Wir wünschen FROHE UND GESEGNETE WEIHNACHTEN
In manchen Krippendarstellungen sind Ochs und Esel wichtiger als der hl. Josef. Manchmal wird er ganz an den Rand verbannt. In der Weihnachtsikone der orthodoxen Kirche wird Josef ins untere linke Eck gesetzt, weitab vom Geschehen in der finsteren Höhle. Er denkt nach. Manche sehen in dieser Gestalt den Propheten Jesaja, andere sogar den Versucher, der Josef zum Umdenken verführen will. Aber Josef bleibt bei dem, was ihm im Traum gesagt worden ist.
Josef ist kein Träumer, weltfremd und komisch. Er hört die Botschaft und zweifelt nicht ob der Unglaublichkeit. Er ist mutig und wagt es, den Traum ernst zu nehmen. Die Bibel nennt ihn „gerecht“. Seine Gerechtigkeit besteht darin, dass er auf das vorgesehene Recht verzichtet hat, seine schwangere Maria öffentlich steinigen zu lassen. Er hätte bei den frommen Männern viel Zustimmung bekommen. Seine Gerechtigkeit war Barmherzigkeit. Gnade vor Recht. So wird er zum Abbild Gottes selbst, der nicht Sünden wägt und straft, sondern Leben schenkt.
Josef ist schweigsam. Die Bibel kennt kein gesprochenes Wort von ihm, wohl aber den eindringlichen Satz: „Als Josef erwachte, tat er was der Engel ihm gesagt hatte.“
Josef hat seinen Träumen vertraut. Er hat auf Gott vertraut. Das macht ihn groß. Träumer sind sensibel und empfindsam. Wie viele Träume unseres Lebens bleiben Schall und Rauch? Es fehlt an Selbstvertrauen und am Glauben an die Verheißungen Gottes für uns. Wir denken kleinlich und ängstlich. Wir scheuen uns, Gott ernst zu nehmen. Wir spüren manchmal deutliche innere Impulse zum Handeln - und lassen die Hände im Schoß.
Josef kennt das Flüchtlingsschicksal. In der Sorge um Maria und das Kind, in der Angst vor Mord und Schrecken, fügt er sich dem Engelwort und bricht mit seiner Familie nach Ägypten auf. Josef möge allen, die hierzulande in der Flüchtlingsarbeit tätig sind und gegen das Unrecht aufstehen, das Menschen angetan wird, ein guter Fürsprecher und Helfer sein.
Josef war ein betender Mensch, treu mit Gott verbunden. An seiner Seite hat Jesus die Psalmen gelernt und das Lob Gottes gesungen. „Männer des Gebetes“ zu sein, ist der Auftrag P. Jordans an seine Gemeinschaft, die Salvatorianer. Gerne ermutige ich in der Predigt die Menschen, Gott ernst zu nehmen, ihn beim Namen zu nennen und anzureden. Und immer ermutige ich damit auch mich selbst. Diese Quelle der Hoffnung macht den Alltag hell, vertreibt Sorgen und relativiert düstere Gedanken über die Kirche der Zukunft.
Vielleicht könnten wir dem Weihnachtsgeschehen einen neuen Aspekt abgewinnen, wenn wir uns auf den hl. Josef einlassen. Von ihm könnten wir lernen, nach innen zu hören, alte Träume wieder wachzurufen und nachzufragen, was Gott eigentlich von mir und dir erwartet. Wir könnten von ihm lernen zu staunen, was zwischen Gott und den Menschen geschieht, die „Ja“ sagen wie Maria. Wir könnten statt frömmelnder, oberflächlicher Worte mehr Taten sprechen lassen, die einen Funken Menschwerdung in unserem Leben auf- leuchten lassen.
Stellen wir den hl. Josef deutlicher in das weihnachtliche Licht, wie es das Titelbild zeigt und lassen es zu, dass Gott in uns träumt. Joel 3, 1: So spricht Gott der Herr: „Es wird geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. … Eure Alten werden Träume haben, und eure jungen Männer haben Visionen.“
Wir Salvatorianer wünschen ein lichtes, innerliches Fest, das zuversichtlich ins Neue Jahr 2020 hinüber leuchtet.