Innovationen als Investitionen in die Zukunft
Es ist kein großes Geheimnis: Die Kirche befindet sich in einer schweren Krise. Die Anzahl der Gläubigen nimmt ab, und es fehlt an Nachwuchs sowohl in den Diözesen als auch in den Ordensgemeinschaften. Auch die Salvatorianer sind leider davon betroffen; der Rückgang der Mitglieder und die niedrige Zahl der Neueintritte in Westeuropa und in den USA stellen eine große Herausforderung für die Gemeinschaft des Göttlichen Heilands dar.
Generaloberer P. Milton Zonta eröffnete am 17. Juni 2023 das neue Forschungsinstitut für salvatorianische Geschichte und Spiritualität. (c) Manu Nitsch
Die Ordensgemeinschaft, die 1881 vom seligen P. Franziskus Jordan gegründet worden war, feierte 2023 das hundertjährige Bestehen der österreichischen Provinz. Generaloberer P. Milton Zonta aus Rom sowie zahlreiche in- und ausländische Mitbrüder, Mitschwestern und Gäste kamen am 17. Juni 2023 nach St. Michael in den ersten Wiener Gemeindebezirk, um gemeinsam mit den heute verbliebenen Patres der österreichischen Pro-Provinz zu feiern. Doch wer mit einem Abgesang auf die glorreiche Vergangenheit gerechnet hatte, wurde enttäuscht: Resignation kam für die Salvatorianer nie infrage. Und so wurden der Öffentlichkeit an diesem Juni-Wochenende in einem Symposion auch innovative Pläne für die Zukunft vorgestellt.
1. Innovation
Neues Missionsvikariat
Als ersten Schritt in die Zukunft hatte das Generalat bereits 2022 mit der Gründung eines neuen Vikariats, das das Gebiet um Gurtweil in Süddeutschland (Geburtsort des Ordensgründers) sowie Teile von Deutschland, der Schweiz und Italien umfasst, auf die schwierige Lage reagiert. Der Name, Pancratius Pfeiffer Missionsvikariat, ist Programm und trägt dem aktuellen weitreichenden Säkularisierungsprozess Rechnung: Europa wird als Missionsgebiet betrachtet. Das zeigt sich auch in der Zahl der Ordensmitglieder: Während in Westeuropa kaum Novizen vorhanden sind, boomt die Zahl der Eintritte in die Gemeinschaft in Asien und Afrika.
2. Innovation
Neues internationales Ausbildungshaus
Um eine erfolgreiche Zukunft der salvatorianischen Missionstätigkeit sicherzustellen, wurde betont, wie wichtig es sei, den jungen Mitgliedern eine gute Ausbildung zu gewährleisten. Deshalb gründete das Generalat als zweiten Innovationsschritt ungefähr zur gleichen Zeit ein internationales Ausbildungshaus: In Tor de' Cenci im Herzen der Heiligen Stadt (liegt eher am Rande…) werden derzeit zehn junge Salvatorianer aus aller Welt auf ihren Einsatz in Europa vorbereitet.
3. Innovation
Neues internationales Forschungszentrum
Doch das waren nur die ersten Schritte, um trotz schwindender Kräfte ihre „Mission“, ihren Auftrag, als Salvatorianer erfüllen zu können und die Ordensgemeinschaft wieder zukunftsfähig zu machen. Als nächster Schritt wurde ein „Internationales salvatorianisches Forschungsinstitut“ gegründet. Dieses Vorhaben, das von der österreichischen „Pro-Provinz“ initiiert wurde und vom Generalat in Rom getragen wird, basiert auf der Erkenntnis, dass es wichtig sei, die Erforschung der salvatorianischen Geschichte und Spiritualität innerhalb der Gesellschaft zu intensivieren. Das Ziel des neuen Institutes liegt darin, hierfür einen Beitrag zu leisten.
Das Zentrum wird zwei Standorte haben: Wien und Gurtweil. In Wien wird der Fokus auf wissenschaftlicher Untersuchung, Forschung und Publikation liegen, während Gurtweil als spirituelles Zentrum des Institutes dienen soll. Der Geburtsort des Gründers wird zu einem Ort, an dem unter anderem Workshops zur Vertiefung der Spiritualität und des Charismas des Gründers stattfinden können.
Geschichtsforschung in Wien…
„Schon beim letzten Generalkapitel 2018 wurde von der Österreichischen Pro-Provinz die Errichtung eines internationalen Forschungszentrums bewusst angeregt und vorgeschlagen“, erinnert sich Provinzial P. Josef Wonisch. Wien, genauer das Kolleg St. Michael im ersten Wiener Gemeindebezirk, stand schon bald als eines der beiden „Hauptquartiere“ fest, befinden sich doch hier im Provinzarchiv praktisch alle historischen Quellen Mitteleuropas. „Unser leidenschaftlicher Historiker und Archivar, P. Peter van Meijl, hat mit dem engagierten Team, Doris Fries, Robert Passini und Martin Kolozs, in großer Liebe und Kontinuität das österreichische Provinzarchiv zu einem lebendigen Gedächtnisort gestaltet“, so Provinzial Wonisch.
Als logische Konsequenz wurde der langjährige Ordensarchivar P. Peter van Meijl zum ersten Direktor des wissenschaftlichen Institutes ernannt. „In Westeuropa werden die deutschsprachigen Mitbrüder immer weniger“, zeigt sich der promovierte Theologe und Historiker realistisch. „Gleichzeitig haben wir viele junge Salvatorianer aus Asien, aus Afrika, die leider keinen Zugang zur deutschen Sprache haben, und das heißt, auch nicht zu den Originalquellen.“
Das Team rund um P. Peter plant, in der Zukunft jungen Salvatorianern und Salvatorianerinnen sowie interessierten Studenten und Studentinnen aus der ganzen Welt die Möglichkeit zu bieten, Deutsch zu lernen und in Wien Zugang zu den Originalquellen zu erhalten, um die Geschichte des Ordens zu erforschen. Mehr noch: Das Institut soll auch zur Vernetzung der Forschenden dienen, die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen unterstützen, vor allem aber, um „in der Sprache von heute das sagen und vermitteln zu können, was schon am Anfang für unseren Gründer wichtig war“, so P. Peter. „Und mit den jungen Leuten kommt auch junges Leben nach St. Michael.“
Dank guter Verbindungen zur Universität Wien werden die Studierenden des Forschungsinstituts die Möglichkeit haben, mit einem salvatorianischen Thema promoviert zu werden und einen Abschluss in Kirchengeschichte zu erlangen. Bereits 2025 werden die ersten Studierenden in Wien erwartet.
Provinzial P. Josef Wonisch: "Wir haben mit dem internationalen Forschungsinstitut für Salvatorianische Geschichte und Spiritualität ein solides Fundament für die Zukunft geschaffen.“ (c) Manu Nitsch
… und spirituelles Zentrum in Gurtweil
Als zweiter Standort des Forschungsinstituts wurde Gurtweil, der Geburtsort des Ordensgründers der Salvatorianer, ausgewählt und agiert damit als spirituelle Heimat der Ordensgemeinschaft. Hier sollen durch Workshops die Spiritualität und das Charisma des seligen Franziskus Jordan erfasst und vertieft werden können. Derzeit werden Bauvorhaben für ein neues Kloster durchgeführt, während das Geburtshaus selbst umfangreich ausgebaut und modernisiert wird.
„Ich denke, wir haben mit dem internationalen Forschungsinstitut für Salvatorianische Geschichte und Spiritualität ein solides Fundament für die Zukunft geschaffen“, zeigt sich Provinzial P. Josef Wonisch optimistisch. „Diese Anerkennung erfüllt uns mit Freude und motiviert zur Aufbauarbeit. Ich bin zutiefst überzeugt, dass unsere kleine Einheit im Herzen Europas durch die kontinuierliche Arbeit des Forschungsinstituts einen ganz wesentlichen Beitrag und Dienst für ein gedeihliches Wachstum der weltweiten Gesellschaft der Salvatorianer leisten wird."
Zum Nachhören: Der Podcast Nr. 8 mit P. Peter van Meijl: "Das neue Forschungsinstitut ist ein einmaliger Kairos für alle Ordensgemeinschaften."
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