Salvatorianer helfen Kindern in Venezuela
Salvatorianer berichtet aus Caracas
„Zu erzählen, wie wir in Venezuela leben, ist nicht einfach. Es ist ein täglicher Kampf", schreibt uns der Salvatorianer P. Luis Domingo. "Denn mit dem monatlichen, staatlichen Mindestlohn kann man Essen für gerade einen Tag kaufen. Venezuela durchläuft einen wirtschaftlichen Prozess, der jeden Tag zu mehr Armut führt. Kinder und Jugendliche leben teils auf der Straße. Es gibt viele Familien, die wegen der großen Auswanderungswelle zerfallen. Wir erleben, dass die Kriminalität zunimmt."
Besonders gravierend sind die Folgen für die Menschen in den Armenvierteln. In Catia, einem der größten Slums der Hauptstadt Caracas, können sich viele Menschen Lebensmittel kaum noch leisten. Der Schwarzmarkt floriert, doch die Preise sind horrend. Das Überleben ist schwer geworden.
Hungrige Kinder in Schulen
Dort steht die Pfarrschule El Vivero, eine Grund- und Mittelschule, die unsere salvatorianischen Mitbrüder seit mehreren Jahren betreuen. Mittlerweile sind dort die Alarmzeichen unübersehbar: Die 620 Kinder im Alter zwischen 4 und 17 Jahren kommen hungrig zur Schule. "Viele der Kinder leiden an Erschöpfungszuständen", berichtet uns Elizabeth Alfonso. "Die Kinder erzählen uns, dass sie kein Frühstück hatten, weil ihre Eltern die hohen Lebensmittelpreise nicht bezahlen können." Unterernährung, Kreislaufschwächen, Konzentrationsprobleme sind nur einige der Folgen. Manche Kinder kommen erst gar nicht mehr zum Unterricht.
Essensausgabe für Schulkinder
P. Luis Domingo und Elizabeth Alfonso haben sich nun mit einem Team aus sieben Salvatorianischen Laien zusammengeschlossen. Sie wollen Abhilfe schaffen und die Kinder mit einer kostenlosen Mahlzeit am Tag versorgen. Vitaminreiches Obst und Gemüse, etwas Fleisch, sättigendes Getreide und Brot sollen dafür sorgen, dass die Kinder wenigstens einmal am Tag alle wichtigen Nährstoffe erhalten. Galaxia Lezama, eine der sieben Laien, überwacht die Lebensmittelverarbeitung. Um alle 620 Schulkinder zu erreichen, wird im Zweischichtbetrieb gemeinsam mit 40 Eltern und Vertretern der Schule verteilt: Eine Gruppe erhält das Lebensmittelpaket aus Obst, Getränk und warmer Speise um 8 Uhr, eine weitere um 9:30 Uhr in der Schulaula.
Sorge um Waisenkinder
Doch nicht nur die Versorgung der Schulkinder, sondern auch die der 14 Jungen in unseren beiden Waisenhäusern bereiten P. Luis Domingo Sorgen. Das El Encuentro und das El Timon geben vernachlässigten Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort. Dort erfahren sie – oft zum ersten Mal in ihrem Leben - Aufmerksamkeit und Liebe. Ein professionelles Team aus Sozialarbeitern, Erzieherinnen und Psychologinnen kümmert sich um eine sorgsame Betreuung. "Wir werden uns weiterhin den Schwächsten widmen", schreibt uns P. Luis, "auch wenn wir viele Kräfte gegen uns haben." Denn auch hier muss die Lebensmittelversorgung aufrechterhalten werden.
Zuflucht statt Flucht
Wie wichtig die zwei Hilfseinrichtungen sind, kann an den einzelnen Erfolgen abgelesen werden. In den letzten 14 Jahren seit Bestehen der Einrichtungen haben 50 Kinder dort Unterschlupf gefunden. Mehrere Jugendliche konnten sogar ein Studium beginnen und abschließen. Etwa Abraham J., der vor 13 Jahren zu den Salvatorianern kam und letztes Jahr seinen Abschluss als Jurist machte. Oder Andersen L., der heute im 5. Semester Psychologie studiert. Beide Einrichtungen bewahren Kinder und Jugendliche vor einem Leben auf der Straße und bereiten sie auf ein Leben nach der Krise vor. Sie sollen im eigenen Land ein Leben in Würde und eine Zukunft haben.
Hier der Link zum aktuellen Rundbrief von Salvatorianer Weltweit