Das war das Symposion am 17. Juni 2023
Das Sommerrefektorium war bis auf den letzten Platz besetzt, und Provinzial P. Josef Wonisch SDS konnte mehr als 100 Gäste begrüßen, die mit den Salvatorianern ihre ersten 100 Jahre feierten.
Provinzvikar P. Leo Thenner führte humorvoll-launisch durch den Tag. (c) Manu Nitsch
Aus Rom waren Generaloberer P. Milton Zonta SDS, Generalsekretär P. Agustín Van Baelen SDS und Generalkonsultor P. Joseph Rodrigues SDS angereist, um mit den österreichischen Mitbrüdern zu feiern. Begleitet wurden sie von einigen jungen Salvatorianern aus dem 2017 gegründeten internationalen Ausbildungshaus Tor de' Cenci. Ehrengäste waren unter anderem auch der Provinzial der deutschen Provinz, P. Friedrich Emde SDS, und der Obere des neugegründeten Missionsvikariats Pancratius Pfeifer, P. Piet Cuijpers SDS.
Überreichung des Jubiläumsbuchs „Erweckte Begeisterung“
Nach der humorvollen Begrüßung durch Provinzvikar P. Leo Thenner SDS, der auch als Moderator kurzweilig durch den Tag führte, wurde auch schon das erste Highlight präsentiert. Provinzial P. Josef Wonisch SDS überreichte Generaloberen P. Milton Zonta SDS offiziell das Jubiläumsbuch mit dem Titel „Erweckte Begeisterung“.
Provinzial P. Josef Wonisch SDS überreichte Generaloberen P. Milton Zonta SDS offiziell das Jubiläumsbuch. (c) Manu Nitsch
Das Werk ist das Ergebnis intensiver Forschungsarbeit, die von den Herausgebern, Ordenshistoriker P. Peter van Meijl SDS, Ordensarchivar Robert Passini und Schriftsteller Martin Kolozs initiiert und umgesetzt wurde. „Bei der Erstellung des Buches wurde darauf geachtet, dass nicht nur Mitglieder des Ordens daran mitarbeiten“, sagte Martin Kolozs, der das Buch den Gästen kurz vorstellte. Das Buch wurde auch in enger Zusammenarbeit mit vielen externen Expert:innen und Forscher:innen erstellt, die einen kritischen, objektiven und modernen Blick auf die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Salvatorianer werfen. Durch viele Beiträge wurden neue Gebiete erschlossen, und bisher unbekannte Fakten, Aspekte und Perspektiven konnten aus den Archiven ans Tageslicht gebracht werden. „Die Ergebnisse dieser dreijährigen Auseinandersetzung mit der Ordenshistorie präsentieren wir nun im vorliegenden Werk in 42 Beiträgen“, sagte Mitherausgeber Martin Kolozs.
Provinzial P. Josef Wonisch SDS konnte mehr als 100 Gäste begrüßen. (c) Manu Nitsch
Zwei kurze Vorträge zeigten anschaulich, wie intensiv sich die Autorinnen und Autoren mit der österreichischen Provinz auseinandergesetzt hatten.
P. Johannes Blum und Kommunismus
Die Historiker Hermann Brugger und János Fehéregyházy beschäftigten sich mit P. Johannes Blum SDS (1904 – 1995), der in der Zeit des Kommunismus als Provinzoberer der Pro-Provinz Rumänien in Temeswar wirkte. Blum wurde seit 1951 vom Geheimdienst bespitzelt. Die beiden Autoren haben die Archive der Geheimpolizei Securitate konsultiert und Einsicht genommen in rund 650 Objekte (Observationsberichte, Berichte über Hausdurchsuchungen, Abhörprotokolle, abgeschriebene sowie zurückgehaltene Korrespondenzen, Drucksorten und Fotos). Daraus ist das lebendige Portrait eines Ordensmannes entstanden, der seine Pro-Provinz durch äußerst unruhige Zeiten und Gegebenheiten führen musste.
Salvatorianer als Bewahrer der Barnabiten
Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordnungskonferenz in Wien, setzte sich in ihrem Vortrag mit dem Erbe des Barnabitenordens in Österreich in der Obhut der Salvatorianer auseinander. Nachdem sich die Barnabiten aus Österreich zurückziehen mussten, wurden 1923 die Salvatorianer mit ihren Aufgaben und auch mit ihren Niederlassungen betraut. Mehr noch: Die Salvatorianer erweiterten nicht nur ihr pastorales Wirkungsfeld durch die Barnabitenhäuser, sondern übernahmen auch die Verantwortung, das wertvolle kulturelle Erbe eines anderen Ordens zu schützen und für kommende Generationen zu bewahren. Mit Hingabe und Zuversicht akzeptierten sie diese immense Herausforderung – eine Herausforderung, die bis heute besteht. Durch ihren unermüdlichen Einsatz retteten die Salvatorianer nicht nur wertvolles Kulturgut eines Ordens, sondern bewahrten auch spirituelles Erbe vor dem Verschwinden. Diese Leidenschaft für den Dienst an Kunst und Kultur ist bei den Salvatorianern bis heute spürbar. Es ist auch ein Dienst am Menschen, der als spiritueller Nährboden für die Zukunft dient.
Salvatorianisches Forschungsinstitut
Nach dem Blick in die Vergangenheit warf Generalsekretär P. Agustín Van Baelen SDS einen Blick in die nahe Zukunft – und stellte ein Projekt vor, dass die Salvatorianer gerade verwirklichen: Ein salvatorianisches Forschungsinstitut.
Dieses Vorhaben, das von der österreichischen Pro-Provinz initiiert wurde, basiert auf der Erkenntnis, dass es wichtig ist, die Erforschung der salvatorianischen Geschichte und Spiritualität innerhalb der Gesellschaft zu intensivieren. Das Ziel des neuen Institutes liegt darin, hierfür einen Beitrag zu leisten.
„In Westeuropa werden die deutschsprachigen Mitbrüder immer weniger“, zeigt sich P. Agustín realistisch. „Doch die Quellen unserer Gründer sind entweder auf Deutsch oder Latein. Gleichzeitig haben wir viele junge Salvatorianer aus Asien, aus Afrika, die leider keinen Zugang haben zur Sprache, und das heißt, auch nicht zu den Quellen. Deshalb wollen wir in der Zukunft junge Salvatorianer und auch Salvatorianerinnen die Gelegenheit bieten, sich auszubilden, um Zugang zu unseren historischen Quellen zu bekommen, damit sie in der Sprache von heute das sagen und vermitteln können, was am Anfang für unseren Gründer wichtig war.“ Die Idee wurde von der österreichischen Pro-Provinz und dem Pancratius Pfeiffer Missionsvikariat vorangetrieben. Das Zentrum wird zwei Standorte haben: Wien und Gurtweil. In Wien wird der Fokus auf wissenschaftlicher Untersuchung liegen, während Gurtweil als spirituelles Zentrum des Institutes dienen soll. Der Geburtsort des Gründers wird zu einem Ort, an dem unter anderem Workshops zur Vertiefung der Spiritualität und des Charismas des Gründers stattfinden können.
Dank enger Verbindungen zur Universität Wien wird es möglich sein, dass Studierende des Salvatorianischen Forschungsinstitutes an der Universität Wien einen Abschluss in Kirchengeschichte erwerben oder zu einem salvatorianischen Thema promovieren können. Die offizielle Bekanntgabe erfolgt im Rahmen der Feierlichkeiten durch Generaloberen P. Milton Zonta.
Ausblick in die Zukunft
Der Nachmittag war geprägt durch Ausblicke in die Zukunft. Provinzial P. Josef Wonisch stellte die Schwerpunkte der österreichischen Provinz vor, in deren Mittelpunkt Missionsarbeit, der Kampf gegen den Menschenhandel, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit stehen.
Generaloberer P. Milton Zonta präsentierte, wie sich die Ordensgemeinschaft weltweit entwickelt. (c) Manu Nitsch
Generaloberer P. Milton Zonta präsentierte, wie sich die Ordensgemeinschaft weltweit entwickelt. Zwar ist in Westeuropa und Amerika ein klarer Rückgang an Ordensmitgliedern zu verzeichnen, weltweit hingegen wächst die Gesellschaft, vor allem auf dem afrikanischen und dem asiatischen Kontinent. Die Salvatorianer sind jetzt in 45 Länder vertreten. Die Zahl der Kandidaten, Novizen und Scholastiker ist erheblich gestiegen. Deshalb wurde auf Initiative des Generalates zwei internationale Ausbildungshäuser gegründet: in Tor de' Cenci (2017) und in Madrid (2021). Der Zweck der beiden Häuser ist rein missionarisch und international, da sich Mitbrüder aus der ganzen Welt darauf vorbereiten, Missionare in Westeuropa oder in Lateinamerika zu werden. Die heutigen Bedingungen erfordern eine gründliche Vorbereitung. Der Vorteil, dass jeder eine oder mehrere Sprachen lernen muss, liegt darin, mehrere Sprachen gemeinsam zu haben. Dies ist ein erheblicher Vorteil, da die Kommunikation viel weniger kompliziert sein wird.
Wie gut das bereits funktioniert, zeigte zum Abschluss eine Diskussionsrunde mit Studenten aus dem internationalen Ausbildungshaus Tor de' Cenci. Unter der Leitung von Sr. Christine Rod MC, Generalsekretärin der Ordensgemeinschaften Österreich, erzählten die jungen Salvatorianer über ihre Berufung, ihr gemeinsames Leben im Ausbildungshaus, über ihre Ausbildung und über ihre Zukunftspläne.
Einige Teilnehmer des Symposions, (c) Manu Nitsch
Weitere Fotos folgen in Kürze