Sr. Brigitte Thalhammer: „Wir sind nur Verwalterinnen dessen, was uns anvertraut ist“
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Um die AudioDatei abspielen zu können, aktualisieren Sie bitte Ihren Browser oder installieren Sie eine aktuelle Verison des Flash plugins.Der Podcast mit Sr. Brigitte Thalhammer zum Anhören. Interview und Produktion: Robert Sonnleitner
Verantwortung als Generalökonomin
„Ich fange vielleicht mit der Generalökonomin an, weil ich das Amtjetzt seit sechs Jahren innehabe“, beginnt Sr. Brigitte das Interview. Sie beschreibt ihre Rolle als Generalökonomin als eine der zentralen Herausforderungen mit einem starken Fokus auf Kontrolle. „Ein wichtiger Aspekt ist da praktisch eine Kontrollfunktion, weil die verschiedenen Einheiten, also Provinzen, Regionen, Häuser selbstständig sind. Wir versuchen Subsidiarität zu leben, aber jemand muss den Überblick haben, und der Überblick liegt eben im Generalat.“ Die Verwaltung der Finanzen sieht die Salvatorianerin als Ausdruck dessen, was der Gemeinschaft wirklich wichtig ist, ein Konzept, das sie als Stewardship versteht: „Wie sind wir gute Verwalterinnen dessen, was uns anvertraut ist?“ Diese Frage stellt die Generalökonomin in den Mittelpunkt ihres Handelns. „Es gehört uns nichts, es ist uns alles nur anvertraut, und mit dem müssen wir einfach verantwortlich umgehen für die zukünftigen Generationen und der ganzen Umwelt gegenüber.“
Kontrolle wird oft negativ assoziiert
Ein weiteres bedeutendes Thema, das Sr. Brigitte anspricht, ist die Spannung und die Herausforderung, die mit der Kontrolle von Projekten in verschiedenen Kulturen einhergehen. Besonders in afrikanischen Ländern wird die Kontrolle oft mit negativen historischen Assoziationen verbunden. „Die afrikanische Kultur ist eine Erzählkultur“, schildert die Salvatorianerin. „Wenn wir da Projekte machen, dann benötige ich am Ende Berichte, Abrechnungen, Bilder. Das hinüberzubringen ist nicht immer ganz einfach, weil zum Teil auch unterschwellig das Erbe der Vergangenheit mitschwingt, wo Europa als Kolonialmacht wahrgenommen wurde und tatsächlich auch Macht ausgeübt hat.“ Dennoch sieht Sr. Brigitte hierin eine Möglichkeit, durch gegenseitiges Lernen und Wachstum Beziehungen positiv zu gestalten. „Kontrolle ist jetzt nichts Böses ist, sondern bedeutet eigentlich, wir helfen einander zu wachsen.“ Dennoch, alte Machtverhältnisse müssen kritisch hinterfragt und neue Formen der Zusammenarbeit entwickelt werden.
Prozess der europäischen Konsolidierung
Ein bedeutender Teil ihrer zukünftigen Arbeit in ihrer Funktion als Konsultorin wird die Begleitung des Europaprozesses sein, bei dem verschiedene europäische Einheiten bis 2027 zu einer einzigen Provinz zusammengeführt werden sollen. Dieser Prozess ist von einer organischen und behutsamen Herangehensweise geprägt, die auf die lange Tradition der Subsidiarität innerhalb der Salvatorianerinnen Rücksicht nimmt. „Natürlich bringt das Herausforderungen mit sich, weil wir auch ganz verschiedene Entwicklungen genommen haben“, bringt es Thalhammer auf den Punkt. „Aber wir sind alle Salvatorianerinnen; uns verbindet ganz viel, und das spürt man bei einem Treffen immer wieder. Da ist ein Gleichklang und da ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl.“
Herausforderungen und Chancen der Interkulturalität
Die demografischen Veränderungen innerhalb der Salvatorianerinnen führen zu einer weiteren Herausforderung: der Umgang mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen in Europa bei gleichzeitigem Wachstum in Afrika und Asien. Sr. Brigitte sieht darin sowohl Herausforderungen als auch Chancen und betont die Bedeutung von interkulturellem Austausch und Lernen. „Wie leben wir unsere salvatorianische Universalität präsenter? Kann das nicht auch ein Zeichen der Zeit sein, dass junge Schwestern aus Afrika und Asien kommen und hier in Europa mit uns leben oder wir mit ihnen leben?“, fragt Thalhammer. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die jungen Mitschwestern, die in Europa ausgebildet werden, das Gelernte in ihren Heimatländern umsetzen, damit ein globaler Wissensaustausch entsteht.
Synodale Leitung und Zukunft der Kirche
Im Kontext der aktuellen kirchlichen Entwicklungen hebt Sr. Brigitte die Synode in Rom hervor, die als Wegweiser für zukünftige kirchliche Strukturen und Entscheidungen dienen könnte. Sie sieht die Kirche in einem Spannungsverhältnis zwischen Tradition und notwendiger Erneuerung. „Wie gehen wir in Europa damit um, dass es in Zukunft vielleicht einmal eine Enzyklika gibt über Polygamie oder Hexerei? Bei uns sind das keine Themen, aber in Afrika schon. Wie lernen wir, damit umzugehen?“, stellt sich für Thalhammer die Frage, und sie ist überzeugt: „Die Kirche wird an Macht verlieren. Das ist einerseits schade, weil sie auch Gutes bewirkt. Ich kann etwas ermöglichen, ich kann mich für Menschen einsetzen, und wenn da die Kirche nicht mehr gehört wird, dann ist es schade. Andererseits bestimmt die Kirche viele Lebensbereiche, wo sie eigentlich nicht reinreden sollte.“ Skeptisch zeigt sie sich bei der Frage, ob es in naher Zukunft zu Frauen in Weiheämtern kommen wird, „und ich habe aufgegeben, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen.“
Persönliche Einblicke
Sr. Brigitte teilt auch persönliche Erfahrungen aus ihrer Zeit in Rom, insbesondere während der Corona-Pandemie. Diese Zeit prägte sie durch einzigartige Momente in einer menschenleeren Stadt: „Es war eindrucksvoll, wenn die vatikanischen Museen offen waren, aber keine Touristen da waren und man nur zu fünft in der Sixtinischen Kapelle stand; das werde ich nicht vergessen“, erinnert sich Thalhammer. „Was ich in Rom genieße, ist die Schönheit. Unser Generalat liegt wunderschön über den Hügeln von Rom. Ich bin immer wieder von der Schönheit überwältigt, von den Abend- und Morgenstimmungen und der Weite. Das ist eine meiner Kraftquellen.“
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