"Der Fall Gruber" wird in der Michaelerkirche aufgeführt
Johann Gruber (1889 in Tegernbach/OÖ geboren) war katholischer Priester und zählt zu den bedeutendsten Widerstandskämpfern Österreichs. Der renommierte Reformpädagoge wurde als Direktor der Linzer Blindenanstalt am 10. Mai 1938 wegen seiner negativen Haltung gegenüber des Nationalsozialismus und eines angeblichen Sittlichkeitsdelikts von der Gestapo verhaftet. Er kam ins Konzentrationslager Dachau und wurde schließlich 1940 ins Konzentrationslager Gusen überstellt.
Seine ablehnende Haltung gegenüber dem Naziregime gab er auch als Gefangener im Konzentrationslager nicht auf. Wie Überlebende berichten, konnte er als "Engel in der Hölle" vielen Menschen das Leben retten. Gruber war vorerst als Pfleger im Häftlingsrevier beschäftigt und organisierte in dieser Funktion heimlich Medikamente für die Kranken. Später benutzte er seine Kontakte mit der Außenwelt, um mit eingeschleustem Geld im Konzentrationslager Gusen eine geheime Hilfsorganisation für Häftlinge aufzubauen und im Gegenzug Informationen aus dem Lager nach außen dringen zu lassen.
Im März 1944 wurde Grubers Netzwerk durch die Unachtsamkeit eines Verbindungsmannes aufgedeckt. Der Gefangene wurde drei Tage lang gefoltert, bis er laut Zeugenaussagen schließlich am Karfreitag, am 7. April 1944, vom Lagerkommandant mit den Worten „Du sollst verrecken, wie Dein Meister, zur dritten Stunde“ grausam erschlagen wurde.
Johann Gruber geriet nach Kriegsende in Vergessenheit. Erst am 7. Jänner 2016 wurde er vom Strafgericht Wien vollständig rehabilitiert. Nur langsam rückte Johann Gruber wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Die „Plattform Johann Gruber“ gab ein Theaterstück in Auftrag, das vom Schriftsteller Thomas Baum verfasst und von Schauspieler bzw. Regisseur Franz Froschauer eindrucksvoll realisiert wurde. Die Uraufführung fand am 24. Juni 2017 im Linzer Mariendom statt.
In drei Akten werden drei Lebensstationen von Johann Gruber nachgezeichnet: seine Zeit am Blindeninstitut (mit Rückblicken in die Zeit davor), der Prozess und die Zeit im KZ Gusen. Das Stück bietet die Möglichkeit, sich mit den zeitgeschichtlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und den Bogen in die Gegenwart zu spannen.
Der Fall Gruber
Ein Theaterstück von Thomas Baum
Donnerstag, 22. September 2022
19.30 Uhr
Michaelerkirche
Michaelerplatz, 1010 Wien
mit
Katharina Bigus, Franz Froschauer, Tanja Jetzinger, Alois Kreuzwieser, Anna Valentina Lebeda und Andreas Puehringer
Inszenierung: Franz Froschauer
Musik: Peter Androsch
Dramaturgie: Franz Huber
Freier Eintritt - Anmeldung erbeten unter: baerenthaler.pachner@icloud.com
Das Plakat als PDF zum Download