auf den Philippinen ist im Allgemeinen träge. Verkehrsmanöver von LKW, die vierspurige Straßen blockieren, gehören zum Alltag. Das ist nur ein Beispiel. Obwohl man eher langsam unterwegs ist, braucht es Ein Blick auf einen Teil der ganzen Anlage. Man sieht die Steilheit der Terrassen und die Häuser in diesem Gelände. Eine Zufahrtsstraße ist unvorstellbar. Wo es kein Wasser gibt, werden auch keine Terrassen angelegt, weil das nötige Wasser fehlt – wie im Hintergrund. ungemein viel Aufmerksamkeit auf die vielen unvorhersehbaren und überraschenden Bewegungen.
Batad selbst ist auf der Straße nicht zu erreichen. Diese endet kurz vor den ersten Häusern. Das Dorf selbst liegt 500 Höhenmeter tiefer und ist nur zu Fuß zu erreichen. Wir parkten das Auto und gingen die letzten 15 Minuten zu unserem Quartier zu Fuß über schmale aber befestigte Steige. Das Quartier war einfach, doch hatten wir von dort einen schönen Blick auf die angelegten Reisterrassen. Für den zweiten Tag war eine Wanderung durch die Terrassen zu einem verborgen gelegenen Wasserfall geplant. Zumindest für mich war es herausfordernd besonders der Aufstieg zurück zu unserem Quartier. Eine katholische Kirche gibt es im Dorf erst seit 50 Jahren. Der Priester muss etwa eine Stunde zum Dorf absteigen und etwas länger braucht er für den Weg zurück. Seit 20 Jahren kommen auch evangelikale Prediger hierher. Weil die Region in den Bergen liegt, kann nur einmal pro Jahr geerntet werden, sodass der Ertrag der Reisterrassen für bloß fünf Monate reicht. Aus diesem Grund suchen die Männer in den Monaten zwischen der Pflanzung und der Ernte Arbeit in den Städten. Sobald Kinder eine weiterführende Schule besuchen wollen, siedeln Familien auch ab. Was der Besucher als schön und romantisch empfindet, ist konkret das Ergebnis der harten Arbeit der Menschen vor Ort.
Die einfache katholische Kirche im Dorf Batad. Im Hintergrund sind die Terrassen erkennbar. (c) P. Josef Wilfing SDS
Beim diesmaligen Besuch in Intramuros, der Innenstadt von Manila, achtete ich erstmals auf ein Denkmal, das an das Ende des zweiten Weltkriegs erinnert. Innerhalb eines Monats wurden damals mehr als 100.000 Zivilisten Opfer der Kämpfe, durch Akte der japanischen Besatzer und durch das harte Bombardement der Amerikaner von außerhalb. Die Gebäude der Innenstadt wurden fast zur Gänze zerstört – inklusive der Kathedrale. Als eines der wenigen Gebäude blieb die Kirche der Augustiner-Eremiten nahezu unbeschädigt. Sie ist das einzige Bauwerk im Stil des spanischen Barock in Manila, das erhalten geblieben ist.
Ein dritter Besuch kam von einer Austro-Philippina, deren Tochter mehrere Hilfstransporte nach Temesvar brachte. Es ist nicht nur, dass mit jedem Besuch auch ein wenig österreichische Jause auf unseren Tisch kommt. Ihr Neffe, der sie zu uns brachte, ist Staatsanwalt, der wohl weiß, wie die philippinische Justiz funktioniert. Er wurde von seiner Tante herausgefordert, was sein Dank an Gott für dieses bedeutende Amt sei. So ergab sich für mich ein Blick auf die andere Seite der Justiz, die ich bis jetzt nur von den Besuchen in den Gefängnissen kannte. Einer seiner Beiträge zur Gerechtigkeit ist, dass er immer wieder einmal Gefängnisse aufsucht, um Leute herauszuholen, die entweder nur wegen einer polizeilichen Überreaktion dort sitzen, oder solche, um die sich niemand kümmert, weil sie nicht zahlen können. Ich nehme an, dass er nicht der Einzige ist, der auf diese Weise ein Gegengewicht zu den Ungerechtigkeiten bildet.
Salvatorianerinnen - 50 Jahre Präsenz auf den Philippinen.
Drei Schwestern der Gründergeneration: Sr. Guadalupe, Sr. Augustina, Sr. Jane Marie. Nicht im Bild: Sr. Geraldin (bettlägrig). Sr. Mary Damian ist als einzige Salvatorianerin auf den Philippinen verstorben und begraben. (c) P. Josef Wilfing SDS
Am 9. März feierten die Salvatorianerinnen 50 Jahre ihrer Präsenz auf den Philippinen. Drei Schwestern der Gründergeneration konnten noch an dieser Feier teilnehmen und wurden besonders gewürdigt. Die zweite Generation war zur Ausbildung in Österreich in der Begleitung von Sr. Amata, Sr. Bonaventura und Sr. Edith. Alle erinnern sich gerne und immer mit Freude an diese Zeit. Sr. Elisa traf ich das erste Mal vor 40 Jahren in Kaisermühlen, dann vor zwölf Jahren wieder in Temesvar. Inzwischen war sie im Heiligen Land. Heute leitet sie die Schule der Schwestern auf Cebu. Die Schwestern sind in weiten Bereichen vor allem für ihre pastoralen Initiativen zum Schutz von Kindern bekannt. Mit bei der Feier traf ich auch drei Freiwillige von der Universität Innsbruck, die hier einen dreimonatigen Praxiseinsatz absolvieren, der über die Dreikönigsaktion vermittelt wurde.
Kapitel
Zur Vorbereitung des Generalkapitels wurde auch in unserem Vikariat ein Kapitel einberufen. Wir sollten die vorgegebenen Themen diskutieren und unsere Vorschläge und Anliegen für das GK verfassen. Gleichzeitig dient ein Kapitel auch dem Austausch über die Vorgänge in den einzelnen Regionen oder Apostolaten: China, die neue Pfarre, die Slumschule „Puso sa Puso“. Die 14 Mitglieder stammten von neun Ländern. Nur noch drei aus Europa und fünf aus anderen Ländern Südostasiens. Die größte Zahl der Mitglieder sind inzwischen Philippinos, obwohl hier das Wachstum des Ordens aus unterschiedlichen Gründen nur sehr mühsam fortschreitet.
Von links: Br. Jeremias (Ost-Timor), P. Cyrilus (Indonesien), (ich), P. Christopher (PH, Slumschule), P. Michael (PH, Kaplan), P. Vinoy (IN, Novizenmeister), P. Wilson (PH, in Indonesien), P. Joseph Zhou (CH, Xiamen), P. Florencio (PH; Berufungspastoral), P. Hubert (D, Superior), P. Francis (Viet, für Englischstudenten), P. James (PH, Kaplan), P. Adam (PL, für Theologiestudenten), P. Hoselito (PH, Pfarrer). (c) P. Josef Wilfing SDS
Am interessantesten für mich war der Bericht über die Fortschritte in unserer neuen Pfarre. Die beiden Patres haben nicht nur viele Mitarbeiter gesammelt. Auch auf der Baustelle sind Fortschritte erkennbar. Ein Großteil des Bodens ist aufgefüllt. An einer Stelle hat man inzwischen begonnen, eine provisorische Kapelle zu errichten, in der man schon die Liturgie der Karwoche feiern will. Das meiste Geld kam bis jetzt von lokalen Spendern oder wurde durch Aktionen der Patres und der Gemeinde erwirtschaftet. „Und was macht ihr,“ werden die beiden gefragt? So geht ein Teil von deren Verdienst mit ins Unternehmen. Bis jetzt wohnen sie in einer Wohnung, die der politischen Gemeinde gehört. Hinter der Hand hören sie manches Mal, wie lange sie wohl noch bleiben würden. Deswegen sind mit der provisorischen Kapelle auch einige Zimmer geplant, sodass sie selbst am Ort des Geschehens wohnen können. Wenn jemand von euch die Fortschritte auf der Baustelle mitvollziehen will, kann er das jederzeit auf dieser Facebookseite machen. https://www.facebook.com/MARY.MOTHEROFTHESAVIOR
Talon
Am 11. Februar konnten wir zur Neujahresfeier die vietnamesischen Ordensleute der Region Tagaytay in unserem Haus begrüßen. Viele katholische Institutionen führen Ausbildungshäuser auf den Philippinen, das neben Ost-Timor der einzige mehrheitlich katholische Staat in Südostasien ist und in vielem gute Voraussetzungen für die Ausbildung bietet. Insgesamt waren wir etwa 150 Ordensleute auch von Kongregationen, von deren Existenz ich erstmals hier erfahren habe. Wir müssen nichts organisieren, sondern nur etwas ermöglichen. Alles, auch das Essen war perfekt vorbereitet. Die vietnamesische Küche ist sehr bekömmlich.
Ein kleiner Eindruck von der unterhaltsamen Feier im Garten. (c) P. Josef Wilfing SDS
Die jungen Leute kommen weiterhin in unser Haus. Das Programm für die Jugend ist nicht spektakulär, aber es bezieht sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf Begegnung, Glaube und Spiel. Am 25. Februar haben sie im Gottesdienst ihr Versprechen erneuert. Im Anschluss waren alle zum gemeinsamen Mittagessen in unserem Refektorium und im Studiensaal eingeladen. Der Nachmittag war für Spiele reserviert.
Eine philippinische Hochzeit
Bei Besuchen in der ManilaInnenstadt kann man in den beliebten Hochzeitskirchen wie der Kathedrale oder der dortigen Augustinerkirche sehr oft Hochzeiten erleben. Im Allgemeinen, so hörte ich, sind kirchliche Hochzeiten eher selten, weil sie mit hohen Kosten verbunden sind, die vor allem durch die hollywoodartigen Rahmenbedingungen entstehen. Auch wegen dieser Erwartungen leben viele Paare mit ihren Kindern nur mit ziviler Eheschließung oder ohne jegliche gesetzliche Bindung. Die kirchliche Feier ist eine Art Sandwichveranstaltung, der unzählige, lang dauernde Fotoshootings vorangehen und folgen. Bevor man im Restaurant mit dem Essen beginnt, werden nochmals Fotos vom Brautpaar mit den Eltern und den Ehrengästen in unterschiedlichen Zusammenstellungen geschossen.
Ein Muss: Foto mit Brautmutter und Brautpaar. Der Kleiderverleih profitierte. Vorgegeben war graublau oder blau für die Damen. Für die Herren reichte es, wenn sie mit dem festlichen Philippinohemd erschienen. (c) P. Josef Wilfing
Nachdem das Buffet für die Allgemeinheit eröffnet ist, ging das Paar nicht an einen der Tische, sondern blieb weiterhin auf einer kleinen Tribüne sitzen, deren Zweck mir nicht enthüllt wurde. Nun war die Hochzeit der Tochter unserer Wäscherin eine eher einfache Veranstaltung und fühlte sich an keiner Stelle auch irgendwie distanziert an. Der vermutlich gemütlichere Teil des Festes fand aber trotzdem im Haus der Braut statt, wo den ganzen Tag über Gäste erwartet und bewirtet werden, während sich die geladenen Gäste im Restaurant ständig in einer Art Wartezustand befinden. Ins Haus der Braut waren auch unsere Brüder geladen.
Philippinen
Das vielleicht Spannendste in der philippinischen Politik derzeit sind die Spannungen mit China in der westphilippinischen See = südchinesisches Meer. China beansprucht fast das ganze Meer bis nahe an die philippinische Küste und bezieht sich auf eine Karte aus dem 17. (?) Jahrhundert. Damals sei das alles China gewesen. Ein Riff wurde schon vor mehr als zehn Jahren Schritt für Schritt in Besitz genommen – entgegen einem Spruch des internationalen Seegerichtes in Den Haag. China hat einige Male die Begründung für seine dortige Präsenz unterschiedlich formuliert bis letztlich aus dem Riff durch Aufschüttungen eine militärische Anlage mit Flughafen gewachsen ist. Von Regionen, die dem internationalen Seerecht zufolge, den Philippinen zugehören, aber von China beansprucht werden, werden die philippinischen Boote von chinesischen Militärschiffen mit starken Wasserwerfern vertrieben.
Der Bauplatz der Pfarre. Links die kleine Brücke als Zufahrt. Das aufgeschüttete Terrain (links fehlen noch Teile) und das Metallgerüst der provisorischen Kapelle (vor etwa drei Wochen), die später eine Art Pfarrsaal werden soll. Vermutlich sind inzwischen schon Teile der Mauern hochgezogen. (c) P. Josef Wilfing
Im Übrigen verhält sich unser Präsident ziemlich ruhig, nur wird er von seinem Vorgänger hin und wieder attackiert. Im Allgemeinen hat sich das innenpolitische Klima beruhigt.
Ich wünsche euch frohe Ostern und Kraft aus dem Glauben an die Auferstehung. Bleibt gesund und zuversichtlich!
P. Josef
Talon, Amadeo, Philippinen,
zum 17. März, 2024