Der Hl. Geist wird neues Leben erwecken
Die Jünger hatten sich eingeschlossen. Wir können uns dieses Bild gut vorstellen: Menschen ziehen sich zurück und lassen niemanden herein. Dazu müssen wir nicht unbedingt Türen verschließen. Wir können uns auch so unerreichbar machen. Oft sind Angst und Hoffnungslosigkeit der Grund für die Verschlossenheit von Menschen. Wer die Tür verriegelt, wer sich verschließt, erwartet nichts und niemanden mehr. So war es bei den Jüngern. Doch dann tritt ganz unerwartet Jesus, den sie tot glaubten, neu in ihre Mitte. Und in ihre Furcht und Verzweiflung hinein bringt er ihnen den Frieden. Das sagt er nicht nur so dahin. Er weist sich aus mit seinen Wunden. Der Auferstandene sagt ihnen mit der Vollmacht seines Leidens und Sterbens den Frieden zu.
Die Auferstehung können wir geschichtlich nicht greifen. Eines aber ist deutlich: die Verwandlung der Jünger von einer verängstigten, hoffnungslosen Schar in von Freude getragene Zeugen. Der Auferstandene lässt die Jünger aufstehen. Und er schickt sie zu den Menschen. Den Frieden Gottes empfängt niemand, um ihn nur für sich zu haben.
Was diese Zeugen zu den Menschen zu tragen haben, haben sie nicht von sich. Menschen können sich selbst und anderen nicht einreden, dass alles gut wird. Sie können nicht aus eigener Kraft Licht anzünden, das allem Dunkel widersteht. Ihr Atem kann nicht Leben schenken. Es ist der Atem des Auferstandenen, der ihnen eingehaucht wird und aus dessen Vollmacht sie den Menschen den Frieden, die Heilung ihres Lebens und die versöhnende Liebe Gottes zusagen sollen. Wie bei der Erschaffung der Welt die Menschen durch Einhauchen des Geistes Gottes lebendige Wesen wurden, so wird jetzt der Hl. Geist neues Leben erwecken.
Wir tragen diesen Frieden in unseren Herzen, obwohl auch uns Angst und Zweifel nicht fremd sind. Nicht immer erfüllt uns österliche Freude. Nicht immer erfahren wir uns stark gegen die Mächte, die uns und andere am Leben hindern. Es gehört zum Hl. Geist, dass wir ihn nie haben können, sondern uns ihn immer neu schenken lassen müssen. So bitten wir in jeder Eucharistiefeier aufs Neue diesen Geist. Wir rufen diesen Geist auf Brot und Wein herab, und bitten, dass beim Teilen dieser Gaben der Friede des Herrn auf alle Menschen kommen möge.
Amen
P. Erhard Rauch, 9. Juni 2019