Wir Salvatorianer trauern um P. Wolfgang Worsch SDS
P. Wolfgang wurde als drittes Kind am 10. Juni 1926 in Wien Hernals geboren. Bereits mit 16 Jahren wurde er zu den Flakhelfern eingezogen und schließlich mit 18 Jahren an der russischen Front in Ungarn am Arm verwundet. Zurück in Wien, konnte er seinen sterbenden Vater noch sehen. Es war für ihn ein Wunder, „nur“ verletzt worden zu sein, während seine Kameraden ihr Leben verloren hatten.
Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte
Bei den Schwestern im Göttlichen Heiland gesundgepflegt, begann er 1945 das Universitätsstudium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte.
Bei den Schwestern lernte er P. Reinhold Eitler SDS kennen, ministrierte daraufhin oft in St. Michael und lernte die Salvatorianer kennen. Da reifte in ihm der Entschluss, Salvatorianer und Priester zu werden.
Mit 21 Jahren trat er am 1. Oktober 1947 ins Noviziat der Salvatorianer am Hamberg /Oberösterreich an der Grenze zu Passau ein, und legte mit dem Ordensnamen Wolfgang am 11. Oktober 1948 die erste Profess ab.
Von 1948 bis 1954 studierte er an der Gregoriana in Rom mit weiteren jungen Salvatorianern aus 13 Nationen, die im Generalatshaus, ganz nahe beim Petersplatz, studierten und wirkten. Diese sechs Jahre waren für ihn eine ganz besondere Zeit.
Faszination Rom
Das „Mutterhaus“, der Vatikan, Rom mit all ihren ehrwürdigen Kirchen und Palästen, Plätzen und Museen waren für Wolfgang ein Eldorado von geschichtlicher Schönheit und geistiger Größe, von Vergangenheit und gegenwärtiger Präsenz von höchster geistlicher Macht. Es war das Pontifikat von Pius XII.
1953 Priesterweihe
Am 19. Dezember 1953 wurde P. Wolfgang in der Lateranbasilika durch den Vertreter des Bischofs von Rom, Kardinal Micara, zum Priester geweiht, am 20. Dezember 1953 feierte er die Primizmesse vor dem Marienbild „Salus Populi Romani“ in der Basilika Maria Maggiore und am 27. Juni 1954 die Primiz in Wien, St. Michael.
Religionslehrer
Ab August 1954 war P. Wolfgang für vier Jahre Kaplan in der Apostelpfarre in Wien X, wirkte anschließend sieben Jahre lang als Kaplan in Wien VI, Maria-Hilf, wo er zusätzlich Religionslehrer an der Hauptschule Hebbelplatz war. Später unterrichtete er an der Berufsschule, wofür ihm 1963 belobende Anerkennung von der Leitung und vom Erzbischöflichen Amt für Unterricht und Erziehung ausgesprochen wurde.
1965 Pfarrer in der Apostelpfarre Wien X
Mit 1. September 1965 wurde P. Wolfgang Pfarrer in der Apostelpfarre Wien X und begann mit vier Kaplänen ein neues Seelsorgekonzept, ganz im Sinne des II. Vatikanischen Konzils. So wurde er am 3. Dezember 1972 von Franz Kardinal König in dankbarer Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste um die pfarrliche Seelsorge zum Erzbischöflichen Geistlichen Rat ernannt.
1977 "Künstlerpfarrer" in St. Michael
Mit 1. Jänner 1977 wurde P. Wolfgang Pfarrer in Wien I, St. Michael, und von Franz Kardinal König zum Künstlerseelsorger von Wien ernannt. An jedem Montag fand der „Jour fixe“ der Künstler statt, wo sich Burg und Oper in St. Michael trafen.
Am 1. Mai 1977 wurde die feierliche Rückkehr des 1975 gestohlenen Gnadenbildes „Maria Wegweiserin“ gefeiert.
1979 „Aschermittwoch der Künstler“
1979 wurde der erste „Aschermittwoch der Künstler“ vom ORF übertragen. Durch viele Veranstaltungen des ORF, die mit 30 Videoaufnahmen dokumentiert sind, wurde St. Michael international bekannt.
Die Sieber-Orgel (1714) wurde durch Jürgen Ahrendt/Ostfriesland restauriert und am Michaelsfest 1987 feierlich eingeweiht. Prof. Wolfgang Sauseng war in dieser Zeit Organist und Leiter der vielen musikalischen Aufführungen.
Die Inneneinrichtung der Michaelerkirche wurde von P. Wolfgang umgestaltet, und das historische Museum der Stadt Wien hat 1988 in der Kirche und im Kloster die Ausstellung „St. Michael Stadtpfarrkirche und Künstlerpfarre von Wien“ kuratiert.
Weitere Ausstellungen waren im Klosterhof und im „Jour Fixe-Raum“ zu sehen.
Im Mozartjahr 1991 wurden im Auftrag des Kulturamtes der Stadt Wien an Sonn- und Feiertagen alle Mozartmessen aufgeführt.
Schließlich wurden die romanische Fassade der Michaelerkirche ab 1991 restauriert und das ganze Kirchendach neu eingedeckt.
2001 Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien
Am 19. September 2001 erhielt P. Wolfgang in Würdigung seiner großen Verdienste als Künstlerpfarrer das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.
Mit 75 Jahren und nach 25 Jahren Pfarrer in St. Michal gab P. Wolfgang diese Leitungsaufgabe 2002 weiter und feierte bis zum Herbst 2022 mit großer Freude an den Sonn- und Feiertagen abends mit der Gemeinde den Gottesdienst.
Die letzten fünf Monate verbrachte P. Wolfgang im Pflegehaus der Caritas, im Haus St. Barbara, wo er am Vorabend des Dreifaltigkeitsfestes sein langes und reichhaltiges Leben friedlich in Gottes Hände zurücklegte.
P. Wolfgang war ein sehr eifriger, wacher, vielseitig interessierter, selbstbewusster und kritischer Mensch und Seelsorger, der mutig auch neue Wege der Vermittlung des Glaubens ging und vielen Menschen dadurch einen zeitgemäßen Zugang eröffnete.
Er war sehr belesen, liebte besonders die schönen Künste und genoss die aufbauenden Dinge des Lebens in geistiger Frische bis ins hohe Alter.
P. Wolfgang war dankbar für die schönen und erfüllenden 70 Jahre seines priesterliches Wirken als Salvatorianer. In seinem Testament hat er extra hinzugefügt: „Es tut mir leid, wenn ich nicht immer ein gutes Beispiel gegeben habe. Ich verzeihe allen, die mir nicht gut gesinnt waren und mich kränkten. Ich bin im Frieden.“
Dankbar nehmen wir Abschied von P. Wolfgang:
- Seelenmesse (Auferstehungsgottesdienst):
Mi, 14. Juni 2023, 18.00 Uhr in der Michaelerkirche
- Verabschiedung und Urnenbeisetzung im Familiengrab:
Di, 20. Juni 2023, 11.00 Uhr am Friedhof Ottakring, Halle 2
- Mozartrequiem im Gedenken an P. Wolfgangs 70. Priesterweihetag
Di, 19. Dezember 2023, 18.00 Uhr Gottesdienst in der Michaelerkirche
Um das Gebet für P. Wolfgang bitten:
P. Josef Wonisch SDS und die Mitbrüder der Österr. Provinz der Salvatorianer,
P. Erhard Rauch SDS und die Pfarre St. Michael,
Mag. Helmut Fister und seine Freunde und Wegbegleiter
Anstelle von Kranz- und Blumenspenden bitten wir um Unterstützung des Vereines der Freunde der Michaelerkirche | IBAN: AT76 3200 0000 0704 7608
Lebensstationen von P. Wolfgang Worsch als PDF zum Download