P. Josef Wilfings Inselpost Nr. 7: Reif für die Insel
Ein Ordenskonvent wie der unsere ist in den Dörfern der Anhaltspunkt für vieles. Wenn sich Leute den Krankenhausaufenthalt oder eine Operation nicht leisten können, gehen sie oft durch das ganze Barangay, um Hilfe zu erfragen. Da kommen sie natürlich auch zu uns. P. Adam Januś ist dann immer bereit, auch etwas zu geben. Viele Jugendliche können sich nicht das Schulgeld für weiterführende Schulen leisten. Ein Collegeabschluss ist aber für eine gute Arbeitsstelle die Voraussetzung. Da können wir auch einige unterstützen. Manche sind in unserer Jugendgruppe aktiv und engagieren sich für unser Haus, auch nachdem sie einen Beruf ergriffen haben.
Paula, unser zahmer Affe, ist wieder einmal entkommen und hat dann im Garten ihr Königreich gesehen. Sie mag Frauen nicht. Als ich meinem Besuch unseren Garten zeigen wollte, tauchte sie unvermutet auf, umklammerte den Unterschenkel der Tochter und hinterließ einen kleinen Biss. Als sie im Garten nicht mehr genug Nahrung gefunden hatte, ließ sie sich durch Bananen wieder in ihren Käfig locken. Die Schweine haben sich auch einmal befreit und zwei unserer Gemüsegärten als Nahrungsquelle gefunden. Die Katzen sorgten mit zehn Kätzchen wieder für eine Vermehrung der Population. Jetzt sind es insgesamt sechzehn. Wir hoffen, dass sich einige Leute dafür interessieren.
Januar ist in Amadeo, der einstigen Kaffeehauptstadt der Philippinen, Zeit der Kaffeeernte. Es gibt kaum noch Betriebe, die davon leben, aber viele Bewohner von Talon haben noch ihre eigenen Kaffeestauden und produzieren den Jahresbedarf für sich selbst. Die Bohnen werden dann im Hof oder auf der Straße in größeren oder kleineren Mengen getrocknet.
Morddrohungen gegen Bischöfe
Der Präsident hat wieder von sich reden gemacht und erneut zum „Erschießen“ der Bischöfe aufgerufen: „Die haben Geld.“ Als sich Kardinal Tagle von Manila in einem Brief dazu äußerte, dass Priester Morddrohungen bekämen, sagte der Präsident bei einer Veranstaltung: „Ich habe aus Rom einen Brief bekommen, in dem man sich darüber beklagt, dass Priester Morddrohungen erhielten. Vor dem Gesetz sind alle gleich.“ Er verschwendete keinen Gedanken darüber, dass es sich dabei um außergesetzliche Drohungen handelte und auch nicht darüber, dass er es selbst war, der dazu aufgerufen hatte. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich selbst hier im Barangay sicher fühle. Die Menschen kennen uns und wissen, was wir machen. Die Anschläge, von denen in den Medien berichtet wird, betreffen vor allem den Süden des Landes und die Unabhängigkeitsbestrebungen von dort stationierten Moslemgruppen.
Leben der Gefängnisinsassen
Seit mehr als einem halben Jahr wurde einem Gefangenen versprochen, dass man seinen vom Krebs befallenen Arm operieren wolle. Das Geld dafür kam von einem Ärzteverein in der Eifel (P. Hermann Preußner ist der Mittler) und war von der Medical Mission übrig geblieben. Die Operation fand letztendlich nicht im Krankenhaus in Tagaytay statt. Dort hätte man einfach seinen Arm amputiert. Gott sei Dank wurde diese Operation – aus welchen Gründen auch immer –Monat um Monat hinausgeschoben. Die Ursulinin Sr. Violetta Sobiesiak fand dann im Krankenhaus der La Salle-Brüder in Dasmariñas einen Arzt, der meinte, dass man den Arm retten könne, wenn man ein Knochenstück aus dem Wadenbein einsetzt. Acht unserer Brüder spendeten Blut, damit die Operation stattfinden konnte. Das ist dort eine Voraussetzung. Der Gefangene ist von Beruf Maler wird nach seiner Entlassung weiterhin seinem Beruf nachgehen können.
P. Josef Wilfing betreut auch die Häftlinge in den Gefängnissen von Cavite.
Die Barmherzigkeit der Armen
„Vor einigen Jahren, so im Oktober 2016, erhielt ich vom Gefängnisdirektor eines der Gefängnisse in Cavite einen Anruf “, erzählte mir Sr. Violetta. „Dieses Gefängnis besuchen wir immer wieder, um den Insassen zu helfen und sie mit unseren Programmen und Projekten zu unterstützen, um ihnen auch in den Zellen ein wenig Freude zu geben. Der Direktor fragte mich, ob ich etwas für vier verstoßene Kinder tun könne, die jeden Tag ihren Vater, der hier inhaftiert war, etwa um die Mittagszeit besuchten.
Als ich zum Gefängnis kam, konnte ich nicht glauben, was ich sah: vier sehr kleine verstoßene Kinder, krank aussehend, hungrig und schmutzig, mit viel Angst in ihren Gesichtern. Ich erfuhr, dass der Vater im Gefängnis sei und die Mutter sie verlassen hätte. Sie ließ sie im Haus zurück ohne Essen, Wasser und Kleidung. Das älteste der Kinder ist ein etwa sieben Jahre alter Bub, der jetzt die Rolle des Vaters für seine drei kleinen Schwestern spielte, eines fünf, eines vier Jahre alt und ein einjähriges Baby. Der Bub versuchte Essen für seine Geschwister aus dem Müll zu suchen, damit sie überleben konnten, aber das war nicht genug für alle. Aber weil er den Weg zum Gefängnis wusste, entschied er, den Vater um Essen zu bitten. Jeden Mittag nahm er seine drei Schwestern mit, die jüngste auf seiner Schulter und die anderen beiden neben ihm.
Der Vater war verzweifelt, als er seine Kinder in dieser erbärmlichen Situation sah. Er sparte seine kleine Mittagsration auf und teilte sie, um seine hungrigen Kinder zu füttern. Aber auch seine kleine Portion war zu wenig für alle vier. Und da ereignete sich ein Wunder an diesem „hoffnungslosen“ Platz, den wir Gefängnis nennen – ein Zeugnis für die innere Güte des Menschen. Da gab es eine menschliche Reaktion, einen Akt der Solidarität und einen Ausdruck der Sorge durch alle Mitgefangenen des Gefängnisses. Von Mitleid berührt, begannen sie ihre Essensrationen zu teilen, sodass alle Kinder gut essen konnten und auch dem Vater noch etwas blieb. Hier fand Eucharistie statt: ‚Nehmt und esst … tut das zu meinem Gedächtnis.‘ Wahrhaftig, wenn wir teilen, dann wird es vervielfacht. Dieses Eucharistie-Wunder wurde täglich über zwei Wochen hin wiederholt.“
Soweit die Geschichte von Sr. Violetta. Mit Gottes Hilfe gelang es ihr, ein Heim für alle vier Kinder zu finden. Sie wohnen jetzt in einem sicheren und sauberen Platz. Es wird für sie gesorgt und sie können in die Schule gehen. Die vier Kinder haben ein neues Heim gefunden und können auch auf eine gute Zukunft hoffen.
Text: P. Josef Wilfing