
Herausforderungen geduldiger, stärker und mutiger begegnen
Lieber P. Michael, du bist zum neuen Provinzial in Tansania gewählt worden, als du noch in Wien dabei warst, dein Doktoratsstudium in Moraltheologie abzuschließen. Wie geht es dir seit deiner Rückkehr in deine Heimat? Bist du bereits ganz angekommen?
Es stimmt, ich wurde dieses Jahr im Jänner zum Provinzial der tansanischen Pro-Provinz gewählt. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht mit meiner Promotion in Wien fertig. Nachdem ich meine Dissertation Ende Februar verteidigt hatte, kehrte ich nach Tansania zurück und begann meine neue Aufgabe mit dem 9. März 2020. Seit meiner Rückkehr nach Hause geht es mir recht gut, aber ich bin sehr beschäftigt und habe viel Arbeit. Manchmal bin ich wirklich müde.
(Das Foto oben zeigt die Pfarrei Kisiju. (vlnr): P. Patrick Keeny (der Pfarrer Kisijus), P. Christopher (der Provinzökonom), Sr. Paschalia, Sr. Carmen, Sr. Monika und P. Michael Tesha)
Du bist vor sieben Jahren nach Wien gekommen, warst also recht lange nicht in Tansania. Seit 9. März 2020 hast du nun die Aufgabe, die unterschiedlichen Pfarrgemeinden und Sozialwerke der Salvatorianer in Tansania als Provinzial in eine gute Zukunft zu begleiten. Hattest du schon Zeit, die einzelnen Stationen aufzusuchen? Wie ist dein erster Eindruck?
Richtig, ich war von April 2013 bis Ende Februar 2020 in Wien, also fast sieben Jahre. Als ich nach Tansania zurückkam, musste ich gewisse Dinge neu kennenlernen. Etwa gab es junge Mitbrüder, die für mich neu waren, auch ich war neu für sie. Nun bin ich sechs Monate Provinzial in Tansania, und ich habe fast alle savatorianischen Pfarreien und Stationen besucht. In diesen ersten Monaten konnte ich bereits viele Eindrücke sammeln. Ich genieße meine neue Aufgabe als Provinzial, auch wenn sie oftmals anstrengend und fordernd ist.
Gibt es besondere Ziele, die du dir für dein Amt gesetzt hast?
Ja sicher! Meine primären Ziele sind unsere Ausbildungshäuser und Sozialwerke. Unsere jungen Mitglieder, die sich unserer Gemeinschaft neu anschließen, brauchen eine gute Ausbildung, und wir müssen zeitgleich sicherstellen, dass unsere Projekte auch gewisse Einnahmen für unsere Gemeinschaft erwirtschaften. Es ist wichtig, dass die jungen salvatorianischen Mitbrüder dem Charisma und dem Geist von Pater Jordan, unserem Gründer, folgen. Gleichzeitig muss das Ziel sein, dass sich unsere Pro-Provinz finanziell selbst erhalten kann. Wir bekommen nach wie vor finanzielle Unterstützung von anderen Provinzen und Wohltäter*lnnen.
Gibt es besondere Herausforderungen vor Ort? Welche sind das?
Ja, es gibt viele Herausforderungen. Ich muss mich nun der neuen Arbeitssituation anpassen und neu orientieren. Die Salvatorianer in Tansania wirken in fünf Diözesen, nämlich in Tunduru-Masasi, Dares Salaam, Morogoro, Dodoma und Njombe. Diese Diözesen sind recht weit voneinander entfernt. Das Reisen zu den verschiedenen Orten ist teuer und anstrengend. Finanzielle Engpässe wirken sich auch auf die Ausbildung unserer jungen Salvatorianer aus. Wir haben drei Ausbildungshäuser: Eines für die Kandidaten und Postulanten in Namiungo, das Noviziat in Nakapanya und das Scholastikat in Morogoro für die Seminaristen in theologischen Studien. Unsere jungen salvatorianischen Mitbrüder brauchen neue Bücher für ihr Studium und sie brauchen auch gute Lernbedingungen.
Du warst im Laufe deines Lebens immer wieder länger im Ausland, wie etwa in Manila oder Wien. Welche Erfahrungen außerhalb deiner Heimat sind für dich und deinen beruflichen Alltag nun hilfreich bzw. von Bedeutung?
An allen Orten, an denen ich gewesen bin, habe ich bestimmte Dinge gelernt, und es waren gute Erfahrungen für mich. Durch diese Erfahrun -gen habe ich gelernt, neuen Kulturen, neuen Bräuchen, neuen Menschen, neuen und unerwarteten Herausforderungen des Lebens, neuen Sprachen und Traditionen verschiedener Menschen zu begegnen. Dies hat mir auch in neuen Situationen geholfen, geduldiger, stärker und mutiger zu sein. Solche Erfahrungen sind für mich und meine neue Aufgabe als Provinzial sehr hilfreich.
Was ist deiner Meinung nach der auffalligste Unterschied zwischen Österreich und Tansania?
Ich kann sagen, der auffälligste Unterschied zwischen Österreich und Tansania ist vor allem der Lebensstandard. Die Bevölkerung in Österreich ist reicher als die Bevölkerung in Tansania. Das Leben in Tansania ist aufgrund der wirtschaftlichen Situation schwieriger. Wir Salvatorianer leisten durch unsere Seelsorge und Projekte einen Beitrag für Menschen, etwa für die Armen, besonders im südlichen Teil Tansanias. In Österreich haben die Menschen fast alles, was sie brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, während es in Tansania manchmal schwierig ist, eine ausreichende Mahlzeit pro Tag zu sich zu nehmen. Die Infrastruktur in Österreich ist sehr gut und immer verfügbar. In Tansania ist es anders, denn man findet nach wie vor Straßen, auf denen es schwierig ist, zu reisen.
Gibt es etwas, das du aus deiner Zeit in Österreich vermisst?
Klar, ich vermisse viel. Ich vermisse meine salvatorianischen Mitbrüder in der Gemeinde St. Michael, die Menschen in der Pfarrei St. Michael. Ich vermisse alle meine österreichischen Freunde. Ich vermisse das schöne Wien und meine Joggingtouren. Und ich vermisse das gute Bier und den ausgezeichneten Wein. (lacht).
Nochmals danke für das Interview! Gott segne dich! Wir hoffen, dass du weiterhin mit den Salvatorianern in Österreich verbunden bleibst. Für deine neue Aufgabe als Provinzial wünschen wir dir alles Gute und Gottes Segen.