Salvatorianer gedenken P. Pankratius Pfeiffer
Markus Pfeiffer wurde am 18. Oktober 1872 in Brunnen bei Füssen im Allgäu geboren und trat als Frater Pankratius am 21. Marz 1889 in Rom in die Gesellschaft des Göttlichen Heilands ein. Bald nach seiner Priesterweihe wurde er wegen seiner Weisheit, seines feinfühligen Herzens und seiner apostolischen Gesinnung mehr und mehr in die Verwaltungsaufgaben der Gesellschaft einbezogen. Als die rechte Hand des Ordensgründers P. Jordans wurde er zugleich über viele Jahre hinweg zu einer Drehscheibe in den Kontakten zu den vatikanischen Behörden.
Beim ersten Generalkapitel der Gesellschaft wurde er 1902 zum Generalprokurator gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1915 inne.
P. Jordans Nachfolger
Anlässlich des III. Generalkapitels (1915) wurde P. Pankratius Pfeiffer im 43. Lebensjahr zum ersten Generalsuperior als Nachfolger des Gründers gewählt. Dreißig Jahre lang nahm er diese Rolle kraftvoll und mit großem Dynamismus auf sich. So führte er die Gesellschaft in eine stete und blühende Zukunft.
Wie es zu dieser Wahl kam, beschrieb er im Nachruf auf P. Jordan: „Aus diesen Umständen (gemeint ist das überängstliche Gewissen P. Jordans) ergab sich eine gewisse Schwierigkeit bei der Erledigung von Leitungsaufgaben, die mit den Jahren eher noch zunahm. Pater Jordan selbst war dies bewusst. Im Herbst 1915 beschloss er vor dem dritten Generalkapitel, auf eine Wiederwahl als Generaloberer zu verzichten. Mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand nahmen die Kapitulare seinen Verzicht an [...] Es lag in der Natur der Sache, dass ihm, der mit der Gesellschaft so eng verwachsen war, ein radikaler Wechsel in der Leitung der Gesellschaft nähergehen musste als irgendeinen andern. ‚Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich mit Ihnen nicht gut stünde’, sagte er mir voriges Jahr bei einer Aussprache.“
Der Engel von Rom
Während des II. Weltkrieges erhielt P. Pankratius den Zunamen ,Engel von Rom’, was seinem Einsatz zur Rettung vieler Menschenopfer, besonders Juden, zu verdanken war. Von September 1943 bis Juni 1944 hatten deutsche Truppen, als sich Italien den Alliierten ergeben hatte, die Ewige Stadt besetzt. P. Pankratius kümmerte sich ein wenig um die deutschen Soldaten, die in der Nähe des Vatikans staioniert waren; er brachte ihnen Wasser und Zigaretten und übernahm immer mehr Dolmetschertätigkeiten. Auf Geheiß von Papst Pius XII. wurde der Salvatorianer bald zum Dolmetscher und Kontaktmann zwischen Besatzern und den Behörden des Vatikans.
Der Ordensmann nutzte seine Kontakte zu den deutschen Truppen, um Gefangenen zur Freilassung zu verhelfen. Bald sprach man schon von ,Pfeiffers Liste‘, für viele Bittsteller und Hilfesuchenden die letzte Hoffnung. Obwohl er es vermied, über Einzelschicksale Aufzeichnungen zu machen, sind im Generalarchiv der Salvatorianer Bittbriefe und Notizen über sein mutiges Eingreifen zu finden. Pfeiffer hatte auch wesentlichen Anteil daran, dass Rom zur ,offenen Stadt‘ erklärt wurde und so von den Luftangriffen der Alliierten verschont blieb.
Am 12. Mai 1945 starb P. Pankratius, nachdem er zwei Tage vorher von einem britischen Militärfahrzeug angefahren und schwer verletzt worden war. Die letzte Sorge des sterbenden ,Engels von Rom‘ war, dass der Fahrer nicht bestraft wird.
Er ist der einzige Deutsche, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Rom als Namensgeber einer Straße geehrt wurde: Die Via Pfeiffer ist ein kurzes schmales Gässchen in Rom. Sie zweigt am Internationalen Sitz des Salvatorianerordens von der Via della Conciliazione ab, jener Prachtstraße des Diktators Benito Mussolini, die schnurgerade auf den Petersdom zuführt.
Gebete für P. Pankratius Pfeiffer
Literaturtipp:
P. Peter van Meijl: Pater Pancratius Pfeiffer SDS und sein Einsatz für die Juden während der Deutschen Besatzung in Rom (1943–1944). Österreichische Provinz der Salvatorianer, Wien 2007.