P. Josef Wilfings #Inselpost Nr. 24: Tagebucheinträge. Und was ist "Pasalubong"?
Liebe Freunde und Bekannte,
ein Wort, das man auf den Philippinen kennen muss, ist Pasalubong. Das sind die Geschenke, die erwartet werden, wenn man von einer Reise zurückkehrt. So war auch mein Koffer mit dieser Art von Dingen gefüllt, die ich bei meinen Besuchen nach und nach weitergeben konnte. Es gibt das Gerücht, dass die Zöllner einen nicht einreisen lassen, wenn man keine Pasalubong im Koffer hat. Schon die Fahrt vom Flughafen nach Hause zeigte, dass sich nichts geändert hat: Wir bewegten uns wie immer durch das Verkehrsgetümmel mit unvorhersehbaren Aktionen der Teilnehmer. Das Überraschende ist das ständig zu Erwartende. Heftiger Regen begleitete uns als Gruß der kürzlich begonnenen Regenzeit, die den Alltag bis heute konsequent beeinflusst. Im Haus waren nur fünf Brüder anzutreffen. Auch P. Theeban war zurückgekehrt, um sein Diplom von der Universität der Jesuiten entgegenzunehmen und die Vielzahl von Bestätigungen durch Behörden, die hier verlangt werden, einzuholen. Er blieb noch für einige der sich bald türmenden Feiern, bevor er wieder in seine Heimat Sri Lanka zurückkehrte.
Seit meiner Rückkehr haben wir faktisch nur von Ereignis zu Ereignis gelebt. Daher möchte ich diese Inselpost tagebuchartig kommentieren.
Exerzitien und Vorbereitung auf den Dienst des Lektors und Akolythen: 5. – 13. Juni
Nachdem ich am Montagmorgen die ersten und wichtigsten finanziellen Angelegenheiten geregelt hatte, starteten wir am Nachmittag mit den Exerzitien im Gästehaus der Birgitten-Schwestern, die ihre Gründung auf die Heilige Birgitta von Schweden zurückführen. In diesen Tagen des Rückzugs sollten sich unsere Theologiestudenten auf die Erneuerung ihrer Profess am 16. Juni vorbereiten. Allerdings hatte ich in den ersten Tagen noch mit dem Jetlag zu kämpfen. Der Ort liegt am Ende einer Straße und das Haus ist still; daher finden wir dort immer gute Bedingungen für Einkehrtage. Im Anschluss sollte ich noch für vier Brüder eine Einführung zur Beauftragung zum Lektor geben und zwei für die Beauftragung zum Akolythen vorbereiten. Da einige der Brüder aus New Manila es bevorzugten, ein paar Tage bei uns im Haus zu bleiben, waren wir bei der Feier der Beauftragung durch P. Hubert am Dienstag, den 13. Juni, eine ansehnliche Gruppe.
Besuch aus der Steiermark: 15. Juni – 1. Juli
Schon am Donnerstag, den 15. Juni, konnte ich Maria Pieberl-Hatz vom Verein „Friends of Salvatorians“, ihre Cousine und eine Mitarbeiterin von Missio vom Flughafen in Manila abholen. Sie wollten für zwei Wochen bleiben und hatten ein dichtes Programm. Zusätzlich zu den Feiern mit der Gemeinschaft wollten sie die Möglichkeiten zur Unterstützung einiger Projekte prüfen. So führte einer ihrer Ausflüge zur Slumschule „Puso sa Puso“ und ein anderer zur Urlaubsinsel Siargao gemeinsam mit P. Christopher, wo sie ein Projekt für die Nachmittagsbetreuung von Schülern besichtigten. Dort hatten sie auch die Zeit, einige Familien unserer Brüder zu besuchen. Von dort kehrten sie erholt und reich an Erfahrungen zurück. Danach durfte ich für zwei von ihnen eine Führung durch die Innenstadt und durch China-Town anbieten, während Maria mit drei Brüdern die vom Verein gesponserten Computer einkaufte.
Professfeier: Freitag, 16. Juni
Die Salvatorianerinnen mit ihren Novizinnen und Kandidatin vor den Neuprofessen (c) P. Josef Wilfing SDS
Acht Brüder schlossen ihr Noviziat ab und legten zum ersten Mal ihr Versprechen ab. Drei aus China, zwei aus Vietnam und Indonesien, einer von Ost-Timor, der sein Studium in Madrid fortsetzen wird. Zehn Brüder haben ihre Versprechen erneuert: zwei Philippinos, zwei aus Ost-Timor, einer von Indonesien und fünf aus Vietnam. Am weitesten angereist waren die Schwestern eines Chinesen, die in Japan arbeiten, konnten kommen. Alle Versuche von China aus ein Visum für die Philippinen zu erhalten sind leider gescheitert.
Pfarrübernahme: Samstag, 17. - 19. Juni
Übergabe des Primizkelches von P. Rupert an den Pfarrer P. Hoselito, nach rechts P. Hubert und P. James. (c) P. Josef Wilfing SDS
Schon am folgenden Tag machten wir uns mit unserem Besuch in die neue Pfarrei auf, wo die zukünftigen Seelsorger die erste Messe mit ihrer Gemeinde in der Sporthalle des Barangays feierten. Im Rahmen der Feier durfte ich als Vertreter der österreichischen Provinz den Primizkelch von P. Rupert Aschenbrenner als Geschenk für die neue Pfarre übergeben. Im Anschluss lud die Gemeinde zu einem gemeinsamen Essen, das zusammen mit den anderen Mitfeiernden noch in der Sporthalle angeboten wurde. Wir besichtigten im Anschluss den künftigen Bauplatz für Kirche und Pfarrgebäude und die temporäre Wohnung der beiden Seelsorger P. Hoselito und P. James, die ihnen vom Barangay-Captain zur Verfügung gestellt wurde. Die Wohnung ist gleichzeitig auch Sakristei und die Kapelle darunter auch Garage für das Motorrad. Zur Not!
Am Nachmittag des nächsten Tages fuhren wir (mit dem Besuch) zu den Ursulinenschwestern, die ihr Schuljahresstartfest mit den Kindern feierten. Viele der Kinder haben Sponsoren, die meist die Kosten für deren Schulbesuch übernommen haben. Es blieb Zeit für ein paar Fotos und dafür ein paar Geschenke zu verteilen.
Vor dem Noviziat der Salvatorianerinnen: Sr. Alona, Christine, Andrea, Mutter von P. Cyrilus, Sr. Soledad, Vater von P. Cyrilus, Novizinnen Kinh, Tran und Hanna, Fabio, Maria, Ritesh (Indien). (c) P. Josef Wilfing SDS
Den Montagnachmittag nützten wir zu einem Besuch im Ausbildungshaus der Salvatorianerinnen in Buho, wo die Kandidatinnen und Novizinnen auf ihren ersten Ausbildungsschritten begleitet werden. Sr. Soledad konnte wieder ein wenig Deutsch sprechen, das sie von ihrer Ausbildungszeit in Österreich bei Sr. Amata bis in die Gegenwart gerettet hatte.
Priesterweihe: Dienstag, 20. Juni
Der Besuch aus Österreich in Tracht mit den Eltern von P. Cyrilus in Tracht (West-Timor). (c) P. Josef Wilfing SDS
Die Hauptarbeit für die Feier hatte der Pfarrer von General Trias übernommen, der auch Sponsoren für das anschließende Festessen gewinnen konnte. Fünf Kandidaten hatten sich auf die Priesterweihe vorbereitet: Ein Philippino (der sechste philippinische Priester von den Salvatorianern), einer von Indonesien (der erste), drei von Vietnam (das sind jetzt insgesamt vierzehn), und ein Kandidat für die Diakonenweihe aus Vietnam.
Dankgottesdienst im Haus: Mittwoch, 21. Juni
Man könnte sagen, dass die gesamte salvatorianische Feiergemeinde von General Trias in unser Haus übersiedelt ist. Die größere Gruppe unter diesen waren die Angehörigen der vietnamesischen Mitbrüder. Der Vertreter der Region Vietnam, P. Dominicus, wies darauf hin, dass inzwischen vierzehn Priester zu ihrer Gemeinschaft gehörten. Einer von diesen arbeitet in Australien und einer gehört zur Ausbildungsgemeinschaft in Madrid. Sie sind für weitere missionarische Aufgaben bereit und werden wohl bald auch zusätzliche Projekte in ihrer Heimat starten. Im Anschluss an das gemeinsame Frühstück besuchte ich mit meinen Gästen die Gemeinschaft der Ursulinen in Pangil, Mittagessen miteingeschlossen. Das Haus liegt etwas abseits von der Straße mitten in einem von den Schwestern schön angelegten Garten. Das Haus ist vor allem durch Sr. Margerita und ihre Weihnachtskrippen bekannt.
Bei den Ursulinen in Pangil mit Kardinal Tagle beim Geburtstag von Sr. Margarita im Januar: Kandidatinnen, P. Tadeusz, P. Hubert, Sr. Joanna ua. (c) P. Josef Wilfing
Ab dem 22. Juni war ich für etwa eineinhalb Monate Alleinverantwortlicher im Haus. P. Hubert brachte P. Vinoy zum Flughafen, der die noviziatsfreie Zeit für einen Heimaturlaub nützte, und übersiedelt ins Noviziat, um die dort Verbliebenen zu betreuen. Er nahm auch meinen Besuch mit nach Manila. Maria, Andrea und Christine wollten mit P. Christopher die Slumschule „Puso sa Puso“ besuchen und dann mit ihm weiter nach Siargao fliegen (siehe oben).
Wir aber nützen den folgenden Tag als einen Tag des Aufatmens und fuhren zu einem Tagesausflug ans Meer gemeinsam mit den Novizen und einem jungen Gast von P. Hubert. Am Nachmittag waren wir schon von den Vorboten eines Taifuns betroffen, der in einiger Entfernung über die Insel ziehen sollte.
Besuch
Nach dem Brand vor ein oder zwei Jahren wird der Slum mit Unterstützung des Staates mit besseren Materialien neu aufgebaut. Ob das ein beabsichtigtes Unglück war, ist mir nicht bekannt. (c) P. Josef Wilfing SDS
Nach der Rückkehr vom Stadtrundgang in Manila lassen wir uns am folgenden Tag (29. Juni) von den Ursulinen zu „ihrer“ Kirche St. Ursula im Barangay Bagtas, der zur Pfarre Tanza gehört einladen. Die Kirche wurde über einem Schwimmbecken gebaut, das inzwischen zum Müllplatz des Barangays verkommen war. Dort leben mehr als 20.000 Menschen, die bis jetzt nur vereinzelt seelsorglich betreut wurden. Heute sind die Schwestern jeden Samstag vor Ort, um Erwachsene, Kinder und Jugendliche im Glauben zu unterrichten. Danach machen wir noch einen kurzen Abstecher zur Müllhalde, um ein paar Nahrungsmittel zu übergeben.
Für den Besuch bleibt nur noch die Zeit Pasalubong einzukaufen, denn auch in Österreich darf man nicht ohne Mitbringsel einreisen. Am Samstag, den 1. Juli, brechen wir sehr früh nach Manila auf, um am Dankgottesdienst von P. Cyrilus in seiner Praxispfarre teilzunehmen. Nach dem Mittagessen und einer kurzen Ruhepause geht es zum Flughafen, um Auf Wiedersehen zu sagen.
Marinduque: 14. – 16. Juli
Auch das sind die Philippinen. P. Florencio hatte mich eingeladen ihn zu begleiten, wenn er die vier Kandidaten von der Insel Marinduque abholen würde. Die Insel ist noch nicht von der ruhelosen Geschäftigkeit Manilas oder Luzons erfasst. Viel ist noch landwirtschaftlich genutzt, vor allem für den Anbau von Reis. Allerding mit der Dämmerung schließen die meisten Geschäfte und der öffentliche Markt. Als wir um 20.30 in der Hauptstadt Boac vom Abendessen zum Quartier zurückgehen, ist das Restaurant im Erdgeschoss bereits geschlossen und außer ein paar kartenspielenden Männern sind keine Menschen auf der Straße zu finden.
Haus im Kolonialstil: Erdgeschoss mit Stein, Obergeschoss in Holz. (c) P. Josef Wilfing SDS
In den größeren Siedlungen finden sich noch viele Häuser im Kolonialstil. Von der Fähre kommend fallen uns die freien Straßen und das disziplinierte Verhalten im Verkehr auf. Eine Hauptstraße schließt sich wie im Ring um die Insel. Von dieser führen ein paar weniger befestigte Straßen ins Inselinnere.
Die Insel ist mit ihren vielleicht 250.000 Bewohnern nicht sehr dicht besiedelt. Das Einkommensgefälle scheint nicht so stark zu sein wie auf Luzon. Man sieht einfache Häuser aber nicht die Armseligkeit, die einem in Manila begegnet. Die katholische Kirche ist sehr lebendig, obwohl in jedem größeren Ort auch ein Gebäude der „Iglesia ni Kristo“ zu sehen ist. Vor 25 Jahren soll es in der Diözese nur etwa 20 Priester für die vierzehn Pfarren gegeben haben, heute sind es vierzig. Die Diözese hat gerade ein „von Haus zu Haus“ Programm gestartet, in der die Priester der Reihe nach die katholischen Haushalte besuchen wollen. In der zweiten Nacht übersiedeln wir vom Hotel in die Pfarre Trujillo, aus der unsere Kandidaten stammen. Nach der Sonntagsmesse brechen wir mit den Kandidaten Richtung Hafen auf. Drei von ihnen verlassen erstmals die Insel und das soll jetzt für zwei Jahre sein. Das ist die erste Herausforderung.
Donnerstag, 20. Juli
An dieser Feier in der neuen Pfarrei hatte nur P. Hubert teilgenommen. Es war der offizielle Akt der Übergabe, bei der auch der Titel „Mother of the Savior“ (Mutter des Heilandes) genannt wurde. Gleichzeitig wurden unsere Mitbrüder P. Hoselito und P. James vom Vertreter des Bischofs mit dem offiziellen Schreiben zu Seelsorgern der Einheit ernannt.
Aufnahme ins Noviziat: 21 Juli
Die neuen Novizen mit ihrem Novizenmeister P. Vinoy. Leider sind mir ihre Namen noch nicht geläufig. (c) P. Josef Wilfing SDS
Dreizehn Novizen beginnen heute ihr Noviziatsjahr. Je 2 aus Madagaskar und Indien, drei aus Sri Lanka, einer von den Philippinen, fünf aus Vietnam. Die am weitesten angereisten Gäste. Zu den wenigen Gästen haben sich noch die Jugendlichen von Talon gesellt, die ebenfalls an der Feier teilnahmen.
Schon am nächsten Tag, 22. Juli, bringe ich P. Hubert schon um 3 Uhr morgens zum Flughafen, da er an der Visitation von P. General in China/Xiamen teilnehmen soll. Er wird dort bis zum 27. Juli bleiben. Die Nähe des Festtages von P. Jordan nützt die Jugend, um einen Festtag für die Kindergruppe zu gestalten. Sie sind den ganzen Tag im Haus inclusive Mittagessen. Leider hatten sie einen zu hohen Teilnehmerbetrag festgelegt (1,50 Euro), den sich einige nicht leisten konnten. Das kam uns leider zu spät zu Gehör.
P. Hubert in Indonesien, 31. Juli bis 5. August
Nach seiner Chinareise war P. Hubert nur wenige Tage im Haus, um dann mit ein paar Anderen nach Indonesien zu fliegen, um an der Dankmesse von P. Cyrilus teilnehmen zu können. Er erzählt von der Begegnung mit einer anderen Kultur in diesem Teil Indonesiens (West-Timor), wo sie mit großer Aufmerksamkeit empfangen und begleitet wurden. Sie waren Teil eines großen Festes. Sie nützten auch die Zeit, um die Familien unserer Brüder zu besuchen. P. Wilson (Philippinen), P. Paul (USA) und P. Cyrilus sollen dort mit einer neuen Niederlassung starten. Die zwei Ausländer müssen vorweg allerdings einen Sprachkurs besuchen, während P. Cyrilus zunächst einige Zeit bei seiner Familie verbringen wird.
Talon
Zwei Taifune einer ganz im Norden der Insel Luzon, einer etwa 300 km südlich von uns beeinflussten uns gut eine Woche mit Regenschauern und heftigem Wind, sodass wir etwa eine Woche lang keine Sonne sehen. Nur Windböen und Regenschauer bestimmen unseren Alltag. Der Transformator vor unserem Haus wird Opfer der Witterung und gibt seinen Geist auf. Nach zwei Tagen ohne Strom erscheint die Firma. Weil eine Reparatur unmöglich scheint, muss der Transformator ausgetauscht werden, was ein langes Warten befürchten lässt. Zu unserer Überraschung erscheinen die Arbeiter schon früh am nächsten Morgen und haben bis halb Sieben das Gerät getauscht und wir leben wieder normal. Auf die Ersatzteile der Waschmaschine warten wir inzwischen drei Wochen.
Inzwischen hat wieder der Unterricht begonnen und das Leben normalisiert sich.
Es ist viel geworden.
Bleibt gesund und zuversichtlich!
P. Josef
Talon, Amadeo, Philippinen,
zum 9. August, 2023