Podcast Nr. 08: P. Peter van Meijl: Das neue Forschungsinstitut ist ein einmaliger Kairos für alle Ordensgemeinschaften
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Pater Peter, erzähl mir bitte, was ist das neue Forschungsinstitut?
P. Peter van Meijl: Das neue Forschungsinstitut ist ein Versuch des Generalates, um hier in Wien so zu arbeiten, dass wir jungen Mitbrüdern aus aller Welt eine gediegene salvatorianische Ausbildung bezüglich Geschichte und Spiritualität geben können. Also es geht darum, dass wir der neuen Generation von Mitbrüdern etwas Gediegenes mit fürs Leben geben können.
Und das neue Forschungsinstitut wird hier in Wien in St. Michael platziert sein?
P. Peter: Das neue Forschungsinstitut wird hier eigentlich weiter gemacht. Das heißt, wir haben seit Jahrzehnten ein gutes Archiv aufgebaut. Wir haben dazu eine gute salvatorianische Bibliothek. Was ganz neu ist, wir haben eine gute Umfeldbibliothek. Und all diese Mittel dienen dafür, diesen Menschen eine bestmögliche gediegene wissenschaftliche Ausbildung möglich zu machen.
Das heißt, das richtet sich in erster Linie an junge Salvatorianer und Salvatorianerinnen aus dem Ausland, wenn ich das richtig verstanden habe?
P. Peter: Diese Menschen kommen, so hoffen wir, am ehesten aus den verschiedenen Kontinenten. Und das ist der afrikanische Kontinent, das sind die Philippinen und das ist Indien, schwerpunktmäßig. Und die kommen nach Europa, erstens, um mal gut Deutsch zu lernen, zweitens, um dann an der Universität in Wien einen Grad zu holen, einen Master, um mal anzufangen. Das wird dann ein Thema salvatorianische Geschichte, Spiritualität sein. Und wir versuchen natürlich von uns, mit unseren Mitteln, denen dabei zu helfen.
Das heißt, es gibt eine Kooperation mit der Universität Wien, und man kann dort auch einen akademischen Grad erringen.
P. Peter: Man muss sich das so vorstellen: Diese Kandidaten, die nach Europa kommen, die haben alle schon Philosophie oder Theologie in ihren eigenen Ländern beendet. Und jetzt kommen sie nach Wien, um im Deutschen weiter zu studieren. Und das Ziel des Studiums ist natürlich ein akademischer Grad. Darum geht es.
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Aber es geht ja auch darum, dass man Studenten, Studentinnen aus dem Ausland, die Schriften von Pater Jordan auch nie im Original gelesen haben. Ist nicht auch Grund, ihnen die Möglichkeit zu geben, diese Schriften im Original zu lesen?
P. Peter: Die große Schwierigkeit, die wir Salvatorianer zurzeit haben, ist, dass unser ganzes Quellenmaterial europäisch bzw. deutschsprachig, italienisch, lateinisch ist. Und diese Sprache sind eigentlich nicht bekannt in diesen anderen Kontinenten. Das heißt, die Studenten, die nach Wien kommen, müssen als erstes gut, absolut gut Deutsch sprechen und vor allem lesen können, damit sie die Urschriften von Pater Jordan, die meistens auf Deutsch sind, verstehen. Und wie sie das dann bewerten, in welche Sprachen sie das übersetzen, das ist eigentlich für uns gleich. Aber wichtig ist, dass sie das Original gut verstehen.
Du hast gesagt, das ist ein Werk des Generalats. Du bist auch frisch jetzt in Rom gewesen, wo es auch um die Finanzierung geht. Wie ist hier die österreichische Provinz beteiligt?
P. Peter: Die Österreicher haben zuerst ihr Know-how mal zur Verfügung gestellt. Das heißt die Gebäude, das heißt das Archiv, das heißt auch Personal. Und wenn wir jetzt in Rom waren, haben wir natürlich über konkrete Statuten geredet. Aber wir haben natürlich auch über wissenschaftliches Personal geredet. Wir haben natürlich auch über das finanzielle Budget geredet. Denn wir machen das nicht zu unserer normalen Arbeit, sondern wir möchten gute Leute finden, die wir anstellen und die von uns bezahlt werden. Und dazu hat sich die österreichische Provinz natürlich ganz großherzig gezeigt.
Jetzt habe ich gehört, dieses neue Institut ist nicht nur in Wien, sondern es gibt ja auch die spirituelle Seite, und die wird in Gurtweil sein. Das heißt, es sind eigentlich zwei Standorte, die gemeinsam ein neues Institut bilden.
P. Peter: Das stimmt, und das ist denke ich auch eine ganz gute Sache geworden. Warum? Weil in den letzten Jahren der Ort Gurtweil immer bedeutender geworden ist. Natürlich durch das Leben von Pater Jordan, natürlich durch die Anwesenheit von anderen Salvatorianern am Ort. Und der Ort muss man sich eigentlich so vorstellen, da ist eigentlich Pater Jordan live zu erfassen. Man sieht die Menschen, man sieht die Kirche, man sieht die Schule, wo er zur Schule gegangen ist, man sieht die Landschaft, man sieht den berühmten Bach, man hört den Dialekt der Leute, man sieht die Frömmigkeit. Das heißt, das sind alles Mittel, um den historischen Pater Jordan besser zu verstehen. Und dazu haben wir die Möglichkeit bekommen, das damalige uralte und schäbige Geburtshaus zu kaufen, und jetzt haben wir das eingerichtet als eine Art, sagen wir mal, Tagungsort, wo alles Mögliche stattfinden kann.
Und das Neue finde ich auch sehr positiv, dass die Bevölkerung das entdeckt hat als etwas, was auch von ihnen ist. Sie können auch beisteuern. Sie erzählen über die Mentalität der Gurtweiler, über ihre Geschichte, über ihre Frömmigkeit, über ihre Schwierigkeiten, die sie im Laufe der Jahrhunderte gehabt haben. Aber diese Leute sind sehr stolz geworden, weil sie sehen, dass das Werk, das internationale Werk ihres Dorfbewohners so eine Ausstrahlung hat, und sie möchte natürlich mitmachen.
Und das war für uns ein Grund, um zu sagen, das Institut hat zwei Beine, ein Schießbein und ein Standbein und das spirituelle Bein ist in Gurtweil. Und, hinzufügend, Gurtweil gehört zu einer neuen Verwaltungseinheit, wo auch der Ort, wo Pater Jordan gestorben ist, nämlich Tafers, gehört. Und zwischen Gurtweil und Tafers hat es immer gute Beziehungen gegeben. Und das ist natürlich jetzt die Chance, auch die Leute in Tafers auf diesen Mann hinzuweisen, der dort so lange beerdigt war.
Ich habe gehört, dass dort das Generalrat wirklich sehr viel Geld auch in die Hand genommen hat, um das Geburtshaus zu restaurieren, um es auszubauen. Dass aber auch die Bevölkerung wesentlich mitgearbeitet hat, also freiwillige Arbeit. Das ist so eine ganz, ganz tolle Sache. Das heißt, das Dorf Gurtweil ist stolz auf seinen Bürger Pater Jordan?
P. Peter: Ja! Vielleicht muss man das mal noch deutlicher sagen: Das Dorf Gurtweil will Dorf bleiben. Es ist keine Stadt, es sind 1.800 Leute, die dort wohnen, in einem kleinen, sagen wir mal, in einem kleinen abgeschlossenen Ort. Und die haben gemerkt, hier entsteht etwas von uns selbst. Und die Kunst, denke ich, besteht darin, dass die Salvatorianer diese Menschen engagiert, und wie wir gesehen haben bei der Seligsprechung, was die schon nicht alles organisiert haben in ihrer Kirche, in ihren Schulen, in ihrem sogenannten Pater-Jordan-Gemeindehaus. Das geht auf keine Kuhhaut, um es so zu sagen. Und wenn die Salvatorianer, die dort wohnen und wohnen bleiben, das begleiten und inspirieren können, dann haben wir natürlich einen Domino-Effekt. Und darum geht es.
Also das neue Institut ist gerade Work in Progress, es wird viel gemacht. Wie schauen die nächsten Schritte aus?
P. Peter: Die nächsten Schritte sind so geplant, sobald wir die verschiedenen Mitglieder, die zu diesem Institut gehören, sobald die vom Generalat offiziell ernannt werden für drei Jahre, dann kommen diese Leute mal zusammen. Und dann sagen sie zueinander, der nächste Schritt ist, wir suchen einen wissenschaftlichen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin. Wie muss dieser Job sein? Das müssen wir einander erzählen und dann festlegen. Und mit dieser Jobdescription, mit dieser Beschreibung, werden wir die Stelle ausschreiben. Und wir hoffen, dass wir einen Mann oder eine Frau für eine ganze Stelle oder eine halbe Stelle finden werden. Und dann überlegen wir, was ist jetzt der nächste Schritt? Und ich bin immer für ganz kleine Schritte gewesen, so dass jeder den Prozess mitgestalten kann, mitdenken kann. Und das aus den vielen kleinen, übersichtlichen Schritten allmählich ein Weg wird. Und dafür wollen wir arbeiten.
Das neue Forschungsinstitut hat auch so etwas wie Vorbildwirkung für andere Ordensgemeinschaften. Woran liegt das?
P. Peter: Das liegt daran, dass alle Ordensgemeinschaften in Westeuropa doch mehr oder weniger im gleichen Boot wie wir sind. Das heißt, wir haben wenig, sehr wenig Berufungen, während auf der anderen Seite der Weltkugel man den Eindruck hat, die Berufungen explodieren. Und die Kunst besteht darin, dass wir jetzt noch – ich sage bewusst noch –, dass wir jetzt noch unsere Spiritualität, unsere Geschichte, alles, was sich so im europäischen Raum abspielt, ihnen noch vermitteln können. Beziehungsweise, dass sie noch bei uns andocken können. Und ich persönlich, ich habe das immer versucht, indem man dort hingeht, ihnen erzählt, dass sie einer internationalen Gemeinschaft zugehören. Dass sie auch sich an uns andocken müssen.
Früher hatten wir Leute, die haben Deutsch gesprochen, das waren deutsche Kommunitäten, in unserem Fall andere Kongregationen. Ist das Italienisch oder Französisch oder Niederländisch? Und dass heutzutage die Aufgabe ist, wie können wir die Gemeinschaften an das gemeinsame europäische, deutsche, niederländische, französische Spiritualitätsgut andocken. Und das muss jede Kongregation. Und wenn wir es nicht tun, und jetzt können wir es noch – was eigentlich bedeutet, es ist fast schon zu spät –, wenn wir es jetzt nicht tun, dann entsteht dort eine sehr große Trennung. Und das wäre schade. Dann haben wir Salvatorianer auf der anderen Seite der Welt, die gar keine Beziehung mehr haben zu ihrem Ursprungsland und Ursprungsmentalität. Und umgekehrt, dass wir keine Beziehung mehr haben zu den neuen Mitbrüdern.
Das ist auch etwas, was wir hier in Österreich lernen müssen: Unsere Mitbrüder sind nicht mehr die Mitbrüder, die aus der Steiermark oder aus Vorarlberg oder aus Niederösterreich kommen. Unsere Mitbrüder sind Menschen, die manchmal einen unaussprechlichen Vornamen oder Familiennamen haben. Und mit denen müssen wir irgendwie kommunizieren. Wie geht das? Gott sei Dank geht das durch die Technik, aber Gott sei Dank geht es auch durch spirituelle und wissenschaftliche und kulturelle Verbindungen. Und das, denke ich, ist ein einmaliger Kairos für alle Ordensgemeinschaften.
Wann, rechnest du, werden die ersten Studenten und Studentinnen nach St. Michael kommen? Ungefähr?
P. Peter: Wir planen, dass der erste Mitbruder aus Tansania nächstes Jahr, das ist also 2024, nach Deutschland kommen kann und dort in einer salvatorianische Kommunität, das wird München sein, erstmal einen Deutschkurs belegen kann. Da kommt das leidige Problem immer wieder, das wird immer schwieriger und schwieriger, nämlich die ganze Visa-Behörde und all diese Schwierigkeiten, die es gibt. Aber wenn der Mitbruder in Deutschland schon einen B-Grad hat im Deutschen, dann kann er nach Wien kommen. Da sind wir schon 2025. Und dann muss er hier auch mal ein Jahr sich gewöhnen, Sprache besser lernen, das Archiv kennenlernen, lesen, lesen, lesen, sprechen, auch schon schreiben, Kontakte aufnehmen. Und dann wird es 2026, dass er an der Uni studiert, vielleicht mal über ein Thema nachdenkt. Und dann sagen wir, wenn er das in drei Jahren schafft, dann ist es Chapeau, dann haben wir schon was erreicht. Aber wir wissen auch um die Schwierigkeiten, die es heutzutage mit all dieser Migrationsproblematik und so weiter gibt. Wir müssen damit rechnen, dass sich das verzögert. Aber inzwischen müssen auch die Verantwortlichen wach werden und sagen: „Hallo, da in Wien ist etwas Neues am Entstehen. Was ist das?“ Man soll sie neugierig machen. Und man soll ihnen sagen: „Kommt und seht auch das selbst an. Ist das was für euch?“ Ich kann mir sehr gut vorstellen, wenn einer motiviert ist aus Europa, dass er sagt, ich nehme mir jetzt mal ein Sabbatjahr und ich versuche in zwei, drei Jahren mich weiterzubilden, dann ist das eine tolle Sache. Und so ein Mensch kann natürlich dann auch, wenn er mobil genug ist, ein paar Jahre in einen anderen Kontinent reisen. Und so funktioniert das, denke ich.
Du bist zum ersten Direktor des neuen Forschungsinstitutes ernannt worden. Was für persönliche Hoffnungen oder Wünsche verbindest du mit diesem Institut?
P. Peter: Ich sehe das ein bisschen aus meiner eigenen persönlichen Lebensgestaltung. Seitdem ich an der Universität in Belgien, in Löwen, die Entscheidung getroffen habe, selbst in diese Richtung zu gehen, selbst mal eine Doktorarbeit über Pater Jordan zu schreiben, hat sich das kontinuierlich ausgebreitet. Ich war 15 Jahre in Rom, zuständig für den Seligsprechungsprozess von Pater Jordan. Also viel schreiben, viel forschen, viel reden, also viele Reisen zu den Leuten. Und jetzt ist man in Wien, jetzt hat man ein wunderschönes, modernes Archiv aufgebaut. Man hat super Mitarbeiter, muss man auch erwähnen. Und jetzt kann das weiterwachsen. Also ich sehe das mehr als ein Wachsen aus den Ursprüngen her. Vor sieben Jahren sind wir nach Gurtweil gegangen und wir haben angefangen mit den Kindern. Den Kindern muss man erzählen, wer Pater Jordan ist. Und durch die Kinder erreicht man die Familie. Und durch die Familie erreicht man dann auch die Kirchgänger und alle, die damit zu tun hat. So ist das ein Schneeballeffekt. Also ich erwarte, dass das gut, natürlich weiterwächst. Und das ist, denke ich, auch die Kraft des Unternehmens.
Du bist nicht nur unser Ordenshistoriker, du schreibst auch Bücher. Letzte Frage zum Schluss: Gibt es ein neues Projekt, an dem du arbeitest? Magst du schon darüber ein etwas verraten?
P. Peter: Ich bin manchmal wie ein Organist, der Orgel spielt auf verschiedenen Keyboards, auf verschiedenen Tastaturen. Zurzeit bereite ich mich vor auf eine Reise nach Kongo. Kongo ist explosiv in mehreren Hinsichten. Nicht nur politisch, von der Armut her, sondern auch spirituell. Das heißt, wir haben dort zurzeit über 160 Mitbrüder. Und deren Problem ist, ihre Umgangssprache ist Französisch oder Swahili. Und gerade in diesen Sprachen ist wenig Material vorhanden. Das heißt, sie sagen: „Komm vorbei, gestalte mit uns salvatorianische Besinnungstage, halte für die auszubildenden Fratres Exerzitien, für die Novizen auch noch etwas anderes.“ Da bist du einen Monat beschäftigt. Aber ich habe das angenommen, weil du etwas auf Französisch vorbereiten musst, das herausgegeben werden soll. Und das ist mein längeres Ziel. Das ist das eine Projekt.
Und das andere Projekt ist, ich möchte auf Englisch nächstes Jahr die letzten vier Jahre von Pater Jordan dokumentieren. Also 1915, wie ist es zu seiner Resignation gekommen, wie waren die letzten Wochen, Tagen, Stunden seines Lebens, wie war die Beerdigung. Und, für uns interessant, wie war damals die Ortspresse, was hat man von diesem guten Mann festgehalten. Das will ich dokumentieren. Wenn das auf Englisch herauskommt, dann ist das natürlich ein Gewinn für die ganze salvatorianische Welt.
Pater Peter, danke für das Gespräch. Ich wünsche alles Gute für das neue Forschungsinstitut, auch für deine eigenen Projekte.
P. Peter: Danke.
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Zum Nachlesen: Innovationen als Investition in die Zukunft