Der Adventbrief von P. Leo Thenner SDS
Der polnische Künstler Boris Fiodorowicz erinnert uns an die Familie Jesu, die vor dem gewalttätigen Herrscher Herodes nach Ägypten geflohen ist.
(Aus Copyright-Gründen verwenden wir hier nur einen Link, der zum Buchcover mit dem hier erwähnten Bild führt.)
Sein Bild spannt den Bogen in die Gegenwart. Menschen aus der Ukraine sind auf der Flucht vor dem machtgierigen russischen Kriegsbesessenen, lassen Heimat, Angehörige und Hab und Gut zurück. Angst und Unberechenbarkeit der Zukunft treiben sie voran. Überleben, dem Tod entrinnen, die Kräfte der Hoffnung bündeln, Frieden und Wiederaufbau ersehnen, - alles geht im Kopf durcheinander. Das Lastauto rumpelt auf der holprigen Straße und steigert die Unruhe des Herzens. Flucht und Herbergssuche sind eins.
Dieses Bild aber wirkt beruhigend. Maria und ihr Kind schenken Geborgenheit auch in großer Not. Seit Jahrhunderten ist die Ikone Trost und bewahrt vor Verzweiflung. Allen Flüchtenden ist sie ein Hoffnungsanker. Maria zeigt auf Jesus, den Retter. Er ist der Weg, der Ausweg, vertraut mit dem Schrei aus dem unfassbaren Elend. Er und seine Mutter sind mit den Aufbrechenden dabei. Das gibt ihnen Sicherheit.
Die Europäische Union ist nicht das gelobte Land, ermöglicht aber hoffentlich ein Atemholen und eine Orientierung, wenn unsere Arme und unser Herz weit genug offen sind für sie und wir Liebe üben an den Bedürftigen und Schutzlosen. Das Bild kann zur Gewissenserforschung helfen.
Ein Schriftsteller aus meiner Heimat, Rudolf Weiß, hat 1992 einen Text zum Balkan-Krieg geschrieben. Es ist eine Fügung, dass mich diese Zeilen jetzt wieder gefunden haben. Sie sind leider noch immer in hohem Maße aktuell:
balkan-weihnachten 92
immer mehr kinder
werden geboren
aus frauenruinen
von soldaten dazu gemacht
und der kindermord
ist längst
an der tagesordnung
wie die heiligen drei könige
kommen die lastwagenfahrer
und bringen das notwendigste
die sterne
sitzen faul
auf den uniformen
der generäle
und verheißen
nichts gutes.
Es gibt keinen Weihnachtswunsch ohne die drängende Bitte um Frieden im eigenen Umfeld und in der geschundenen Welt. Mögen die Engel heuer ihr Gloria lauter singen als sonst und mögen wir mutig den Stab des Glaubens fest in die Hand nehmen und dem Stern folgen.
Mögen wir mit dem Herzen schauen und das Wunder erkennen: Gott ist unter uns. Er macht uns zum Segen.
Ein zuversichtliches, tröstliches Weihnachtsfest!
Das Licht der Weihnacht leuchte hinüber in das Neue Jahr 2023
P. Leo Thenner SDS