Bibliotheksprogramme in Theorie und Praxis
Im Mittelpunkt der Jahrestagung der kirchlichen Bibliotheken Österreichs standen vor allem verschiedene Bibliotheksprogramme (LMS - Library Management Systeme), die in Theorie und Praxis vorgestellt wurden. Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus ganz Österreich waren in Reichersberg zusammengekommen und wurden u.a. von Karin Mayer, Leiterin des Kulturreferates der Ordensgemeinschaften Österreich, und Karin Schamberger, Leiterin der Arbeitsgruppe Österreich und Südtirol der ARGE katholisch-theologischer Bibliotheken (AkthB) und Bibliothekarin in Stift Admont, begrüßt. Im Laufe der zwei Tage wurden Erfahrungsberichte zum Thema Zweitverwertung, Ausscheiden und Aussondern von Büchern und Medien ausgetauscht. Ebenso wurde die Bestandserhaltung thematisiert und das geplante Bibliotheks-Projekt in Stift Reichersberg vorgestellt.
So lieferte zum Beispiel Manfred Massani, Bibliothekar der Provinzbibliothek der Kapuziner in Innsbruck, einen Erfahrungsbericht über seine Arbeit. In den letzten 20 Jahren hätte der Kapuzinerorden ungefähr 15 Klosterbibliotheken schließen müssen. „Wir sind mit einer relativ großen Anzahl von Büchern konfrontiert, die in unsere Provinzbibliothek kommen – oder auch nicht, je nach Entscheidungslage“, erzählt Massani. Deshalb mussten auch ganz unterschiedliche Lösungswege beschritten werden. „Grundsätzlich ist es so: Wir haben eine Vorgabe aus Rom; wir beschränken uns hauptsächlich auf kapuzinische-franziskanische Literatur und dann auf die spezifischen Sammlungsgebiete, die jede Provinzbibliothek hat. Das ist unser Orientierungsmaßstab.“ Die zeitliche Grenze liege bei 1850. Der restliche Bestand würde dann in der Regel frei, und das sei doch eine relativ stattliche Anzahl von Büchern, die an Dritte weitervermittelt werden können.
Robert Passini, Archivar der Salvatorianer in Wien, berichtete von den Erfahrungen, wenn ein „junger“ Orden (Gründung des Ordens der Salvatorianer im Jahr 1881) eine Niederlassung eines „alten“ Ordens übernimmt. So stellt sich ihm die Aufgabe das kulturelle Erbe der Barnabiten (Gründung 1626), im speziellen Fall des Bücherbestandes, zu dokumentieren und zu sichern. Er erläuterte den Umgang der Salvatorianer mit deren besonderem Büchererbe und wie sie den Bestand für die Zukunft sichern wollen.
Herr Michael Hammer Can.Reg. (Bibliothekar in Stift Reichersberg) und HR Dr. Paulus Wall (ehem. Referatsleiter der Direktion Kultur des Landes OÖ) berichteten anschaulich über das geplante Projekt, bestandserhaltende Maßnahmen in der historischen Stiftsbibliothek in Reichersberg durchzuführen. Sie befinden sich noch am Anfang des Projektes und planen zurzeit den Ablauf der vorzunehmenden Schritte. Bevor der eigentliche Bücherbestand von über 20.000 Bücher gereinigt werden kann, ist zuerst der allgemeine bauliche Zustand des Raumes zu überprüfen. Erst danach können weitere Schritte gesetzt werden. Das Vorhaben wird vom Bundesdenkmalamt begleitet und bei den Restaurierungsarbeiten fachliche Restauratoren hinzugezogen. Eine digitale Katalogisierung des gesamten Bücherbestandes wäre ein wünschenswerter Abschluss des Projektes.
Im Anschluss an die Veranstaltung tagte die Kommission für Theologische Spezialbibliotheken am 18. und 19. Juni 2019 zum Thema „Theologisch Digital!“. Ingo Glückler (Bibliotheksdirektor der Katolischen Privatuniversität Linz) führte durch das Programm. Dabei wurden Themen wie der „digitale Lesesaal“ und neue, elektronische Publikationsformen behandelt sowie Best Practice Beispiele aus verschiedenen Bibliotheken vorgestellt.
Veranstalter waren das Referat für die Kulturgüter der Ordensgemeinschaften Österreichs mit der ARGE Ordensbibliotheken (Fachreferentin Irene Kubiska-Scharl), die ARGE katholisch-theologischer Bibliotheken (AkthB) und die Kommission für Theologische Spezialbibliotheken der Vereinigung Österreichischer BibliothekarInnen (VÖB).
[rsonnleitner/kmayer]