P. Josef Wilfings #Inselpost Nr. 27: Ostern, Hitzewelle und viele Brände
Liebe Freunde und Bekannte,
seit dem letzten Brief ist viel Zeit vergangen. Nach Ostern erlebten wir eine Hitzewelle, die viele Menschen auch krank gemacht hat. Mich hat so eine Art „Hitzegrippe“ erwischt, die mich mehr als eine Woche mental ausgehebelt hat. Die Temperaturen erreichten bei uns auf 500m teilweise 35° über mehrere Tage. In Manila hat es üblicherweise 5° mehr.
Unsere Studenten in New Manila übersiedelten vom 2. Stock in die Bibliothek im 1. Stock, weil es dort ein Klimagerät gibt. Dort studierten und schliefen sie für ein paar Wochen. Ungekühlt hat es im 1. Stock 38° im Stockwerk darüber noch einige Grade mehr. Die überdachte Terrasse wäre eine Alternative für die Nacht. Das kommt aber wegen der vielen Moskitos nicht in Frage.
Die Studenten unserer Slumschule hatten die Lehrer um mehr „Hausübung“ gebeten, damit sie länger in der Schule bleiben können, da die Container mit Klimageräten ausgestattet sind. Am 13. Mai lag zu bestimmten Tageszeiten die Regenwahrscheinlichkeit zwar bei 92% doch geworden sind es gerade ein paar Tropfen.
Der erste Regen kam dann endlich am 17. Mai. Am 12. Mai hat P. Hubert die erste Zikade gehört. Diese kündigen die Regenzeit an. Letztlich sollte es noch drei Wochen dauern, bis von der Wetterbehörde der Beginn der Regenzeit vermeldet wurde. Inzwischen ist es immer noch heiß, aber zwischendurch gibt es immer wieder einen erlösenden Regen.
Salvatorianisches
Anfang Mai kam der Superior der australischen Region, P. George, mit dem Verantwortlichen der Berufungspastoral, P. Greg - bei stammen aus Polen – zu Besuch. Sie tragen die Verantwortung für die Studenten aus Ost-Timor, das ja nördlich des australischen Kontinents liegt. Sie führten Gespräche mit den Brüdern über die Zukunft und mit unserem Leitungsteam über die weitere Zusammenarbeit.
Die neue Kapelle mit Gottesdienstbesuchern, die nur von außen teilnehmen können. (c) P. Josef Wilfing SDS
Einer ihrer Besuche galt unserer neuen Pfarrei. Die provisorische Kapelle ist inzwischen fertiggestellt. Später soll sie als Pfarrsaal dienen. Die erste Messe wurde dort zu Pfingsten gefeiert. Die Menschen wollen am Sonntag auch eine Messe auf Englisch, wozu wir mit dem Novizenmeister eingeladen sind, das zu übernehmen.
Der nächste Schritt wird die Errichtung einer Baracke sein, die als vorübergehende Wohnung und Pfarrbüro dienen soll. Derzeit ist eine Bambushütte (bahay cubo) das Verwaltungs- und Begegnungszentrum. Die Patres sind zuversichtlich. Sie arbeiten mit dem Geld, das sie durch verschiedene Aktionen erwirtschaftet hatten. Im Oktober wird es das nächste Fundraisingkonzert geben. Materialspenden von Pfarrmitgliedern (z.B. Fliesen und Fenster für die Kapelle) helfen, das Projekt voranzubringen. Ich erinnere mich an Kirchenfenster in unserer ehemaligen Pfarre Kaisermühlen, die die Namen der Spender zeigen. (https://www.facebook.com/MARY.MOTHEROFTHESAVIOR)
P. Artur konnte inzwischen die Philippinen verlassen. Er hatte in den letzten Jahren einige Schlaganfälle erlitten, die ihn ans Bett fesselten. Er ist der Gründer der Slumschule Puso sa Puso (Herz zu Herz) nach einer Idee von P. James Waken (USA). Diese ist inzwischen von P. Christopher, ein Philippino, übernommen worden und hat die gewöhnlichen Probleme zu bewältigen.
Zwischendurch war die Finanzierung ungewiss. Jetzt läuft die Schule mit einem Minimalprogramm. Damit wird den legalen Anforderungen für einen gewissen Studienabschluss genüge getan. Man kann den Grundschule oder die „mittlere Reife“ erwerben. Das Programm wird erweitert, sobald es zusätzliche Sponsoren gibt. Das sind Aktivitäten wie Herstellung von Flüssigseife, die im Anschluss verkauft wird. Das ist auch ein Basiskurs für Massage, der jetzt gerade läuft. Es gibt auch ein Training für den Umgang mit Behörden.
Dieses Jahr haben über 100 Studierende den Abschluss gemacht, unter diesen eine Großmutter, die sagte: „Jetzt habe ich meine Kinder und Enkelkinder durchgebracht. Jetzt wollte ich einmal etwas für mich tun.“ P. Artur ist auch der Gründer unserer Englischschule, die hilft, an Ausgaben zu sparen. Wenn wir andere Schulen für den Englischunterricht bezahlen müssten, würde das unsere Ausgaben noch mehr belasten.
P. Artur ist seit Anfang Juni in Polen in einem Pflegeheim der Salvatorianer untergebracht, wo er auch die nötige Pflege erhalten kann. Wir haben allerdings der philippinischen Pflegerin zu danken, die mit viel Feingefühl die medizinischen und persönlichen Aspekte in der Betreuung von P. Artur abgedeckt hat.
"Ostereiersuchen" am Ostersonntag, organisiert von der Jugend für die Kinder. (c) P. Josef Wilfing SDS
Talon – Ostern – Jugend
Wenn ich an Ostern denke, dann denke ich zuerst an die überaus schönen Feiern, die ich in Gnas/Oststeiermark und auch in Gurk erlebt habe. Dieses Jahr erlebte ich etwas vollkommen anderes. Nachdem die Pfarrei keine Gottesdienste in der Barangaykapelle angeboten hat, erlaubten wir den Leuten, an den Feiern in unserem Haus teilzunehmen. Die Feiern waren einfach gestaltet aber schön. Doch nach der Osternachtsfeier, als die Jugendlichen unsere Kapelle verlassen hatten, gab es einen so natürlichen Ausbruch von Freude und Lachen, dass man wirklich keine Osterwitze erzählen musste. Die Freude kam wie von selbst und spontan.
Erstmals waren auch alle Jungs der Gruppe mit bei einer Aktion. (c) P. Josef Wilfing SDS
Br. Jomarie oganisierte für die Kinder- und Jugendgruppe von Maymangga einen Ausflug ans Meer. Fahrt und Essen wird von uns beigesteuert. Die Kinder bezahlen den Eintritt für den Resort (2,50 Euro), doch auch das ist zu viel, wenn vier Kinder aus einer Familie mit dabei sind. Daher konnte das nur mit einer Unterstützung von außen veranstaltet werden. Dafür haben wir den „Friends of Salvatorians“ von Bad Radkersburg zu danken. Das Resort an der Küste war etwas beengt mit dem Vorteil, dass wir Großteils unter uns sein konnten. Ich nütze diese Zeit immer auch fürs Schwimmen, um meine Kräfte ein wenig aufzubauen.
Sechs von unseren Graduates mit den Novizen in der Kirche von La Salette. (c) P. Josef Wilfing SDS
Ende Mai endete das Studienjahr mit der Abschussfeier und der Übergabe der Zertifikate für das vierte Jahr. Sieben Studenten haben ihr Collegestudium abgeschlossen. Sie wollen im Juli das Noviziat beginnen. Von vieren wurde ich gebeten, ihre Abschlussarbeit durchzusehen. Ich habe mich in der Kritik auf Fragen beschränkt, um manche Gedanken noch einmal zu überdenken und zu klären.
Mit der endlos gefühlten Abschlussfeier begannen die Ferien für alle. Etwa die Hälfte der Studenten fliegt nach Hause. Manche verschoben ihren Ferienbeginn, um noch beim Sommercamp mitzuwirken, das für drei Tage in unserem Haus geplant war. Unterschiedliche Aktivitäten von Sport bis Glauben standen auf dem Programm. Zum Abschluss durften die Älteren von Samstag auf Sonntag in unserem Haus – Studienraum und Gymnastiksaal – übernachteten. Zuletzt waren alle mit dem Verlauf zufrieden und wir waren müde.
Zu den Ferien gehört auch immer ein Ausflug – dieses Mal mit Übernachtung. Wir verbrachten den ersten Tag in einem Resort am Meer. Weil der Ort abseits liegt und keinen Sandstrand hat, hatten wir das Glück in klarem Wasser schwimmen zu können.
Die kleine Halbinsel, die später mit kleinen Häusern und Plätzen für verschiedene Freizeitaktivitäten verbaut werden soll. Rechts die Glasplattform in Bau. (c) P. Josef Wilfing SDS
Am nächsten Tag besuchten wir den Monte Maria mit einer Marienstatue höher als die New Yorker Freiheitsstatue, die weithin vom Meer aus zu sehen ist. Erstmals hatten wir auch die Möglichkeit mit dem Lift zur Aussichtsplattform der Statue hochzufahren. Ursprünglich war das als ein religiöses Projekt geplant, zu dem auch ein wenig Freizeitunterhaltung gehören sollte.
Inzwischen scheinen sich die Akzente in Richtung eines riesigen touristischen Projekts verschoben zu haben, durch das die ganze Halbinsel verbaut werden soll. Es scheint sich um einen chinesischen Investor zu handeln, weil alle Einrichtungen auf dem Plan auch auf Chinesisch angeschrieben sind. Aber die Kirche steht dort schon seit dem Beginn. Täglich werden dort vier Gottesdienste gefeiert, weil viele Besucher aus religiösen Gründen dorthin pilgern.
Brände
In den heißen Wochen kam es wiederholt zu Bränden in verschiedenen Slums von Manila. Das mag auf die Hitze zurückzuführen sein. Es könnte auch ein Unglücksfall gewesen sein, weil die meisten dieser Wohnungen aus leicht brennbarem Material zusammengestellt sind.
Bei den beiden Bränden im Barangay Parola/Manila, das gegenüber unseren Schulcontainern liegt, sind auch die Wohnungen einiger unserer Schüler zerstört worden. P. Christopher hat unmittelbar Hilfe organisiert, die zuerst einmal aus Lebensmitteln bestand. Im Anschluss geht es darum, die Wohnungen wieder aufzubauen. Wenn es auf die Weise wie zu Zeiten P. Huberts (2016) geschieht, werden Gutscheine für Baumaterial ausgegeben. Wie bei anderen Bränden könnte auch die Regierung Unterstützung bei der Beschaffung von brandbeständigem Baumaterial anbieten.
Hilfsmaterialien werden im Schulkontainer von Lehrern und Schülern vorbereitet. (c) P. Josef Wilfing SDS
Philippinen
Letztes Jahr wurden durch das Unterrichtsministerium die Ferien um zwei Monate nach hinten verschoben. Jetzt stellt man fest – überraschenderweise? -, dass dadurch die Prüfungen in die heißeste Zeit des Jahres fallen. An vielen Tagen wurde vor allem in Manila und den angrenzenden Provinzen der Unterricht suspendiert oder nur am Morgen abgehalten, weil es sonst in den Klassen nicht auszuhalten ist, da diese kaum mit Klimageräten ausgestattet sind. Maximal gibt es dort Ventilatoren, die für ein wenig Kühlung sorgen.
Wenn ich zum Frühgottesdienst zu den Schwestern fahre (6.15) sind bereits viele Kinder auf dem Weg in die Schule. Es wird bereits an die Rückkehr zum alten Schema gearbeitet. Die diesjährigen Sommerferien werden verkürzt, letztes Jahr spannten sie sich über vier Monate.
Die Spannungen mit China in der westphilippinischen See (südchinesisches Meer) haben eine neue Stufe erreicht. Nach Monaten der gewalttätigen Intervention durch Boote der chinesischen Küstenwache wurde vom chinesischen Botschafter ein Dokument mit geschwärzten Unterschriften präsentiert, das eine Übereinstimmung beider Partner über diese Region enthalten soll.
Ich frage mich: Warum sieht man dieses Dokument erst nach Monaten? Die philippinische Regierung und das Parlament wissen nichts von diesem Dokument. Man weiß auch nicht, wessen Unterschriften auf dem Dokument stehen sollten. Ist diese oder die Vorgängerregierung kompromittiert? Oder ist es ein neuer Versuch Chinas, sich langsam und gewaltsam diese beanspruchte Region als nicht disputables Hoheitsgebiet zu behandeln und daher die Philippinos zu verdrängen. Die Chinesen hätten dann die Kontrolle über allen internationalen Schiffverkehr im südchinesischen Meer. Die Region der Konflikte wäre nach internationalem Seerecht ausschließliche Wirtschaftszone der Philippinen.
Ich wünsche euch einen erholsamen Sommer und viel Kraft für die anstehende Arbeit. Bleibt gesund und zuversichtlich!
P. Josef
Talon, Amadeo, Philippinen,
zum 24. Juni 2024
Nachtrag:
(c) P. Josef Wilfing SDS
Am 20. Juni waren die Ordensleute der Diözese Imus zu einem Geburtstagsessen mit Kardinal Tagle geladen. Es sind viele gekommen. Der Kardinal ist nach wie vor beliebt bei den Menschen. Bevor Tagle zum Erzbischof von Manila ernannt wurde, war er Bischof dieser Diözese. Hier ist er im Gespräch mit P. Hubert. Der Kardinal erkundigt sich regelmäßig nach unseren chinesischen Mitbrüdern, von denen er die ersten geweiht hat.