Neuigkeiten aus Taal
Isang magandang araw po sa lahat!
Viele haben sich Sorgen gemacht um uns oder tun es immer noch. Deshalb hier ein kurzer Bericht zur aktuellen Lage.
Was ist geschehen?
Am Nachmittag des 12. Januars 2020 fing es plötzlich an, Asche vom Himmel zu regnen. Der Taal Vulkan brach aus. Am anderen Morgen war alles vorbei und die Sonne schien wieder. Auch der Flughafen in Manila hat wieder den Betrieb aufgenommen. Die ganze Landschaft war mit einer ca. halben Zentimeter dicken Ascheschicht bedeckt wie bei Neuschnee, nur eben grau. Seitdem sind wir mit Kehren und Putzen beschäftigt.
Wie geht es uns?
Unsere Kommunität in Talon liegt ca. 15 Kilometer vom Hauptkrater entfernt. Sie hatten dort vier Tage lang keinen Strom, weil die Stromleitungen, besonders die Isolatoren, zuerst von der Vulkanasche gereinigt werden mussten, bevor sie wieder in Betrieb genommen werden konnten. Zeitweise gab es auch kein Wasser. Jetzt funktioniert alles wieder, und der Alltag geht ohne Beeinträchtigungen weiter.
Mein Standort in Silang liegt gute 20 Kilometer vom Hauptkrater entfernt. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Unterbrechungen in der Wasser- oder Stromversorgung. Alles lief reibungslos weiter. Der Wind treibt die Asche durch die Gegend, und es legt sich überall im Haus eine feine Staubschicht nieder. Das ist auch schon alles.
Die offizielle Gefahrenzone liegt bei 14 Kilometer im Umkreis des Kraters. Beide Häuser liegen außerhalb dieser Zone. Man darf also sagen, es geht uns gut und wir sind nicht in Lebensgefahr.
Wie geht es den Leuten innerhalb der Gefahrenzone?
Die ca. 4.000 Bewohner der Vulkaninsel mussten Hals über Kopf fliehen und alles zurücklassen. Von den ca. 3.000 Pferden, die immer die Touristen zum Kraterrand hochbrachten, wurden laut Zeitung nur 43 gerettet und ein paar Rinder. Von Verlusten an Menschenleben wurde bisher nichts berichtet, außer zwei Toten in der Provinz Batangas.
Die Ortschaften um den Kratersee mussten ebenfalls evakuiert werden. Die Zahlenangaben über die evakuierten Menschen sind nicht so klar und ändern sich ständig. Es haben wohl schon über 120.000 Menschen ihren Wohnort verlassen, auf Anordnung oder freiwillig. Es wurden zahlreiche Evakuierungszentren in der näheren Umgebung eingerichtet.
Was passiert als Nächstes?
Das weiß kein Mensch. Es gibt prinzipiell zwei Szenarien. Entweder der Vulkan kommt wieder zur Ruhe oder es kommt noch zu einem größeren Ausbruch.
Im Moment gibt es noch immer zahlreiche Erdstöße in Vulkannähe, Risse tun sich im Edboden auf und Wasserläufe versiegen. Die Vulkanologen sagen, das sind Anzeichen, dass Magma im Krater nach oben drückt. Dann kommt es zu einer richtig großen Eruption, bei der Felsbrocken und große Lavamengen ausgestoßen werden. Man muß zudem mit einer pyroklastischen Welle rechnen und mit einem Tsunami, der dann die Orte am Seeufer überschwemmen würde. Aus diesem Grund haben wir immer noch Alarmstufe 4 (von 5), obwohl im Moment alles ruhig und friedlich aussieht. Dieser Ausbruch kann innerhalb von Tagen oder Wochen stattfinden. Man weiß solche Dinge von früheren Ausbrüchen her. Ein solcher Ausbruch würde dann große Verwüstungen mit sich bringen.
Was nun uns betrifft, müssen wir diesen Ausbruch trotzdem nicht fürchten aus einem einfachen Grund: Der Taal Vulkan liegt in einem großen, tiefen Talkessel. Wir liegen ca. 400 Meter höher als der Vulkan. Lavaströme können uns also nicht erreichen. Zudem schützt uns die Distanz zum Vulkan vor Gesteinsschlag. Große Felsbrocken stürzen in Kraternähe ab und fliegen nicht so weit wie die leichte Asche am letzten Sonntag.
Ich beschreibe diese Dinge ganz bewußt, um unnötige Sorgen zu vermeiden. Wenn nämlich dieser Ausbruch kommt, dann wird die Berichterstattung in den Medien noch dramatischer sein als dies am letzten Wochenende der Fall war. Zusammenfassend würde ich sagen, wir sind nah genug dran, um mitzubekommen, was passiert. Und wir sind weit genug weg, um selber nicht in Gefahr zu geraten. Wir haben jedenfalls keine Angst.
Worüber sollte man sich also Sorgen machen?
Sorgen machen sollte man sich um die Leute, die sich trotz Evakuierung in Seenähe aufhalten. Das sind Soldaten und Polizisten, die die “Geisterstädte” überwachen. Das sind Leute, die trotz Evakuierungsbefehl nach ihren Häusern und Tieren schauen.
Am meisten Sorgen bereiten die zehntausenden von Evakuierten, die in Hallen und Schulen kampieren. Dieser Zustand könnte wochenlang andauern. Das könnte zur Nervenprobe für alle Beteiligten werden. Außerdem ist die Versorgung von so vielen Menschen ein großes Problem (Essen, Wasser, Medizin, Sanitäranlagen, Kleidung...).
Im Moment rollt gerade eine große Welle der Hilsbereitschaft an von anderen Kommunen, Regierung, Organisatioen, Kirchen und privaten Helfern. Einer unserer jungen Diakone, Diakon James Jimenez, ist gerade im Pfarreipraktikum in Alfonso, Cavite. Dort wurde ein Evakuierungszentrum mit mehreren tausend Leuten eingerichtet. Die haben gerade alle Hände voll zu tun. Auch unsere Englischschule in Manila hat bereits Hilfsgüter gesammelt und dorthin gebracht.
Außerdem muss man sich Sorgen machen um die Zeit danach. Viele Menschen werden keinen Ort mehr haben, an den sie zurückkehren können. Was mit ihnen geschehen wird kann im Moment keiner sagen. Für solche Leute ist dieser Vulkanausbruch eine echte Katastrophe. Für uns aus sicherer Distanz betrachtet ist es ein grandioses Naturschauspiel, das wir mit Bewunderung und Faszination beobachten.
Es gäbe noch viel zu erzählen, auch Skuriles und Lustiges, aber das wäre zu viel. Für heute soll es genug sein. Kaum hat man sich ein gutes, neues Jahr gewünscht und schon muss/darf man solche Dinge erleben. Man kann mit Spannung erwarten, was noch Alles kommt. Man kann nur hoffen und beten, dass es für alle Beteiligten möglichst erträglich wird.
Mit herzlichen Grüßen,
P. Hubert Kranz, SDS