Im Porträt im "Zehnerblattl": Br. Leonhard Hager SDS
Damals hat niemand geglaubt, dass der kleine schwache Kerl, der kurz nach seiner Zwillingsschwester auf die Welt kommt, überlebt. Und nun sitzt er hier, der Bruder Leonhard, mit 89 Jahren, immer noch klein, aber drahtig und zäh.
Aus dem Innviertel kommt er, von einer Landwirtschaft. Seine Mutter hat er nie kennengelernt. Sie starb bei seiner Geburt und hinterließ die Zwillinge dem Vater, der Großmutter und der neuen Mutter, die ihm noch einen Bruder schenkte. Kein leichter Start im Jahr 1935. Nach der achtjährigen Volksschule und einer arbeitsreichen Kindheit tritt Leonhard mit 17 bei den Salvatorianern in Hamberg bei Passau ein, seine Schwester geht zu den Marienschwestern nach Linz.
Die Salvatorianer kennt er von Kindheit an, als Aushilfen bei der Sonntagsmesse. „Als ich gehört habe, dass sie in Hamberg nicht nur das Noviziat und das Exerzitienhaus haben, sondern auch eine Landwirtschaft, wusste ich, dass das mein Platz ist“, erzählt er. Während die Priester für die Seelsorge der Gäste zuständig sind, kümmern sich die Brüder des Klosters um die Verpflegung.
Leonhard liebt die Feldarbeit mit den Pferden, das Mostpressen, Kühe melken, Holzhacken und den Gemüsegarten und ist gern unter Leuten. 33 Jahre lebt er dort, bevor 1985 das Kloster geschlossen und Leonhard nach Wien geschickt wird.
Favoriten, Kontrastprogramm. Doch auch hier kümmert er sich mit großer Liebe um den Garten, die Küche, den Mesnerdienst. Als guter Hausgeist im blauen Arbeitsmantel umsorgt er seine Mitbrüder und die Gäste. Die Menschen in der Pfarre schätzen seine Fröhlichkeit, Geselligkeit und positive Lebenseinstellung. Weitere 31 Jahre dient er treu, bevor er 2016 mit 81 Jahren endlich pensioniert wird und nach Mistelbach kommt.
Immer noch strahlen seine runden Augen fröhlich, wenn er auf den Rollator gestützt in der Küche abtrocknen hilft, seine Mitbrüder zum Lachen bringt oder im Rollstuhl zum Einkaufen mitgenommen wird.
Ein stiller, treuer, hingebungsvoller Bruder, der sein Leben lang alles für die Gemeinschaft gegeben hat - und nun von ihr getragen wird.
Quelle: Zehnerblattl Nr. 12, Angela Ringhofer