
VIDEO: Der Ostergruß 2021 von Provinzial P. Josef Wonisch
Als Student habe ich in Gurk Menschen durch den Dom geführt. Da ist mir dieses Tympanon vertraut geworden und besonders ans Herz gewachsen. Ich bin dankbar, dass wir seit kurzer Zeit einen Abdruck dieser ungeheuer dynamischen und kraftvollen Darstellung vor gut 800 Jahren hier in unserem Kloster in St. Michael haben. Ich gehe jeden Tag mehrmals vorbei und ich richte jedes Mal wenigstens einen kurzen Blick darauf. Ich fühle mich gestärkt und es stimmt mich zuversichtlich gerade auch an trüben und schweren Tagen.
Der Ostergruß 2021 von Provinzial P. Josef Wonisch als Video auf YouTube
Samson ist eine biblische Gestalt aus dem Buch der Richter im Ersten (alten) Testament, der das Volk Israel von den Philistern befreit hat. Es heißt, dass der Geist des Herrn über Samson kam und so erhielt er außer-ordentliche Kräfte. Er war unbezwingbar und unbesiegbar, solang er sein Haupthaar ungeschoren ließ.
Dieses Tympanon zeigt Samson, der einem Löwen bezwingt und das Maul zerreißt, um zwei Tauben zu retten. Das Relief wird von einem breiten Palmettenband gerahmt.
Die Typologie war besonders in frühchristlicher Zeit (aber auch im Mittel-alter) eine verbreitete und beliebte Auslegungsweise des Alten Testa-mentes. Das, was im Alten Testament angekündigt und verheißen wird, erfüllt und vollendet sich im Neuen Testament.
Also Jesus ist Samson, der das Böse, den Löwen, besiegt und das Maul zerreißt, um die Seelen der Menschen zu retten. Ganz in und aus seiner Mitte heraus setzt er souverän mit einem sieghaften Lächeln seine ganze Kraft im Kampf ein. Diese unheimliche Dynamik wird noch verstärkt durch die wehenden Haarzöpfe und den wegfliegenden Mantel.
Sein Kopfschmuck reicht in das Zierband hinein – von oben – vom Vater - bezieht er seine Kraft. Es ist eine klare Siegerdarstellung, das Böse hat keine Chance. Jesus Christus ist wirklich der verheißene und ersehnte Retter - Eine sehr tröstende und ermutigende Darstellung des Ostergeschehens.
In der Fastenzeit werden wir täglich beim Morgengebet an den Lebens-kampf erinnert, wenn wir beten: Er rettet mich aus der Schlinge des Jägers, er befreit mich aus allem Verderben. Zum Schutz habe ich mir erwählt den Höchsten.
Wir feiern heuer zum zweiten Mal in dieser schwierigen Pandemiezeit das zentrale Geheimnis unseres christlichen Glaubens: Ostern – das Fest, dass Jesus nicht im Tod und Grab geblieben ist, sondern von Gott auf-erweckt wurde. Alles Zerstörerische, die Vernichtung, der Tod haben nicht das letzte Wort, sondern der auferweckte Jesus Christus, er führt zum Leben. Er schenkt uns eine lebendige Hoffnung und gibt uns Zuversicht, dass wir in den Kämpfen des Lebens nicht unterliegen. Er rettet und reist uns heraus aus allem Verderben, er befreit zum Leben, das uns auch der Tod nicht nehmen kann.
Diese Zuversicht schöpfe ich da immer wieder neu für mich und den Alltag, aber auch für unsere herausfordernde Zeit und für die Menschen in allen Ängsten, Nöten und Sorgen.
Wir kommen, wohin wir schauen!
Ich wünsche uns, dass wir auf Jesus Christus, den Auferweckten, schauen und uns auf ihn hin ausrichten und daraus die sichere Hoffnung und die tröstende Gewissheit erfahren: Jesus lebt und ich/wir mit ihm! Er geht mit mir und uns durch alle Zeiten.
Ich wünsche von Herzen, viel Kraft und Zuversicht zum Osterfest!
Frohe und gesegnete Ostern!
P. Mag. Josef Wonisch SDS, Provinzial