P. Josef Wilfings Inselpost Nr. 2: Dynamische und frohe Kar- und Ostertage
Zwischen 22.00 Uhr und 23.00 Angstbellen der Hunde in der Nachbarschaft – manches Mal auch davor und danach. Unsere beteiligen sich nicht, weil sie sich ja gegenseitig haben. Ab 4.30 erwachen hörbar die Hähne. Ab etwa 6.00 beginnt die Beschallung von der benachbarten Baumschule her. Wir leben auf dem Land. Ich habe beschlossen, dass mich das nicht stört und ich kann gut damit leben.
Die Kar- und Ostertage haben mich einige Unterschiede in den kirchlichen Feiern erleben lassen. Alles hier ist ein wenig dynamischer und froher. Bei der Lesung der Passion am Karfreitag wurden die Teile des Pilatus szenisch gespielt mit einem stummen Jesus ihm gegenüber. Die Stimme Jesu wurde dabei vom Priester gesprochen. Das war irgendwie berührend. Nach der Auferstehungsfeier am Karsamstag führte eine Jugendgruppe noch einen Tanz auf. Der englisch-tagalog Predigt hätte ich noch einige Zeit zuschauen können. Der Ostersonntag begann für die Leute in unserem Dorf um 4.00, wobei die Leute die legendenhafte Begegnung nach der Auferstehung Jesu mit seiner Mutter Maria nachspielten. Mit dabei sind Kinder in weißen Kleidern mit kleinen „Engelflügelchen“ (für den Westeuropäer vielleicht ein wenig kitschig doch die Kinder scheint es gefreut zu haben). Das machen die Leute auch ohne Priester. Wir schlossen uns zur Feier der Messe um 4.45 Uhr an.
Den Ostermontag verbrachten einige Kinder aus armen Familien unserer Pfarrei bei uns und wurden von zwei Brüdern betreut. Als Mittagessen gab es die für die Philippinen eher ungewohnten aber auch hier bei den Kindern sehr beliebten Spaghetti.
Mir war entgangen, dass eine der Hündinnen vier Junge geworfen hatte. Von den anderen fünfen ist allerdings der kleinste an einem Virus gestorben. Am Karfreitag wurde er im Garten aufgefunden, hereingebracht, aber am nächsten Tag war er schon tot. Einer der vietnamesischen Brüder kümmert sich besonders um die Hunde. Nachwuchs gibt es auch bei den Enten und bei den Hühnern.
(c) P. Josef Wilfing
Mindoro-Medical-Mission
Die „Mindoro-Medical-Mission“ wird einmal jährlich organisiert. Neben einer Ordensschwester ist P. Hubert dafür verantwortlich. Die Insel Mindoro liegt südlich der Hauptinsel Luzon und ist wesentlich dünner besiedelt. Es gibt Straßen hauptsächlich entlang der Küste, aber auch dort sind einige Dörfer nur mit einem Boot erreichbar.
Die ursprünglichen Bewohner gehören dem Stamm der Mangyan an. Dieser gliedert sich in kleine Untergruppen mit eigenen Sprachen, sodass sie sich untereinander oft in Tagalog verständigen müssen. Da diese Leute sehr scheu sind, leben sie hauptsächlich abseits größerer Siedlungen oder versteckt in den Bergen. Deswegen lässt sich eine solche Aktion nur mit Helfern vor Ort organisieren. Eine medizinische Hilfe ist nötig selbst wenn es ansässige Ärzte in der nächstgelegenen Stadt gibt. Diese Leute können sich weder den Arztbesuch noch die Medikamente leisten.
Nicht immer sind die ortsansässigen Behörden über solche Einsätze erfreut. Bisweilen werden sie missbraucht, so entpuppte sich einer als Überfall auf die Polizeistation, wobei der Bürgermeister unserer Einsatzstadt Paluan als Geisel genommen wurde. Vor der Stadt wurde er wieder aus dem Auto geworfen. Am zweiten Tag begann unser Einsatz im Sitio (Weiler, einem Barangay untergeordnet) Alacaak. Dieser liegt abseits der Verkehrsstraße und besteht hauptsächlich aus einem zentralen befahrbaren Weg, entlang dem die Hütten der Bewohner stehen.
Hauptbaustoff ist Holz, die Dächer sind mit Reisstroh, Palmblättern oder Wellblech gedeckt. Unter dem mächtigen „Dorf-Mango-Baum“ (früher bei uns „Dorflinde“) finden wir bereits alles vom Barangay-Captain (Ortsvorsteher) und seinem „Team“ vorbereitet: Ein Zelt mit Tischtüchern auf den Tischen. Als Helfer hat er sechs Krankenpflegerinnen, vier Frauen fürs Kochen, ein paar Männer für Tragedienste und sechs Soldaten, z.T. ganz martialisch ausgerüstet mit Maschinengewehr, organisiert. An unserer Registrierstelle werden mehr als 300 Kunden verzeichnet. Der Arzt wird mit diesen bis zum Abend beschäftigt sein. Die Zahnärztin wird 17 Zähne ziehen. Die Medikamentenstation wird als Hilfe Medikamente und Vitamintabletten ausgeben.
(c) P. Josef Wilfing
Für die Kinder gibt es ein Sonderprogramm: Religion und Spiele, das zwei Lehrerinnen und drei Jugendliche leiten. Nebenbei gibt es Einweisung in Körperhygiene ua. mit Waschen, Zähneputzen und Nägelschneiden. 150 Kinder habe ich gezählt dann aber festgestellt, dass es bei weitem nicht alle waren. Kinder nützen nicht mehr gebrauchte Kartons (oben) und Bänder kreativ zu verschiedenen Spielen.
(c) P. Josef Wilfing
Insgesamt hat das Ganze auch den Charakter eines Dorffestes zu dem Eisverkäufer und fliegende Händler aus der Stadt kommen. Wir sind in einem Resort untergebracht, der mich an die Jungscharlager mit der Pfarre Kaisermühlen erinnert. Für einige gibt es Betten, die meisten aber schlafen wie immer am Boden. Nach der Rückkehr am nächsten Tag sind alle sehr müde und freuen sich schon auf das nächste Jahr.
(c) P. Josef Wilfing
Gestern habe ich meine Fingerabdrücke bei der Polizei hinterlassen. Das ist die Bedingung, um ein Visum zu bekommen.
Ich grüße euch herzlich
P. Josef
Talon, 25. April 2018