P. Erhard Rauchs Gedanken zum Gründonnerstag: Von Petrus und Judas
Das letzte Abendmahl - Wir haben ein Bild vor Augen: Dieser lange Tisch, Jesus in der Mitte, um ihn herum seine Jünger, denen er jetzt sein Vermächtnis anvertraut. Da ist Petrus, der Sprecher der Zwölf. Er will hundertprozentig Jesus folgen, will sogar mit ihm sterben. Aber er verleugnet ihn auch. Wird von Jesus „Satan“ genannt. Doch er wird auch dreimal nach seiner Liebe gefragt, wird dabei traurig, begreift, und schämt sich auch nicht, über sein Versagen zu weinen.
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Da ist auch Judas, ebenfalls als Zeuge Christi auserwählt, ja er wird sogar von ihm noch beim Verrat „mein Freund“ genannt. Er hat mit Jesus viel vor. Will er ihn provozieren, herausfordern sich als der Messias durchzusetzen und dreinzuschlagen? Doch Jesus enttäuscht ihn. So ist die Welt nicht zu retten. Judas verzweifelt, verliert das Vertrauen zu seinem Meister, seiner Vision, seinem Leben, und verwirft es.
Sind diese beiden wirklich so verschieden? Schuldig sind beide geworden, der eine verleugnet, der andere verrät. Doch der eine weint, findet in Jesus sein Leben wieder und stirbt als Papst. Der andere verliert sein „Du“, kreist nur um sich selbst, traut nur seinem eigenen Heilsplan und stirbt als Verräter.
Auch dieses Geschehen feiern wir am Gründonnerstag, auch das gehört zur Aufforderung Jesu: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Seht zu, dass man das nicht vergisst!
Wir kennen viele Anstrengungen dieser Welt gegen das Vergessen: Pyramiden, Mausoleen, Denkmäler und Paläste. Und wir hüten und renovieren sie, und erklären sie zu Weltwundern oder zu Weltkulturerben.
Von den großen Monumenten gibt es die Erkenntnis: Das gibt es nur einmal! Das könnte man heute gar nicht mehr so machen.
Vom Letzten Abendmahl gibt es die Gewissheit, dass es sich jederzeit neu ereignen kann, dass ich nicht zurückschauen muss in die Geschichte, sondern dass sich diese Geschichte immer wieder aufbaut und täglich neue Menschen miteinbezieht. Auch dadurch entsteht Unsterblichkeit.
Was wird man in 2000 Jahren von uns finden? Großartige Kirchen, die von alter Zeit zeugen und auf die das Denkmalamt aufpasst, oder viele kleine Gemeinschaften, die aufeinander aufpassen und miteinander Eucharistie feiern und so das Gedächtnis Jesu in die Zukunft tragen?
[P. Erhard Rauch]
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