Salvatorianische Pilgerreise nach Israel
Die Teilnehmer/-innen waren Mitglieder der röm.-kath. Pfarren der Stadt Temeswar, vor allem natürlich aus der Salvatorianerpfarre Elisabethstadt. Der Schwerpunkt lag auf den heiligen Stätten des Neuen Testaments. Wichtig war das Erlebnis der drei biblischen Landschaften: die Wüste, das fruchtbare Galiläa und die Stadt Jerusalem.
Üppiges Pflanzenwachstum in Galiläa. Der Feigenkaktus trägt schon Früchte. (c) Imogen Tietze
In Galiläa war unser Quartier der Zeltplatz der Benediktiner in Tabgha am See Genezareth. Mit allen Sinnen konnten wir die Umgebung in uns aufnehmen, in der Jesus Jahre seines Lebens verbrachte, das morgendliche Konzert der Vögel, darunter auch viele in Europa unbekannte Arten, die Düfte verschiedener Blüten, ein erfrischendes Bad im See Genezareth oder im Wasser der in Tabgha (Heptapegon = Siebenquell) entspringenden Quellen. Manche Teilnehmer empfanden den Ort als paradiesisch. Morgens nahmen wir an der Eucharistiefeier der benediktinischen Gemeinschaft in der Kirche der Brotvermehrung teil, noch bevor die Touristenströme den Ort überfluteten. Abends hielten wir Abendgebete in der Stille am Ufer des Sees. Natürlich tauchten auch wir ein in den Strom der Touristen und Pilger auf dem Berg der Seligpreisungen, in Kafarnaum, auf dem Berg Tabor, in Nazaret, in Kana.
Zu Füßen des Hl. Petrus in Kafarnaum. (c) Imogen Tietze
In der alten Synagoge in Nazaret, in der Jesus in seiner Kindheit und Jugend gebetet hat, aber war kein Mensch, als wir dorthin kamen. Sie liegt abseits der vielbesuchten Stätten, - Symbol des verborgenen Lebens Jesu in Nazaret. Auch in Magdala am See, dem Herkunftsort der Maria Magdalena, und in Sepphoris, wo der Heilige Josef in der Jugend Jesu mit einiger Wahrscheinlichkeit als Zimmermann arbeitete, war die Besucherzahl überschaubar. Da es im Winter in Israel viel geregnet hatte, führte der in Banyas, dem biblischen Caesarea Philippi, entspringende Quellfluß des Jordan viel Wasser. Wir folgten seinem tosenden Rauschen einige Kilometer lang zu Fuß und entdeckten zahlreiche interessante Bäume und Sträucher, die man sonst eventuell in eigens angelegten Bibelgärten findet.
Ein Besuch auf einem ehemals vom israelischen Militär benutzten Beobachtungspunkt im Golan und später verschiedene Fahrten durch die Westbank mit der Überquerung der Kontrollstellen, die für Touristen problemlos wirkt, für einheimische Palästinenser aber oft mit schikanösen Kontrollen verbunden ist, gaben Gelegenheit, auf die politischen Entwicklungen der letzten siebzig Jahre einzugehen.
Ehemaliger Beobachtungsposten des israelischen Militärs im Golan. (c) Imogen Tietze
Sehr deutlich wurde die Problematik des Verhältnisses der beiden Völker auch bei einem Besuch in Emmaus/ Qubeibeh, wo die Salvatorianerin Sr. Hildegard Enzenhofer uns das dortige beeindruckende Sozialprojekt der Salvatorianerinnen vorstellte.
Die Salvatorianerin Sr. Hildegard Enzenhofer (2. von rechts) mit der Reisegruppe vor dem Haus der Salvatorianerinnen in Qubeibeh. (c) Imogen Tietze
In Ermangelung von Pflegekräften für alte und behinderte palästinensische Frauen wurde dort eine Pflegefakultät gegründet, die heute eine guten Ruf im ganzen arabischen Raum hat.
Das Haus der Salvatorianerinnen in Qubeibeh. (c) Imogen Tietze
Im zweiten Teil unserer Reise waren wir im österreichischen Hospiz in der Altstadt von Jerusalem untergebracht. Auch wenn andere Pilgergruppen, die in Hotels in der weiteren Umgebung der Altstadt wohnen, ebenfalls auf den Gedanken kommen, morgens sehr früh das Heilige Grab in der Grabes- oder besser Auferstehungskirche zu besuchen, um nicht lange auf den Eintritt in die Grabkapelle warten zu müssen, und damit erst wieder Warteschlangen produzieren, so ergeben sich doch Möglichkeiten zu ungestörtem Gebet beim Heiligen Grab, wenn man so wie unsere Gruppe nach Wunsch jeden Morgen noch vor dem Frühstück zur Grabeskirche gehen kann. Manche aus der Gruppe haben diese Chance intensiv genutzt.
Am heiligen Grab. (c) Imogen Tietze
In der Geburtsgrotte in Betlehem konnten wir leider der langen Reihe der auf den Eintritt Wartenden nicht entgehen. In der Zeit unseres Besuchs war auch der muslimische Fasten- und Festmonat Ramadan, während dessen -zigtausende von Betern zum Tempelberg strömen. Vom Damaskustor Richtung Tempelberg herrschte deshalb öfters ein großes Gedränge. Derselbe Weg führt auch zur Westmauer, die von Juden zum Gebet aufgesucht wird. Auch dort waren manche aus unserer Gruppe mehrmals. Zur Zeit Jesu wird es zu den großen Wallfahrtsfesten nicht anders gewesen sein, wenn auch die Straßenzüge damals nicht den heutigen entsprachen. Die heutige Altstadt ist ja aufgebaut auf der römischen Aelia Capitolina, die nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. errichtet wurde. Im jüdischen Viertel der Altstadt sahen wir in der Ausgrabung eines Priesterhauses aus der Zeit des zweiten Tempels eine anschauliche Präsentation, wie es bei der Eroberung der Stadt durch die Römer zugegangen sein könnte. Der Schock dieser Ereignisse spiegelt sich auch in unseren Evangelien.
Wieder andere Eindrücke vermittelt die dritte biblische Landschaft, die Wüste, die in ihrer Macht und Kargheit alles menschliche Geltungsstreben als eitel erscheinen läßt.
Auf dem Massada-Felsplateau. (c) Imogen Tietze
Während der ganzen Reise beschäftigten wir uns immer wieder an den ent-sprechenden Orten mit den Bibelstellen, die auf die an diesen Orten stattgefundenen Ereignisse eingehen. Auch während unserer Gebetszeiten, welche wir in Jerusalem im Garten und in der Kapelle des österreichischen Hospizes hielten, wurden Bibelstellen reflektiert, die sich auf die an den Tagen besuchten Orte bezogen. Wenn es sich ergab, beteten wir an den biblischen Orten den „Engel des Herrn“. Ergänzt wurde dieses „geistliche Programm“ durch die Teilnahme an Eucharistiefeiern am See Genezareth, in der Dormitio-Abtei, im österreichischen Hospiz und in der Kirche des melkitischen Patriarchats in Jerusalem. Letztere im byzantinischen Ritus und in arabischer Sprache führte den Reiseteilnehmern anschaulich vor Augen, daß nicht alle Menschen, die arabisch sprechen, Muslime sind. Ein emeritierter melkitischer Bischof begrüßte uns sehr herzlich bei dieser Liturgiefeier. Er erkundigte sich, wie man in rumänischer Sprache sagt: „Der Friede sei mit euch.“, und fügte diesen Friedenswunsch an gegebener Stelle in die arabische Liturgie ein. Da die Melkiten mit Rom uniert sind, konnten wir auch die Heilige Kommunion empfangen. Es war ein tiefes Erlebnis.
Armenisch-arabisches Abendessen in Jerusalem. (c) Imogen Tietze
Natürlich waren die persönlichen Höhepunkte der Reise für jeden ein wenig unterschiedlich, aber für alle waren es unvergessliche Eindrücke.
Abendessen am Ort der Brotvermehrung. Jesus sagte: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Sie sagten zu ihm: „Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns.“ Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten, und alle aßen und wurden satt. (Mt 14,16-17.19-20). (c) Imogen Tietze
Text: Imogen Tietze
Header-Foto: Walkerssk (Pixabay)